The Strain: "Night Zero" [2014]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. Juli 2014
Genre: Thriller / Fantasy / Horror

Originaltitel: The Strain: "Night Zero"
Laufzeit: 71 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Guillermo del Toro
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Corey Stoll, Mía Maestro, Sean Astin, David Bradley, Jonathan Hyde, Richard Sammel, Leslie Hope, Jack Kesy, Andrew Divoff, Jeffrey R. Smith, Natalie Brown, Ben Hyland, Roger R. Cross, Lance Henriksen


Kurzinhalt:
Der Anruf erreicht Dr. Ephraim Goodweather (Corey Stoll) in einer Besprechung mit seiner baldigen Ex-Frau bezüglich des Sorgerechts um ihren Sohn Zach (Ben Hyland). Als Einsatzteam des Seuchenschutzzentrums werden er, seine Kollegin Nora Martinez (Mía Maestro) und Jim Kent (Sean Astin) an den New Yorker Flughafen gerufen, wo eine Maschine nach der Landung jeglichen Kontakt nach außen abgebrochen hat und seither auf dem Vorfeld steht. Im Innern finden Nora und Ephraim die mehr als 200 Passagiere tot vor – nur bei vieren zeigen sich überraschenderweise Lebenszeichen.
Während die Öffentlichkeit Antworten verlangt, sind Ephraim und seine Kollegen bemüht herauszubekommen, was diese Epidemie ausgelöst haben könnte. Dabei fällt dem Verantwortlichen des Flughafens Bishop (Andrew Divoff) eine große Kiste auf, die sich im Frachtraum des Flugzeugs befunden hat, aber nicht gelistet ist. Kurz darauf wendet sich der Pfandleiher Abraham Setrakian (David Bradley) mit einer Warnung an Goodweather, dass es noch nicht zu spät sei. Noch bevor Ephraim ihn ernst nimmt zeigt sich, dass andere Mächte am Werk sind, als er bislang glaubte ...


Kritik:
Mit The Strain adaptiert Guillermo del Toro die von 2009 bis 2011 erschienene Romantrilogie, die er zusammen mit Chuck Hogan verfasst hat, als Fernsehserie. Wenn der Pilotfilm Night Zero ein Indiz dafür ist, was den Zuschauer die kommenden Jahre erwarten wird, können sich Horrorfans auf ein wenig zimperliches Wochenprogramm einstellen, das dem bekannten Genre durchaus neues Leben einhaucht. Ob sich dafür jedoch ein Publikum finden lässt, steht auf einem anderen Blatt.

Dabei ist es für Interessierte hierzulande überaus erfreulich, dass die verantwortlichen Studios nach einem Jahrzehnt endlich mit der Technik Schritt halten und beinahe zeitgleich zum US-Start von The Strain die Episoden als Video on Demand anbieten. Das iTunes-Angebot ist dabei nicht wirklich günstig, wartet aber zumindest in zwei Fassungen, einmal mit und einmal ohne Untertitel auf. Bis auf zwei grobe Patzer ist die Untertitelung auch durchaus gelungen, zumal die Geschichte oft mehr auf stimmungsvolle Bilder und eine unheimliche Atmosphäre setzt, so dass die Zuseher nicht ständig am Mitlesen sind.

Der Beginn der Geschichte erinnert dabei an viele Mysteryserien, mit einem Flugzeug, zu dem nach der Landung jeglicher Kontakt abgerissen ist. Dr. Ephraim Goodweather vom Seuchenschutzzentrum in New York ist mit seiner Kollegin Martinez der erste, der das Flugzeug betritt. Bis auf vier Passagiere sind alle tot, doch was sie getötet hat, bleibt ein Rätsel. Parallel erzählt Night Zero von den exzentrischen Eldritch Palmer und Thomas Eichorst, die vom Anbruch einer neuen Zeit sprechen, während der Pfandleiher Abraham Setrakian die Anzeichen erkennt und sich mit all seiner Kraft zum Flughafen schleppt. Er versucht Goodweather und seine Kollegen zu warnen, dass sie nicht wissen, womit sie es zu tun haben und dass es noch nicht zu spät sei, ihn aufzuhalten.

Von wem er spricht, davon kann man sich als Zuseher bereits ein schemenhaftes Bild machen, denn dass das seltsame Wesen, das sich in einem beinahe drei Meter langen, mit Erde gefüllten Sarg im Frachtbereich des Flugzeugs befunden hat, Auslöser des Ganzen sein muss, steht außer Frage. Am Ende des nur 71 Minuten langen Pilotfilms ist lediglich klar, dass nicht alles so ist, wie es scheint und dass viele der Beteiligten nicht nur für eine Seite arbeiten. Kenner der Vorlage werden wissen, worum sich die Serie im Endeffekt drehen wird, auch wenn die Zusammenhänge hier noch unklar sind.

Dass sich The Strain an ein erwachsenes Publikum richten wird, sieht man bereits an den teils heftigen Gewalteinlagen, die zwar hinter manch andere TV-Horror-Serien zurückfallen, doch dürfte es angesichts einer Einstellung zweifelhaft sein, ob die FSK-Freigabe wie bei iTunes vermutet "ab 16 Jahren" zu halten sein wird. Ob diese Szene hätte sein müssen, sei dahingestellt und es wird sich im Lauf der Staffel zeigen, wie weit die Macher hier werden gehen wollen.

Dafür können die Produzenten auf eine namhafte Besetzung zurückgreifen, angeführt von Corey Stoll und Mía Maestro, deren Figuren ebenso wie Sean Astins Jim genügend Ecken und Kanten bieten, um auch in den kommenden Episoden zu interessieren. Wie sich das mit den vier Überlebenden verhalten wird, bleibt abzuwarten. Ebenso in Bezug auf die mysteriöse Gruppe, deren Vertreter Palmer und Eichorst nur die Spitze des Eisbergs zu sein scheinen. Die Menge an Figuren, die in den 70 Minuten vorgestellt werden, verdeutlicht, dass die Autoren noch mehr mit ihnen vorhaben werden und sollte The Strain das Tempo, die Stimmung und den sichtbar hohen Produktionswert beibehalten können, steht dem auch nichts im Weg.


Fazit:
Ob die Produzenten aus dem Potential zu schöpfen wissen, das ihnen die Erfinder del Toro und Hogan mit auf den Weg geben, wird sich erst nach der ersten Staffel weisen, für die 13 Episoden vorgesehen sind. Der Pilotfilm überzeugt durch die Darsteller und die düstere, unheilvolle Geschichte, die dem bekannten Fantasy-Horror-Genre durchaus neue Facetten verleiht. Ob er in einigen Momenten so grafisch gewalttätig hätte sein müssen, darf bezweifelt werden und auch wenn sich die Serie an erwachsene Zuschauer richtet, man kann nur hoffen, dass solche Spitzen nicht in jeder Episode vorkommen werden.
Für Fans komplex aufgebauter Mystery-Serien ist The Strain zum Mitgrübeln, wie die verschiedenen Elemente wohl zusammenhängen werden und auch, wohin sich der virale Ausbruch, der hier seinen Lauf nimmt, entwickeln wird. Die Buchtitel der Teile zwei und drei lassen Einiges erahnen. Night Zero schafft es als Auftakt, dass man durchaus daran interessiert ist, diese auch umgesetzt zu sehen.