Westworld [1973]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Mai 2013
Genre: Science Fiction / Thriller

Originaltitel: Westworld
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1973
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Michael Crichton
Musik: Fred Karlin
Darsteller: Yul Brynner, Richard Benjamin, James Brolin, Norman Bartold, Alan Oppenheimer, Victoria Shaw, Dick Van Patten, Linda Gaye Scott, Steve Franken, Michael T. Mikler, Terry Wilson, Majel Barrett


Kurzinhalt:
Für Peter Martin (Richard Benjamin) ist es der erste Besuch in Delos, einem Vergnügungspark mit drei Themenwelten. Sein Freund John (James Brolin), der ihn begleitet, war bereits in "Westworld", der Wildwest-Abteilung von Delos. Darin haben die Betreiber die Welt von 1880 realistisch wiederauferstehen lassen. Samt Saloons, Cowboys und einem Sheriff, der immer dann für Recht und Ordnung sorgt, wenn er stark genug ist, sich gegen die Angreifer zu wehren. Um die Illusion perfekt zu machen, ist Delos mit Robotern bevölkert, die von Menschen kaum zu unterscheiden sind. So können sich die Besucher mit ihnen prügeln, oder gar ein Duell liefern, ohne jemanden zu verletzen. Auch die Saloon-Damen erfüllen auf diese Weise jeden Wunsch.
Doch der verantwortliche Techniker (Alan Oppenheimer) beobachtet eine steigende Anzahl von Fehlfunktionen bei den Maschinen, die entweder Befehle verweigern, oder gar ihre Programmierung ändern. Nachdem Peter einen Revolverhelden (Yul Brynner) mit mehreren Schüssen getötet hat, erscheint dieser am nächsten Tag erneut und sinnt auf Rache. Als die Techniker im Rahmen einer Notabschaltung den gesamten Strom abstellen, geraten die batteriebetriebenen Roboter außer Kontrolle. Und so wird Peter von dem Revolverhelden verfolgt, der stärker und zielsicherer ist als er selbst ...


Kritik:
Sieht man sich den inzwischen vierzig Jahre alten Science Fiction-Thriller Westworld an, kann man auf Anhieb zwei Genres nennen, die der Film nachhaltig beeinflusst hat. Aber so interessant die Ausgangslage ist, so neuartig damals die Idee, es gelingt Regisseur und Autor Michael Crichton nicht, dies packend umzusetzen. Ob dies der Inszenierung der damaligen Zeit geschuldet ist, sei dahingestellt. Letztlich liegt es an zu wenigen Charakteren, mit denen man mitfiebert, als dass dieses Horrorszenario wirklich fesselt.

Angesiedelt in einer nicht näher bestimmten Zukunft, erwartet wohlhabende Menschen in Delos ein unvergesslicher Urlaub. Hierbei handelt es sich um einen Erlebnispark, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Unterteilt in drei Bereiche, das Mittelalter, die Zeit des alten Roms oder der Wilde Westen, kann der betuchte Besucher für 1.000 Dollar pro Tag jene Zeit nacherleben mit allem, was dazugehört. Seien es die dekadenten Ausschweifungen, die raue Zeit des Mittelalters, in der sich der Burgherr nahm was und welche Frau er wollte, oder das Recht des Stärkeren oder Schnelleren im Jahre 1880 im mittleren Westen. Damit sich die Gäste rundum wohlfühlen, griffen die Erbauer von Delos auf Roboter zurück, die ihre Rollen perfekt verkörpern. Von Menschen so gut wie nicht zu unterscheiden ergeben sie sich in ihr Schicksal oder können so programmiert werden, dass sie im Zweikampf immer den Kürzeren ziehen. Immerhin wird nur ein glücklicher Gast zurückkehren.
Sieht man sich an, wie viele Menschen, die es sich leisten können, Urlaub in einer Umgebung machen, die entweder alten Zeiten entspricht, oder aber einen krassen Gegensatz zu ihrem sonstigen Alltag bietet (der vielgerühmte, traditionelle Bauernhof ist hierbei noch die gewöhnlichste Wahl), ist die Ausgangslage von Westworld nicht weit hergeholt. In den großen Vergnügungsparks schmücken Roboter viele Attraktionen, auch wenn sie (noch) nicht mit den Besuchern interagieren.

Doch die Geschichte von Peter und John, die in Delos ihren Urlaub genießen wollen, wäre nicht interessant, wenn alles reibungslos vonstattengehen würde. So beobachtet der verantwortliche Aufseher, dass die Zahl der Fehlfunktionen der Maschinen sprunghaft angestiegen ist. Dies äußert sich darin, dass manche Roboter auf Befehle nicht mehr reagieren oder gar ein Eigenleben entwickeln – bis ihre Batterie zur Neige geht. Dies erfährt Peter, für den es der erste Besuch in Delos ist, am eigenen Leib. Nachdem er einen Revolverhelden erschossen hat und dieser über Nacht repariert wurde, bedroht er am nächsten Morgen John, um an Peter Rache zu nehmen. Auch diesmal können sich beide wehren, doch am nächsten Tag steht ihnen der Revolverheld erneut gegenüber. Zeitgleich entschließen sich die Techniker für eine Notabschaltung – doch die hat nicht den gewünschten Effekt angesichts der Fehlfunktionen. Während sie selbst in der Falle sitzen, befolgen die Roboter im Park ihre letzten Befehle. So sieht sich ein Gast einem Duell mit einem Ritter gegenüber, der viel schneller und stärker ist als er selbst. Und Peter gerät erneut ins Fadenkreuz des Revolverhelden.

Eine abgewandelte Form des Vergnügungsparks, in dem sich die Attraktionen gegen die Besucher richten, verarbeitete Michael Crichton schließlich in DinoPark [1990], überaus erfolgreich verfilmt unter dem Originaltitel Jurassic Park [1993]. Und auch die Idee des beinahe unbesiegbaren Roboters spiegelt sich mit großen Ähnlichkeiten in Terminator [1984] wider. Das Thema der weit fortgeschrittenen Technik, die trotz aller Sicherheitsvorkehrungen scheitert und gegen die sich die Menschen wehren müssen, griff Crichton immer wieder auf, so dass seine Handschrift in Westworld deutlich sichtbar ist.
Den Ursprung in den 1970er Jahren merkt man weniger an der gezeigten Mode oder Technik, als daran, dass die Idee mehr interessiert, als die Figuren, die sie zum Leben erwecken. So bleibt der von James Brolin gespielte John so blass und seine Mimik so leblos, dass man den Eindruck gewinnen könnte, er wäre selbst ein Roboter und zuvor von Delos geflohen. Man kann sich sogar vorstellen, wie er zurückkehrt, um seine Artgenossen zu befreien – doch in eine solche Richtung entwickelt sich die Story leider nicht. Stattdessen wird sie strikt bis zu einem Ende erzählt, das viele Nebenfiguren auf halber Strecke vergisst.

Die Atmosphäre ist dabei durchaus beunruhigend und die Darbietung von Yul Brynner als Revolverheld und somit Vorbild dessen, welche Rolle Arnold Schwarzenegger weltberühmt gemacht hat, beeindruckend und bedrohlich zugleich. Doch während schon die actionreichen Momente nach kaum einem Spannungsaufbau in Zeitlupe gezeigt werden, verliert sich auch die Kritik an einer Gesellschaft, die lebensnahe Roboter einsetzt und man so kaum mehr zu unterscheiden weiß, ob man nun einen Menschen oder eine Maschine vor sich hat, zu rasch. Die Ausgangslage von Westworld ist bestechend einfach und dennoch überzeugend. Vor allem scheint sie nach so langer Zeit vielleicht greifbarer als damals. Nichtsdestoweniger ist die Umsetzung, obwohl nie langweilig, nur selten packend.


Fazit:
Kann ein Film großartige Werke beeinflussen, ohne selbst eines zu sein? Michael Crichtons erster Kinofilm besticht mit einer ebenso einfachen wie einprägsamen Idee. Was, wenn sich die Roboter eines Erlebnisparks gegen die Besucher richten? Oder vielmehr, was wenn ihre Programmierung grundlegend versagt? Eine Erklärung hierfür liefert der Film nicht, was am Ende den Raum für Spekulationen offen lässt. Und doch ist es nicht schwer zu sehen, weswegen von einem Remake schon seit vielen Jahren immer wieder gesprochen wird.
Was Westworld angestaubt wirken lässt, ist nicht die Prämisse, die heute ebenso gut funktionieren würde wie damals. Auch nicht die Technik, sondern vielmehr die Umsetzung. Kommt die Story um die Fehlfunktionen der Roboter erst einmal in Fahrt, ist sie auch schon vorbei. Statt eines Aufbaus, der die Hilflosigkeit Peters greifbar macht, konzentriert sich das Skript auf seinen Gegner. Dass es keine Figur gibt, mit der man tatsächlich mitfiebert, macht es auch schwer, als Zuschauer wirklich mitgerissen zu werden. Science Fiction-Fans sollten sich somit eher auf die Ausgangslage der Story einlassen, deren Durchführung emotional aber nicht mitnimmt.