Takers [2010]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Mai 2013
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Takers
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John Luessenhop
Musik: Paul Haslinger
Darsteller: Idris Elba, Michael Ealy, Chris Brown, Hayden Christensen, Paul Walker, Matt Dillon, Jay Hernandez, T.I., Zoe Saldana, Steve Harris, Marianne Jean-Baptiste, Johnathon Schaech, Gaius Charles, Zulay Henao, Glynn Turman, Nicholas Turturro, Isa Briones


Kurzinhalt:
Polizist Jack Welles (Matt Dillon) wird mit seinem Partner Eddie Hatcher (Jay Hernandez) zum Schauplatz eines spektakulären Bankraubes gerufen. Doch die Überwachungskameras lassen bei den maskierten Tätern keine Gesichter erkennen. Die Truppe bestehend aus Gordon (Idris Elba), den Brüdern Jake (Michael Ealy) und Jesse (Chris Brown), sowie A.J. (Hayden Christensen) und John (Paul Walker) möchte zwar erst die Früchte ihrer letzten Arbeit genießen, doch dann wird ihr ehemaliges Mitglied Ghost (T.I.) vorzeitig aus der Haft entlassen. Er wurde bei einem vorangegangenen Raub geschnappt, hat seine Kollegen allerdings nicht verraten. Und nicht nur, dass er seinen Teil der damaligen Beute beansprucht, er hat für sie auch einen neuen Job, bei dem mehr zu holen ist, als je zuvor.
Auch wenn die fünf Ghost misstrauen, nicht nur, weil inzwischen Jake mit Ghosts alter Freundin Lilly (Zoe Saldana) liiert ist, die Aussicht auf so viel Geld ist einfach zu verführerisch. Die Vorbereitungszeit ist ausgesprochen kurz, zumal Gordon mit seiner Schwester Naomi (Marianne Jean-Baptiste) abgelenkt ist, die eigenmächtig die Entzugsklinik verlässt. Aber sie wissen auch noch nicht, dass die Polizisten ihnen auf den Fersen sind. Und das, obwohl Jack ins Visier von internen Ermittlungen geraten ist ...


Kritik:
Der Regisseur Michael Mann sollte sich geschmeichelt fühlen – seine Filme Heat [1995] und Collateral [2004] waren offensichtlich die größte Inspiration für Takers. Aber wo den Zuschauer in Heat geschliffene Dialoge und gebrochene Figuren erwarten, gibt es hier nur abgegriffene Sprüche zu hören und Charaktere, deren Biografie sich jeweils in höchstens 15 Wörtern zusammenfassen lässt. Besticht Collateral durch eine kühle und fremd-vertraute Optik mit Neonfarben, die man so vibrierend selten gesehen hat, fällt in Takers der billige Videolook auf, der auch durch die ruckelnden Zeitlupen nicht besser wird. Dabei ist die erste Stunde von Takers unterhaltsam, wenn auch vorhersehbar. Doch in den letzten 30 Minuten folgt der Film seinem Flair einer x-beliebigen Videoproduktion und gibt sich ganz den Klischees hin, die von Anfang an vorbereitet wurden. Dass man dabei nicht einmal die grundsätzlich guten Ideen für die Actionsequenzen genießen kann liegt ebenso an der unvorteilhaften Kameraarbeit wie an der unpassenden und mitunter schlicht grausigen Musik.

Die Geschichte stellt dabei die üblichen Parteien vor, die für eine solche Art Film gebraucht werden: Einerseits in Form des von Matt Dillon leidlich engagiert verkörperten Polizisten Jack Welles eine gebrochene Figur, dessen Partner Eddie trotz Schicksalsschlägen eine Muster-Karriere vorzuweisen hat. Und andererseits eine Gruppe Bankräuber, die ebenso gut organisiert wie skrupellos sind. Dass sie nach jedem Diebstahl einen gewissen Prozentsatz spenden, soll die Zuschauer wohl auf ihre Seite ziehen. Nachdem ihr ehemaliger Räuberkollege Ghost aus dem Gefängnis entlassen wird, bietet er der Gruppe einen neuen Job an. Und auch wenn sie für gewöhnlich ein Jahr mindestens zwischen ihren Aufträgen vergehen lassen, die Beute ist einfach zu verlockend, so dass sie ihre Prinzipien und ihre Skepsis gegenüber Ghost über Bord werfen.
Dass Lilly, Ghosts Freundin vor seinem Gefängnisaufenthalt, inzwischen mit Jake aus der Gruppe verlobt ist, gehört zu den schier unerschöpflichen Klischees der Story. Auf die Idee, dass es Ghost um mehr als nur das Geld gehen könnte, kommen sie vor lauter Gier nicht.

Das bedauerliche an Takers ist, dass insbesondere die Ermittlung durch Jack und Eddie recht gelungen ist. Sie beginnt mit kleinen Brotkrumen und führt sie von einem Hinweis zum nächsten. Dass sie die Verbrecher dabei schneller einholen, als die ihren nächsten Coup vorbereiten können, wäre durchaus spannend. Nur fühlt man sich bei den Gesprächen, die sie dabei führen, an eine Parodie erinnert. Die interessante Frage, wie es solchen Räubern gelingt, an Originalbaupläne des U-Bahn-Netzes heranzukommen, oder an die Wagen oder Ausrüstung der Straßenmeisterei, blendet der Thriller vollkommen aus. Über die fünf Mitglieder der Gruppe erfährt man nicht viel mehr, als dass manch einer schon im Gefängnis war (oder kurz davor). Von den wenigsten überhaupt einen vollen Namen, oder wie lange sie mit diesen Raubzügen schon ihren Lebensunterhalt verdienen. Stattdessen konzentriert sich das Skript auf eine familiäre Angelegenheit bei Anführer Gordon, die aber ebenso wenig notwendig ist, wie den familiären Hintergrund von Polizist Jack aufzuwühlen, nur um dann doch nichts daraus zu machen.

So unverständlich das ist, ärgerlich ist die handwerkliche Umsetzung. Selbst die größte Actionszene im Film, die aus einem anderen Caper-Thriller (also Raub-Thriller) entliehen ist – wenn auch mit namentlicher Quellenangabe –, bei der nicht die Räuber zum Geldtransporter, sondern der Transporter zu den Räubern kommt, ist so fahrig und orientierungslos gefilmt und geschnitten, dass es keinen Spaß macht zuzusehen. Sogar die eigene Idee, welche die Macher hier einbringen, wird verwackelt und mit ständigen Staubwolken eingefangen. Die kurz danach anschließende Verfolgungsjagd zu Fuß würde ebenso viel Potential bieten, leidet aber unter derselben unruhigen Umsetzung. Hier versucht sich Takers am unter anderem in James Bond 007 - Casino Royale [2006] gesehenen Freerunning mit einem Hochhaus als Parcours. Doch kein einziger Sprung, kein Stunt wird am Stück gezeigt, jede Bewegung wird mehrmals zerschnitten und eine Übersicht dem Zuschauer vorenthalten.

Auch Komponist Paul Haslinger, der vier Jahre lang Mitglied der Band Tangerine Dream gewesen ist, orientiert sich an Michael Manns einflussreichen Filmen. Doch wirken seine Rhythmen hier nie packend, die säuselnde Seelenwanderung während zweier Sequenzen am Ende vollkommen unpassend und seine Musik nie unterstützend zum jeweiligen Moment. Kurzum, was den Bildern nicht gelingt, wird durch den Soundtrack zielgerichtet zerstört.
Dem schließt sich die deutsche Synchronisation nahtlos an, die nicht was die Auswahl der Sprecher, sondern die Abmischung angeht, an eine mittelmäßige Videoveröffentlichung erinnert. So klingen die Figuren immer gleich, ob drinnen oder draußen, unterirdisch oder auf dem Dach. Die Umgebungsgeräusche lassen zudem keine Atmosphäre aufkommen.


Fazit:
Weswegen eine Figur während einer aufwändigen Actionsequenz die Handlungen eines anderen Bandenmitglieds minutiös für das Publikum kommentieren muss, ist schon mehr als fraglich. Weswegen sich diese Person, die nur ein paar Meter von der Szenerie entfernt steht, nicht in Sicherheit bringt (oder eingreift), sondern überhaupt stehen bleibt, macht die absurden Verhaltensweisen in Takers offensichtlich. Der Thriller versucht sich an Genregrößen wie Heat, ist diesen aber weder inhaltlich noch handwerklich gewachsen.
Während das eingangs wenigstens noch unterhaltsam ist, auch wenn die Musik gegen Spannung und Stimmung arbeitet, begibt sich die Story im letzten Drittel auf einen inhaltlichen Sinkflug, den nur die klischeebeladenen Dialoge einzuholen vermögen. Die verharmlosten Gangster stehlen, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Ihr Film stiehlt einem nur die Zeit – und die gibt einem niemand wieder.