X-Men [2000]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 05. Mai 2006
Genre: Fantasy / Action

Originaltitel: X-Men
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Bryan Singer
Musik: Michael Kamen
Darsteller: Hugh Jackman, Patrick Stewart, Ian McKellen, Famke Janssen, James Marsden, Halle Berry, Anna Paquin, Tyler Mane, Ray Park, Rebecca Romijn, Bruce Davison, Matthew Sharp


Kurzinhalt:
Für Senator Kelly (Bruce Davison) gleicht es einer Epidemie: Immer mehr Menschen fallen einer plötzlichen genetischen Mutation zum Opfer und entwickeln übermenschliche Fähigkeiten. Manche entwickeln eine unnatürliche Stärke, andere können durch Wände gehen oder durch Gedankenkraft Eis oder Feuer erzeugen. Von diesen Fähigkeiten alarmiert verlangt der Politiker eine Registrierungspflicht der Mutanten samt ihrer Kräfte und stößt dabei bei der Bevölkerung auf offene Ohren.
Für Professor Xavier (Patrick Stewart), einer der mächtigsten Mutanten, sind das Forderungen, derer sich Minderheiten immer wieder unterwerfen müssen. Er gründete hierfür eine Schule, in der abgeschirmt von der Öffentlichkeit junge Mutanten lernen können, ihre Fähigkeiten zu entdecken, sie zu kontrollieren und zum Nutzen der Menschheit einzusetzen. Er hofft darauf, dass die Menschheit die Mutanten akzeptieren wird und erkennt, dass es sich hierbei lediglich um einen weiteren Evolutionsschritt handelt. Sein Jugendfreund Magneto (Ian McKellen) ist bei weitem nicht so optimistisch. Er hat, von seiner traumatischen Kindheit in einem Konzentrationslager geprägt, die Hoffnung in die Menschheit verloren und einen Plan ersonnen, die Lücke zwischen Mutanten und Menschen zu schließen, wofür er auch bereit ist, Unschuldige auf beiden Seiten zu opfern. Nun liegt es an den X-Men, einer Gruppe erfahrener Mutanten von Xaviers Schule, darunter Storm (Halle Berry), Dr. Jean Grey (Famke Janssen) und Cyclops (James Marsden), Magneto aufzuhalten.
Der scheint aus unerfindlichen Gründen ein Auge auf Wolverine (Hugh Jackman) geworfen zu haben, einen Mutanten, der eher unfreiwillig zu Xaviers Schule kommt und sich an seiner Vergangenheit nur Bruchstückhaft erinnern kann – dabei gilt Magnetos Aufmerksamkeit nicht dem Einzelgänger Wolverine, sondern seiner jungen Begleiterin, die gerade erst ihre Fähigkeiten entwickelt hat ...


Kritik:
Wer sich heute daran machen möchte, sich in das Comic-Universum der X-Men einzuarbeiten, benötigt nicht nur sehr viel Zeit, sondern ebenso viel Geduld und einen umso größeren Geldbeutel. Von Stan Lee und Jack Kirby erfunden, feierte die Comic-Reihe The X-Men im September 1963 ihre Premiere, fand aber im Januar 1970 ein frühes Ende, nachdem die Verkaufszahlen nicht dem entsprochen hatten, was sich der Verlag Marvel davon erhofft hatte. Ab 1975 wurde das Comic mit einem neuen kreativen Team wieder zum Leben erweckt und wandelte sich bereits in den frühen 1980er Jahren zu einem der meistgelesenen Comics der USA. Es folgten über ein Dutzend Spin-Off-Comics, wobei das Original in The Uncanny X-Men umbenannt wurde, TV-Serien und die bei Comics üblichen anderen Publikationen, die über mehrere Hefte dauernden Handlungsstränge zusammenfassten oder Storyarcs separat beinhalteten.
Hinter den Kulissen wechselten mehrfach die Autoren und die Zeichner, wobei die Verantwortlichen stets darum bemüht waren, das eigentliche Thema des Comics zu erhalten. So beschäftigt sich der Kampf der X-Men vorrangig mit dem Gedanken der Diskriminierung und das aus keinem anderen Grund, weil die Mutanten anders sind als der Rest der Menschheit. In der Comic-Vorlage bezogen die Autoren diese Diskriminierung auf die vielfältigsten Themengebiete, allen voran Rassismus und Antisemitismus (zumal der Erz-Bösewicht der X-Men, Magneto, auch laut Comic ein Überlebender des Holocaust ist), aber auch Homosexualität wurde thematisiert (und in der Tat sind einige Charaktere im Comic bekennend homosexuell), ebenso wie AIDS und andere zeitgemäße Themen. Nicht zuletzt durch diese Aktualität sprechen die X-Men-Comics heute wie damals eine treue Leserschaft an, eine Fangemeinde, die auch Filmemacher Bryan Singer, der sich wie Hauptdarsteller Ian McKellen ebenso zu seiner Homosexualität bekennt, nicht enttäuschen wollte.

Ob die Fans von der Filmumsetzung dennoch negativ überrascht wurden, müssen diejenigen entscheiden, die mit der Comic-Reihe groß geworden sind, als Film an sich gelingt X-Men aber das Kunststück, eine hintersinnige Geschichte vor einem optisch beeindruckenden Vordergrund zu erzählen. Dabei nutzen die Autoren gekonnt Metaphern und Figuren der Vorlage, um die Filmumsetzung ebenso vielschichtig und ausdrucksstark zu gestalten. Wie viel hiervon letztlich vom einzigen aufgeführten Skriptautor, David Hayter, stammt ist schwer zu sagen, immerhin gab es über zwei Dutzend Drehbuchfassungen und ein halbes Dutzend Autoren, die daran beteiligt waren.
Die Einführung des komplexen X-Men-Universums gelingt dem Drehbuch dabei sehr gut, zumal man als Zuschauer mehrere Figuren auf ihrem Weg in die komplexen Verschachtelungen begleiten darf. So wird man zusammen mit Rogue darauf vorbereitet, wie das Leben eines Mutanten prinzipiell aussehen kann, wohingegen man mit Wolverine Professor Xaviers Schule und den Konflikt zwischen den X-Men und Magnetos Schergen näher gebracht bekommt. Man wird gleich zu Beginn mit einer Vielzahl von Figuren konfrontiert und dem Thema des Films näher gebracht, wobei aufmerksame Zuschauer die Parallelen zwischen der Rede Senator Kellys zu einer Liste bekannter Mutanten und einer tatsächlichen Rede Senator Joseph McCarthys über eine Liste bekannter Kommunisten in den USA zur Zeit des kalten Krieges bemerken werden, die durchaus beabsichtigt sind und nochmals verdeutlichen, dass die Verfolgung einer Gruppe Menschen auf Grund einer anderen Gesinnung oder Herkunft traurigerweise nach wie vor aktuell ist und nicht auf den Zeit des Holocaust beschränkt war, der hier auf sehr plastische Weise als Einführung hergenommen wird.
Auf Grund der vielen Figuren und der verstrickten Handlung benötigt das Drehbuch jedoch eine gewisse Zeit, ehe absehbar wird, worauf Magnetos Pläne schließlich hinaus laufen, und gerade zu Beginn des letzten Drittels, wenn sich die Ereignisse überschlagen, wirkt das Skript unnötigerweise schnell erzählt wohingegen die Exposition sehr ausführlich geraten ist.
Nichtsdestotrotz überrascht die Vorlage durch eine überraschend komplexe und aktuelle Geschichte, die als Gerüst für einen fantasylastigen Comic-Film dient; die Verschmelzung der ernsten Thematik mit dem Comic-Flair scheint im ersten Moment etwas unpassend, hebt aber einerseits X-Men von vielen Genrekollegen ab und fängt gleichzeitig die Aussagen der Comic-Vorlage gekonnt sein. Während es bei den vielen Figuren kaum etwas zu bemängeln gibt, hätte das Drehbuch lediglich die Einführung derselben etwas straffen und dafür die Vorbereitung des Finales etwas ausführlicher gestalten können.

Auch wenn X-Men dank Theater- und Schauspielgrößen wie Patrick Stewart und Ian McKellen von vorneherein mit bekannten Namen aufwarten konnte, war die Comic-Verfilmung zweifelsohne der Durchbruch für Wolverine-Darsteller Hugh Jackman, der für die Rolle aber gar nicht vorgesehen war. Der ursprünglich gecastete Dougray Scott musste seine Beteiligung dann allerdings für Mission: Impossible II [2000] absagen, und so kam Jackman erst eineinhalb Monate nach Drehbeginn zum Team – was auch der Grund dafür ist, weswegen sich sein Erscheinungsbild im Laufe des Films etwas wandelt, immerhin konnte er erst dann mit dem Muskeltraining beginnen und führte dies während der Dreharbeiten weiter. Zusätzlich musste sich Jackman einem speziellen Zweikampf-Training unterziehen, um mit den Wolverine-Klauen umgehen zu können. Gelungen ist ihm das insofern, als dass seine Figur von Beginn an nicht wirklich sympathisch erscheint, aber auch nie unsympathisch wirkt. Vielmehr ist man als Zuschauer an seiner Geschichte interessiert und muss mit Bedauern feststellen, dass sie gar nicht Teil dieses Franchise-Auftakts ist. Dass Jackman kalte Duschen dafür nutzte, sich in Stimmung für die Figur zu bringen, nimmt man ihm spätestens dann ab, wenn das Finale beginnt und man ihn wirklich in Aktion sehen darf.
Die eigentlichen Stars des Films sind aber Patrick Stewart und Ian McKellen, deren gemeinsame Auftritte, obgleich nicht zahlreich, doch die Höhepunkte der Geschichte darsteller. Sie verleihen der Geschichte beide durch ihre charismatische und überzeugende Verkörperung einen edlen Glanz und eine Glaubwürdigkeit, die gerade durch den ersten Hintergrund der Story noch verstärkt wird. Insbesondere McKellen, der kurz zuvor in Bryan Singers Der Musterschüler [1998] einen Nazi-Verbrecher spielte, hier in der entgegengesetzten Rolle besetzt, ist sehenswert und dominiert klar alle Szenen, die er beispielsweise mit Jackman oder Tyler Mane bestreitet.
Viele Darsteller hatten allerdings beträchtliche Schwierigkeiten mit den Kontaktlinsen, die ihre Figuren erforderten; Rebecca Romijn, die nicht nur zwei Drittel ihres Körpers durch Prothesen bedecken, und sich anschließend mit Farbe einsprühen lassen musste, sondern außerdem gelbe Kontaktlinsen trug, konnte mit ihnen nur noch einen Bruchteil der eigentlichen Umgebung sehen und musste sie nach nur einer Stunde Tragezeit auch wieder entfernen. Halle Berry empfand ihre ursprünglich gedachten Linsen als so unangenehm, dass fortan darauf verzichtet wurde und für den Rest der Produktion auf Computereffekte zurückgegriffen wurde. Tyler Mane trug seine Kontaktlinsen einmal zu lange und musste anschließend ärztlich behandelt werden (und trug eine Augenbinde). Dass die Darsteller allesamt motiviert waren, ist somit offensichtlich, auch wenn Tyler Mane (inzwischen immer wieder in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen) sein Hintergrund aus dem Wrestling-Sport anzusehen ist und er mimisch die schwächste Darbietung liefert – allerdings ist er auch nicht sonderlich gefordert. Halle Berry macht ihre Sache gewohnt gut, spielt aber über weite Strecken nur eine untergeordnete Rolle, wohingegen sie beim Finale schließlich mehr in Aktion treten darf. Rebecca Romijn ergeht es ähnlich, aber auch sie verleiht ihrer Rolle vielmehr etwas Trauriges, denn eine Bösartigkeit, die man von einem vermeintlichen Widersacher der X-Men erwarten würde.
Der Kurzauftritt von Ray Park gehört zwar zu den am wenigsten beachteten des Films, aber auch er macht seine Sache gut – und erinnert nicht zufällig durch eine Geste beim Finale an seine Rolle in Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung [1999]. Eine wirkliche Überraschung ist die Darbietung von Anna Paquin, die gerade für diejenigen Zuschauer eine Identifikationsfigur darstellt, die von dem Universum der X-Men bislang nichts wussten und bei ihr auf erschreckende wie faszinierende Weise erleben, welcher Art die unterschiedlichen Fähigkeiten der Mutanten sein können.
Paquin, die nach Das Piano [1993] mit Amy und die Wildgänse [1996] ihren ersten großen Hit hatte, leistet eine hervorragende Arbeit und steht ihren bekannteren Kollegen Famke Janssen und James Marsden in nichts nach. Die sind darum bemüht, ihre Figuren zum Leben zu erwecken, was gerade beim Finale auch gelingt; bedauerlicherweise wurden Szenen zum Hintergrund von Marsdens Charakter Cyclops zwar geschrieben, aber nie verfilmt, und Janssen wird erst in der Fortsetzung stärker gefordert. Dennoch wirken beide engagiert und tragen zur gelungenen Atmosphäre des Films bei.
Ebenfalls gelungen ist der Auftritt von Bruce Davison, dessen Figur für all diejenigen Menschen steht, die zum ersten Mal mit einem solchen Phänomen wie übernatürlich befähigter Mutanten konfrontiert wären. Seine kaschierte Furcht vor diesen vermeintlichen Außenseitern bringt Davison sehr gut zum Ausdruck und wirkt gerade deswegen nie wie ein Bösewicht des Films, sondern in der Tat weit mehr wie ein Opfer. Er rundet einen exzellent zusammen gestellten Cast ab, der weniger auf Grund der Popularität zusammen gestellt wurde, als wegen seines Talents. Und von selbigem wissen alle Beteiligten zu profitieren.

Eine Verfilmung der X-Men-Comics war in Hollywood seit langem geplant, in den 1990ern hatte sich James Cameron dafür interessiert, einen solchen Film zu produzieren, verließ das Projekt dann und wandte sich Spider-Man zu; die Produktionsfirma, die damals die Rechte zu X-Men erworben hatte ging zur selben Zeit bankrott und so erwarb das Studio 20th Century Fox die Rechte an der Reihe.
Schon anhand der unzähligen Drehbuchfassungen ist zu sehen, dass Bryan Singer und sein Autorenstab alle Hände voll zu tun hatte, den richtigen Ton für den Film zu finden; das sieht man auch daran, dass es zwei Dutzend Deleted Scenes gibt und der Film ursprünglich eine Länge von zweieinviertel Stunden hatte, ehe er für die Kinoauswertung auf 105 Minuten herunter getrimmt wurde. Grund hierfür war unter anderem, dass das Studio die Veröffentlichung des Films vom Winter 2000 auf den Sommer vorzog, was Regisseur Singer zusätzlich unter Zeitdruck setzte.
Gerade angesichts dieser Umstände kann man ihm zum Endergebnis nur gratulieren, zumal X-Men bedeutend mehr aus einem Guss wirkt, als der Film tatsächlich ist. Zu verdanken ist das sowohl Kameramann Newton Thomas Sigel, der mit Singer auch bei Der Musterschüler und Die üblichen Verdächtigen zusammen gearbeitet hat, andererseits den drei Cuttern, die X-Men eine einheitliche Optik verleihen. Die Bilder wirken wie beim Regisseur gewohnt sehr durchdacht und gerade in den Schlüsselmomenten komponiert und auch die Actionszenen sind handwerklich einwandfrei umgesetzt, auch wenn es bedeutend weniger gibt, als man vermuten würde. Interessante, einfallsreiche und mit einer merklichen Bildersprache ausgewählte Perspektiven wirken der mit einer starken Aussage versehenen Geschichte angemessen und verleihen ihr gerade bei der Eröffnungssequenz einen beunruhigenden Grad an Realismus.
Handwerklich gibt es nichts zu bemängeln, auch wenn die zweite Hälfte des Films eine etwas konventionellere Optik bietet, als die ersten 60 Minuten.

Doch mit Vorgaben und daraus resultierenden Schwierigkeiten hatte nicht nur das Drehteam zu kämpfen, auch Komponist Michael Kamen, der an Bord geholt wurde, weil Bryan Singers Hauskomponist John Ottman mit einem anderen Projekt beschäftigt war, musste auf Wunsch mancher Produzenten mehrmals nachbessern (Singer hatte auch John Williams angesprochen, der allerdings aus Termingründen ebenfalls nicht zur Verfügung stand). So war sein ursprünglicher Ansatz wohl weit instrumentaler, als der etwas ungewohnte Mix aus Orchester und Synthesizer, der schließlich im Film zu hören ist. Kamen schrieb große Teile des Scores um und verlieh X-Men damit ein ganz anderes Flair.
Dies ist ihm allerdings erstaunlich gut gelungen, zumal sich der Komponist die Zeit nimmt, sowohl einzelnen Schlüsselfiguren eigene Themen zuzuschreiben, als auch dem Film selbst. Der Score ist dabei zweifelsohne für sich genommen nicht leicht zugänglich, entfaltet erst bei mehrmaligem Hören die bemerkenswerten Motive, die Kamen mit einwob, beinhaltet dabei aber doch eine sehr gut ausbalancierte Mischung aus Actionstücken und ruhigen Momenten. Welchen Ansatz Kamen dabei zuerst für X-Men hatte, ist in dem erstklassigen und bewegenden Stück beim Konzentrationslager zu Beginn zu hören, und man kann nur vermuten wie sich der gesamte Score in dem Stil wohl angehört haben mag.
Die Musik passt nicht nur sehr gut zu den Bildern, sondern wirkt durch ihre Ruhe und das beinahe schon unauffällige Thema der X-Men selbst weit weniger "aufdringlich" als manch anderer Comic-Score. Aber eben diese Vielschichtigkeit macht sowohl die Figuren, als auch die Geschichte aus – und spiegelt sich gekonnt in der Musik wider. Kamens Kompositionen treffen deswegen nicht unbedingt den Geschmack der breiten Masse, heben sich aber dadurch gekonnt von der Konkurrenz ab, und offenbaren beim genauen Hinhören viel mehr Facetten als man erahnen würde.

Mit Batman [1989] feierte das Comic-Genre im Kino seine Neo-Renaissance, fand aber mit dem verheerenden Batman & Robin [1997] ein eher unrühmliches Ende; auch wenn Blade [1998] seine Kosten weltweit locker wieder einspielte, konnte die Reihe jene Popularität doch nie erreichen. Erst Bryan Singer gelang es mit X-Men, dem Comic-Film ein neues, ernstes Gesicht zu verleihen und der damals immerhin erst 35jährige Filmemacher verwandte viel Zeit darauf, die Aktualität der Comic-Vorlage auch in seiner Umsetzung zum Ausdruck zu bringen.
Herausgekommen ist ein Film, der auf Grund der vielen offenen Handlungsstränge und der langen Einführung der Charaktere wie der erste Teil einer epischeren Geschichte erscheint. Als wollten die Macher hier die Grundlagen für ihre eigentlichen Geschichten aus dem Universum der X-Men schaffen, die es dann in Fortsetzungen zu ergründen gelten würde. Gelungen ist das insofern, als dass man sich auch dann als Zuseher im Comic-Universum zurecht findet, wenn man bislang mit der Vorlage nicht vertraut war. Der Beginn ist zugegebenermaßen etwas holprig in Bezug auf die Geschichte und die Einbeziehung Wolverines in die X-Men-Organisation, offenbart aber für Fans viele Details und beim wiederholten Ansehen neue Facetten, die beim ersten Betrachte nicht ins Auge fallen.
Dank der Darsteller und der handwerklichen Umsetzung hat X-Men wenig von dem aus Batman bekannten Comic-Look gemein, erweist sich aber gerade deshalb als Perle mit dem Potential, in weiteren Geschichten mehr mitzureißen als in diesem wirklich gelungenen Einstand.


Fazit:
Wer gerade auf Grund der Werbekampagne zum Film mit einem Action-Comic auf Zelluloid rechnet, wird überrascht feststellen, dass die Macher vielschichtige und weitreichend eingeführte Figuren einer schnellen Erzählung vorziehen. So nimmt sich das Drehbuch gerade zu Beginn viel Zeit, dem Zuschauer das Universum der X-Men nahe zu bringen und schickt ihn zusammen mit einigen Figuren auf die Reise, die Welt jener Comic-Helden zu ergründen.
Dass sich in der Geschichte um unerkannt lebenden Mutanten Parallelen zum vergangenen und aktuellen Weltgeschehen finden, zeichnet die immerhin über 40 Jahre alte Comic-Vorlage ebenso aus wie das Skript und man darf darauf hoffen, dass Fortsetzungen diese Aspekte weiter ausbauen werden. Auf selbige ist Bryan Singers vierte Regiearbeit merklich ausgelegt und lässt mehr Fragen offen als letztlich beantwortet werden. Dies erklärt auch das im Vergleich zu Genrekollegen langsamere Erzähltempo, was letztlich aber besser zur Geschichte passt. Die durchweg motivierten und auch geforderten Darsteller sind ausnahmslos gut besetzt und handwerklich setzt Singer statt Comic-Action weiter auf sein ausgeprägtes Gespür für beeindruckende Optik. Gerade dadurch hebt er sich mit X-Men merklich von anderen Filmen seiner Art ab, und wenn es den Machern in weiteren Filmen gelingt, die Figuren weiter auszubauen und gleichzeitig eine spannendere Geschichte zu erzählen, ist gegen mehrere Fortsetzungen nichts einzuwenden.