Unbroken [2014]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. September 2015
Genre: Biografie / Kriegsfilm / Drama

Originaltitel: Unbroken
Laufzeit: 137 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Angelina Jolie
Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: Jack O'Connell, Domhnall Gleeson, Garrett Hedlund, Miyavi, Finn Wittrock, Jai Courtney, Maddalena Ischiale, Vincenzo Amato, John Magaro, Luke Treadaway, Louis McIntosh, Ross Anderson


Kurzinhalt:

Bei einer Such-und-Rettungsmission im Pazifik im Jahr 1943 muss das Flugzeug mit Louis Zamperini (Jack O'Connell) und Russell Phillips (Domhnall Gleeson) an Bord notwassern. Mehr als einen Monat treiben sie auf hoher See, ehe sie von japanischen Soldaten gefunden und gefangen genommen werden. In einem Kriegsgefangenenlager nahe Tokio trifft Zamperini auf den brutalen Aufseher Watanabe (Miyavi), der ihn immer wieder misshandelt. Doch was Louis auch erdulden muss, er lässt sich von dem, was vor ihm liegt, nicht brechen ...


Kritik:
Mit ihrem dritten Spielfilm war sich Angelina Jolie sicher, einen Favoriten der prestigeträchtigen Oscars erschaffen zu haben. Nach ihren bisher nur wenig erfolgreichen Regiearbeiten, wartet Unbroken auch mit allem auf, was Hollywood Preise entlockt: Eine wahre Geschichte um Mut und Tapferkeit vor dem Hintergrund eines erbarmungslosen Krieges. So sicher sich Jolie war, so groß muss ihre Enttäuschung gewesen sein, als das Drama um Louis Zamperini, der während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft gerät, lediglich in den technischen Kategorien nominiert wurde – und sogar hier zu Recht leer ausging.

Dabei ist die Filmemacherin durchaus darum bemüht, Unbroken vom ersten Moment auf Oscarkurs zu trimmen: In der Eröffnungssequenz, die großteils ohne Musik auskommt, zeigt sie das Bombardement eines nicht näher bezeichneten Landesteils durch einen amerikanischen Flugzeugbomber. Sie schildert wie später auch das Geschehen beinahe emotionslos und dokumentarisch, platziert die Kamera meist innerhalb des Flugzeugs, das nach erfolgreicher Mission von mehreren Kampffliegern ins Visier genommen wird. Verantwortlich für den Abwurf der Bomben war Louis Zamperini. Wie viele Menschenleben er damit auslöschte wird nie jemand erfahren.

Noch bevor die ersten 10 Minuten vorüber sind und die Crew der gefährlichen Situation entkommen ist, springt der Film in die Kindheit von Zamperini. Der Rückblick soll erklären, wie er zum Leistungssport kam, durch den er sogar an den Olympischen Spielen 1936 in Deutschland teilnahm. Wir sehen seinen Lauf im Stadion – nicht ahnend, dass die Welt nur wenige Jahre später ins Chaos stürzen und unvorstellbares Leid über die Menschen kommen würde. Nur was ging in Zamperini vor?
Diese Frage beantwortet Unbroken bis zum Schluss nicht, weder hier, noch in den späteren Momenten, wenn er mit zwei Kameraden nach einer Notwasserung mehr als einen Monat auf dem Meer treibt. Was trieb ihn an, sich nicht den Schikanen und Misshandlungen des Aufsehers Watanabe des Kriegsgefangenenlagers nahe Tokio zu ergeben, der ihn jahrelang malträtierte?

Nach der ersten Stunde, wenn Louis scheinbar gerettet zum Kriegsgefangenen wird, beginnt das Martyrium Zamperinis, das kein Ende nehmen will. So bewundernswert sein Durchhaltevermögen und seine Stärke, so sehr fehlt ein Einblick darin, was ihn all diese Qualen ertragen lässt. Hauptdarsteller Jack O'Connell ist in der Rolle ebenso gefordert wie das Publikum, für das diese ständige Wiederholung der Erniedrigung schwer zu ertragen ist. So erschreckend es dabei klingt, in der zweiten Filmhälfte ist Unbroken derart monoton, dass man irgendwann aufhört, mit Louis mitzuleiden. Das liegt auch daran, dass Filmemacherin Jolie ihre Erzählung einzig auf diese Figur zuschneidet. Über das Schicksal der anderen Gefangenen erfährt man so gut wie nichts, von den wenigsten überhaupt den Namen.

Die Botschaft der Vergebung, die in den Texttafeln nach dem Film dargebracht wird, klingt während des Geschehens nicht an und auch hier wird die Motivation hinter Zamperinis Überzeugung nicht deutlich. Angelina Jolie beleuchtet, was dieser Mensch vor und während seiner Gefangenschaft ausgehalten hat, ohne zu ergründen, woher er die Kraft dazu nimmt. Vielleicht gibt es hierauf keine Antwort, aber so wirkt Unbroken nur halb so inspirierend, wie die Vorschau es vermuten lässt.


Fazit:
Kein Kriegsveteran, der in feindliche Gefangenschaft geriet, wird ohne körperliche oder seelische Narben zurückgekehrt sein. Louis Zamperinis Erlebnisse sind so grausam wie zermürbend und definieren den Film mehr, als sie es vermutlich sollten – immerhin nehmen sie nur die Hälfte der Laufzeit ein. Dass Unbroken zu lang geraten ist, liegt nicht daran, dass man mit dem jungen Mann nicht mitleidet. Doch wiederholen sich die Misshandlungen, denen er ausgesetzt wird, obwohl sie ohnehin schon kaum zu ertragen sind.
Getragen von einer sehenswerten Darbietung, der die übrigen Darsteller in kaum etwas nachstehen, setzt das Drama auf ein einziges Schicksal und blendet aus, was um die Figur herum geschieht. Dadurch wird die Leidensgeschichte nicht intensiver, sondern lässt einen als Zuseher eher abstumpfen. Dass der Film außerdem bisherigen Erzählungen keine neuen Facetten abgewinnt, macht ihn umso eintöniger.