Triangle [2009]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Dezember 2011
Genre: Horror

Originaltitel: Triangle
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: Großbritannien / Australien
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Christopher Smith
Musik: Christian Henson
Darsteller: Melissa George, Michael Dorman, Liam Hemsworth, Henry Nixon, Rachael Carpani, Emma Lung, Joshua McIvor, Bryan Probets, Jack Taylor


Kurzinhalt:
Es scheint ein sonniger Tag, als Greg (Michael Dorman) seine Freunde Victor (Liam Hemsworth), Downey (Henry Nixon), Sally (Rachael Carpani) und Heather (Emma Lung) auf sein Segelboot für einen Ausflug einlädt. Auch Jess (Melissa George) ist mit dabei, die ihren Sohn Tommy (Joshua McIvor) in eine Schule gebracht hat, wo man sich um ihn speziell kümmern kann. Doch schon kurz nachdem sie in See gestochen sind, wird das Boot von einem Sturmtief überrascht und kentert. Die Überlebenden sitzen auf dem treibenden Wrack fest, als sie aus Richtung der Sonne kommend einen Ozeanliner sehen.
Sie gehen an Bord, finden das riesige Schiff jedoch verlassen vor. Seltsamerweise ist ein Buffet angerichtet, und immer wieder sieht Jess eine Person vorbeihuschen, doch erst als sie Blutspuren entdecken und eine ominöse Nachricht, beginnt ein Alptraum, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint ...


Kritik:
Es gelingt dem kleinen Horrorfilm Triangle sehr gut, uns so in Sicherheit zu wiegen, dass wir Dinge annehmen, die wir eigentlich noch gar nicht wissen können, um sie später im Kontext ganz anders aufzulösen, als wir vorher geglaubt hatten. Oder um es anders zu sagen: Je öfter Regisseur Christopher Smith seine Geschichte hier neu erzählt, umso mehr Facetten fügt er hinzu – und verleiht dem Ganzen am Ende doch eine unerwartete Bedeutung. Klingt ominös?
Die Ausgangslage scheint nicht nur bekannt, sondern auch weit weniger einfallsreich, als man erwarten würde. Doch entwickelt sich die Geschichte so schnell in ungeahnte Richtungen, dass dieser Umstand schnell vergessen ist. Verblüffend ist allerdings, dass der Film im Nachhinein einen bedeutend stimmigeren Eindruck erweckt, als beim ersten Mal ansehen.

Sehen wir Hauptfigur Jess zu Beginn, wie sie Gregs Boot für einen Segelturn betritt, erscheint sie uns abwesend, als wäre sie mit den Gedanken woanders. Beinahe, als wäre ihr alles, was geschieht unheimlich. Uns ebenso, allein schon durch die surreale Atmosphäre, die sowohl durch die Kameraführung, als auch durch die Musik erzeugt wird. Dann wird Gregs Boot, auf dem noch vier Freunde von ihm sind, von einem Sturm überrascht und kentert. Die Überlebenden retten sich auf ein vorbeifahrendes Linienschiff, das sie jedoch bei näherer Erkundung verlassen vorfinden. Jess hat als einzige das Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein – tatsächlich geht ihre Armbanduhr gleich wie die des Schiffes, während alle anderen eine andere Uhrzeit angezeigt bekommen.
Wie in dem Genre üblich bleibt die Gruppe auch in Triangle nicht zusammen, wenn sie geschlossen bleiben sollte, sondern die Geretteten machen sich einzeln auf, das Schiff zu erkunden. Dass sie das teuer zu stehen kommen wird, ist zu erwarten, doch wie schnell das geschieht, überrascht. Wie sich die Geschichte weiterentwickelt sei hier nicht verraten, es würde den Reiz des Films zunichtemachen. Man kann nur soviel sagen, dass wir jede Situation mindestens zweimal zu sehen bekommen, manche sogar noch öfter. Und mit jedem Mal verstehen wir etwas mehr, wie alles zusammenhängt, auch wenn keine Erklärung für die Ereignisse geliefert wird. Der Titel lässt es erahnen, aber je weniger Smith darüber verrät, umso mehr hält er unsere Aufmerksamkeit.
Das größte Manko scheint die deutsche Synchronisation zu sein, bei der die Sprecher nur selten glaubhaft vermitteln können, was in den Figuren vorgeht. Zugegeben, die Dialoge helfen hierbei nicht, immerhin würde ein jeder angesichts dieser Situation und der Offenbarungen ganz andere Fragen stellen, oder ganz anders reagieren.

Letztendlich stellt Triangle die Frage, was wir bereit wären zu tun, um zu erreichen, was uns am Wichtigsten ist. Und was, wenn wir uns dabei in einen Kreislauf gefangen nehmen lassen, aus dem es kein Entrinnen gibt? Würden wir dem fatalen Verlauf weiter folgen wollen, oder ein grausames Ergebnis, welches es auch sein möge, akzeptieren?
Hauptdarstellerin Melissa George gelingt es hierbei, die verschiedenen Stationen ihrer Figur, angefangen mit einer Orientierungslosigkeit, bis hin zum Schock, dem Staunen und der verzweifelten Entschlossenheit, uns so nahe zu bringen, dass wir sie abwechselnd als Täterin und als Opfer sehen. Mitunter sogar als Opfer ihrer eigenen Taten. Lässt man das auf sich wirken, ergibt sich ein atmosphärisches Horrorszenario, bei dem weniger die Figuren auf Grund ihrer Charaktereigenschaften interessieren, als wie sie sich entscheiden werden. Dass auch im letzten Drittel immer neue Details hinzugefügt werden, die unser Verständnis für die Situation oder die Charaktere vollkommen umkrempeln, ist dem Drehbuch zu verdanken, das hier ein kleines Kunststück vollbringt, das vielen großen Hollywood-Produktionen schon lange nicht mehr gelungen ist.


Fazit:
Hat man in einem Genre eine gewisse Erfahrung gesammelt, versucht man als Zuschauer nach den ersten paar Minuten vorherzusehen, was denn in den eineinhalb Stunden wohl passieren wird. Bis zu einem gewissen Punkt liegt man bei Triangle auch noch richtig, doch selbst wenn sich später manche Vermutungen bestätigen, liegen wir mit dem warum meistens daneben. Regisseur Smith umschifft hier gekonnt einige Klischees und behält eine eindeutige Aussage für sich. Diejenige, die wir erhalten, stellt uns zwar nicht zufrieden, ergibt sich jedoch aus dem, was zuvor geschehen ist.
Getragen von einer vielseitigen Hauptdarstellerin haben die übrigen Akteure etwas das Nachsehen, und auch die Dialoge hätte man sich geschliffener gewünscht. Trotzdem entpuppt sich Triangle als solider, wendungsreicher Horrorfilm, der nicht zimperlich, aber auch nicht aufgesetzt brutal dargebracht ist. Wer hier versucht, im Voraus zu denken, wird ebenso überrascht wie derjenige, der sich von der Geschichte selbst führen lässt.