The Shallows: Gefahr aus der Tiefe [2016]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 9. Oktober 2016
Genre: Horror / Thriller / Drama

Originaltitel: The Shallows
Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jaume Collet-Serra
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Blake Lively, Óscar Jaenada, Angelo Josue Lozano Corzo, Brett Cullen, Sedona Legge, Pablo Calva, Diego Espejel, Janelle Bailey, Ava Dean, Chelsea Moody


Kurzinhalt:

Nach langem Suchen findet Nancy (Blake Lively) endlich die paradiesische Bucht, an der ihre Mutter war, als sie mit Nancy schwanger war. Als sie beim Surfen den Kadaver eines Wals entdeckt, ahnt sie nicht, dass sie in das Jagdrevier eines weißen Hais geraten ist. Nach einem plötzlichen Angriff, kann sich Nancy auf einen kleinen Felsen retten, der bei Ebbe über Wasser und ein paar Hundert Meter vom Strand entfernt liegt. Schwer verletzt, ist nur die Frage, ob der Hai oder der Blutverlust sie das Leben kosten werden ...


Kritik:
Es wäre eine Übertreibung zu sagen, dass es einen Mangel an Filmen gibt, in denen sich die Protagonisten dem vermutlich ältesten Jäger unseres Planeten gegenübersehen: Dem Hai. Sie haben es inzwischen bis in Wirbelstürme (und das Weltall) geschafft. Umso erfreulicher ist es, dass Regisseur Jaume Collet-Serra in The Shallows: Gefahr aus der Tiefe eine viel simplere Ausgangslage findet, die eine viel persönlichere Bedrohung bedeutet. Es macht seinen Überlebens-Thriller sehenswerter als viele andere.

Die Ausgangslage ist schnell erzählt: Die Medizinstudentin Nancy Adams reist zu einer abgelegenen Bucht in Mexiko, wo sie unbewusst in das Jagdrevier eines großen weißen Hais gerät. Sie wird von dem Tier schwer am Bein verletzt, kann sich jedoch knapp 200 Meter vor dem Strand auf einen kleinen Felsen retten, der bei Ebbe über Wasser liegt.
Wie sich die Situation dann entwickelt, sollten Zuseher am besten selbst herausfinden, auch wenn die eigentliche Geschichte im Hintergrund keine großen Überraschungen bietet. Allerdings waren sich die Macher den großen Klischees des Genres offensichtlich bewusst, so dass The Shallows viele von ihnen anvisiert, um sie im letzten Moment jedoch zu umgehen.

Der Thriller lebt von seiner Hauptdarstellerin Blake Lively, die einen Großteil der erfreulich kurzweiligen eineinhalb Stunden allein, oder im Beisein einer verletzten Möwe vor der Kamera verbringt. Dabei wäscht sich das zu Beginn augenscheinliche Make-up unmittelbar nach dem Angriff und in den vielen Stunden hiernach spürbar ab, so dass die Körperliche Anstrengung von Nancy umso spürbarer wird. Livelys Darbietung bietet zu Beginn den Hauch einer vom Leben verletzten jungen Frau, die in jener Bucht auf der Suche nach einem neuen Ziel im Leben ist. Zu sehen, wie sie sich nach der Attacke zurückkämpft, die unweigerliche Konfrontation mit dem Hai auf sich nimmt, ist packend gespielt.

Nur die überzeugendste Heldin hat nichts wogegen sie antreten kann, wenn der Bösewicht nicht entsprechend zum Leben erweckt ist. Dass The Shallows viel auf digitale Trickeffekte setzt, mag man dem Film auf Grund des geringen Budgets verzeihen. Interessanterweise fallen diese weniger beim Hai selbst auf, als bei manchen Einstellungen von Nancy auf See, wenn von einem Perspektivwechsel zum nächsten die Lichtverhältnisse nicht übereinstimmen. Gerade weil Filmemacher Collet-Serra mit seinem Monster lange geizt, er nur so viel davon zeigt, wie Nancy selbst von ihm zu sehen bekommt, funktioniert die Bedrohung. Die Situation, in der sich die junge Frau wiederfindet ist erschreckend genug und ihr Kampf ums Überleben mitreißend inszeniert, auch dank der einfallsreichen Einbindung aktueller Medien wie bereits in Non-Stop [2014]. All das macht The Shallows: Gefahr aus der Tiefe zu einem insbesondere für Fans des Genres sehenswerten kleinen Hai-Reißer.


Fazit:
Auch wenn die Idee nicht wirklich neu klingt, Regisseur Jaume Collet-Serra erzählt sie zu Beginn mit genügend Bedacht auf die Figur, damit uns Nancys Überlebenskampf später interessiert. Statt direkt anzusprechen, was sie und ihre Familie kürzlich durchlitten haben, zeigt er es in Bildern, die mehr ausdrücken als ein langer Dialog. Das ist ebenso gelungen wie die Surfszenen, deren Unbeschwertheit keinen größeren Kontrast zur Bedrohung bieten könnten, die folgt. Herzstückt ist eine tolle Blake Lively, mit der man mitleidet und mitkämpft, die mitreißt und sich einem furchteinflößenden Hai stellt, mit dem man nicht verhandeln und den man nicht zur Vernunft bringen kann. Fans des Genres erwartet mit The Shallows: Gefahr aus der Tiefe ein packender, einfallsreich inszenierter und sehenswert gespielter, ernster Überlebensthriller, in dem die Spannungsschraube zusehends angezogen wird. Das ist mehr, als viele andere Genrevertreter bieten.