The Expendables [2010]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. August 2010
Genre: Action

Originaltitel: The Expendables
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: keine Jugendfreigabe

Regie: Sylvester Stallone
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Randy Couture, Steve Austin, David Zayas, Giselle Itié, Charisma Carpenter, Gary Daniels, Terry Crews, Mickey Rourke


Kurzinhalt:
Barney Ross' (Sylvester Stallone) Team der Expendables wird dann auf den Plan gerufen, wenn die Diplomatie versagt hat. Oder wenn sich die Auftraggeber nicht selbst im Kreuzfeuer wiederfinden wollen. Die Söldnertruppe löst Situationen mit Waffengewalt und wird von einem Unbekannten angeheuert, den Inseldiktator General Garza (David Zayas) seines Amtes zu entheben. Ross vermutet jedoch, dass James Munroe (Eric Roberts) das eigentliche Ziel ist. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter verhalf Garza an die Macht und betreibt mit ihm eine Drogenplantage.
Von der ansässigen Sandra (Giselle Itié) eingewiesen sehen sich Ross und Lee Christmas (Jason Statham) bei einer Aufklärung einer Militärmacht gegenüber, die die Bürger in Angst und Schrecken hält. An sich wollte Ross den Auftrag schon ablehnen, doch fühlt er sich zu dieser Mission verpflichtet. Was die Söldner nicht wissen, Garza und Munroe erhalten Hilfe von Gunner (Dolph Lundgren), einem ehemaligen Expendable, der jedoch nach zweifelhaftem Verhalten von Ross aus dem Team verbannt wurde ...


Kritik:
The Expendables ist ein Film ohne moralischen Anspruch, der auch keinem solchen gerecht wird. Es ist ein Nachhall der B-Klasse Actionfilme der 1980er Jahre, ohne deren trashigen Charme. Die gezeigte Brutalität soll schockieren, was ihr insbesondere im letzten Drittel nach dem verhaltenen Mittelteil auch gelingt. Nur dass die Gewaltszenen Manche im Publikum eher amüsant finden, sollte den betreffenden Personen zu denken geben. Sylvester Stallone, der sich nach Rocky Balboa [2006] mit John Rambo [2008] erfolgreich im Actiongenre zurückgemeldet hat, möchte mit The Expendables die größten Actionhelden auf der Leinwand vereinen. Treffend dabei scheint es, dass das Actiongenre selbst ein Relikt einer vergangenen Ära darstellt. Die klassischen Actionstories, mit denen Stallone, Dolph Lundgren, Arnold Schwarzenegger und die übrigen internationale Berühmtheit erlangten, gibt es heutzutage nicht mehr. Für Fans jener Filme sollte The Expendables an sich eine willkommene Erinnerung unbeschwerter Erwachsenenunterhaltung sein. Stattdessen stellt der Film heraus, weswegen ein solches Genre heute nicht mehr funktionieren würde. Und was Stallones neuster Regiearbeit fehlt, um an jene Filme anknüpfen zu können.
Der bunt zusammen gewürfelte Trupp um Barney Ross, verkörpert von einem physisch präsenten Stallone, besteht aus Spezialisten ihres Fachs. Die Söldner können vom Meistbietenden angeheuert werden, um diverse Aufträge (und Personen) zu erledigen. Nachdem der psychisch labile Gunner (Dolph Lundgren) das Team verlassen musste, erhält Barney einen neuen Auftrag. Der unbekannte Mr. Church – ein Gastauftritt von Bruce Willis – heuert Ross an, den Inseldiktator Garza auszuschalten. Eigentliches Ziel scheint aber James Munroe (routiniert verkörpert von Eric Roberts) zu sein, der Garza an die Macht verholfen hat und mit diesem ein Drogenimperium aufbaut. Dass Gunner nicht zum letzten Mal in der Geschichte aufgetaucht ist, verwundert nicht, wohl aber sein letzter Auftritt. Auch überrascht, dass das viel diskutierte Zusammentreffen der drei Actionlegenden Stallone, Schwarzenegger und Willis sehr früh im Film stattfindet. Diese Szene, die um mehr bemüht ist, als sie erreicht, spiegelt gut die Schwierigkeiten wider, mit denen The Expendables zu kämpfen hat. Denn auch der gesamte Film ist um Vieles bemüht, versucht viel mehr aus dem spärlichen Potential zu machen, verheddert sich aber dann in den Actionszenen, die zu selten wirklich mitreißen. Nach einem heftig dargebrachten Auftakt plätschert die Geschichte über weite Strecken vor sich hin, nutzt die ruhigen Momente, um einige selbstironische Randbemerkungen fallen zu lassen, mäandriert aber auf ein Ziel hin, von dem jeder weiß, dass es kommen wird. Überraschungen, auch innerhalb der Expendables, was übersetzt in etwa "die Verzichtbaren" bedeutet, gibt es keine. Anstatt die Klischees jener B-Filme aufzudecken, stapft Stallone siegesgewiss durch sie hindurch und präsentiert das Finale als martialische Haudraufschlacht, bei der die Söldnertruppe eine Kleinarmee ausradiert. Und auch hier unterscheidet sich der Film von denjenigen, an die er erinnern will: Obwohl Sylvester Stallone in einem Interview meinte, dass er von den aktuell sehr gewalttätigen Filmen Abstand nehmen möchte, und in seinen Werken nur Gewalt gegen diejenigen angewandt wird, "die es verdient haben", macht der Actionveteran auch dann nicht Halt, wenn die Bösen sich ergeben haben oder davonlaufen. Insofern gleicht der letzte Akt einem Massaker, das als Actioninferno getarnt nichts anderes darstellt wie ein im Videospielebereich so verhasster Shooter. Es wird auf alles geschossen, was sich bewegt, bis am Schluss niemand mehr übrig bleibt.

Wer viel Charakterentwicklung erwartet, ist bei The Expendables verständlicherweise fehl am Platz. Interessant ist dabei allenfalls, dass Mickey Rourke in seinen kurzen Auftritten ein paar nachdenkliche Momente zugeschrieben bekommt. Der Film wird hierzulande mit der Altersfreigabe "keine Jugendfreigabe" gezeigt und läuft im Vergleich zur US-Fassung ungeschnitten. Dass für die Heimvideoveröffentlichung eine noch längere und brutalere Fassung erscheinen wird, ist wohl eine sichere Wette. Insbesondere das letzte Drittel wartet immer wieder mit kurzen, sehr deutlichen Gewalteinstellungen auf, die in der Summe nur dadurch erträglich sind, dass Stallone die Kamera nicht zu lange darauf hält. Und doch können sie nicht überspielen, dass dem Regisseur als Actiondirigent hier die Fähigkeit fehlt, die Szenen wirklich packend zu gestalten. An der reinen Inszenierung liegt es nicht einmal, vielmehr daran, wie die Sequenzen aneinander gereiht sind. Nicht nur, dass ein Faustkampf, den man als endgültige Konfrontation am Stück sehen wollte, in viele Teile zerschnitten ist, zwischen den Einstellungen fehlen immer wieder Momente. Und statt einen unsichtbaren, den Spezialisten der Expendables würdigen Einbruch in die Festung Garzas zu zeigen, ehe dort die Hölle losbricht, traben die Darsteller zu voluminöser Musik in Zeitlupe durch dunkle Szenen und verteilen Sprengladungen an den offensichtlichsten Plätzen wie Kaubonbons. The Expendables erinnert in vielen Einstellungen an Actionklassiker einer vergangenen Zeit. Deren mitreißendes Tempo wird ebenso wenig erreicht, wie ihre unbeschwerte Naivität.
Jason Statham und Jet Li ergänzen das Söldnerteam. Von ihrer Körperbeherrschung lassen sie Einiges durchblitzen, aber auch sie scheinen mehr Spaß beim Dreh gehabt zu haben, als das Publikum beim ihnen Zusehen.


Fazit:
Man bekommt viele bekannte Gesichter bei The Expendables zu sehen. So viele Ikonen im Actiongenre vereint auf der Leinwand zu beobachten, weckt auch gewisse Erwartungen. Regisseur und Hauptdarsteller Sylvster Stallone versucht, eine Geschichte zu erzählen, die den größten Erfolgen jener Darsteller gerecht wird und alle mit einbindet. Immerhin hat der gesamte Cast etwas zu tun, auch wenn sie sich durch eine Story kämpfen, die dünner ist als das Papier, auf dem sie gedruckt stand.
Grundsätzlich ordentlich gefilmt, scheitert Stallone an der Choreografie der zahlreichen Actionsequenzen, die allesamt uninspiriert und durch die Schnittwechsel zerhackstückt wirken. Eine richtige Atmosphäre kommt ebenso wenig auf, wie ein Spaßfaktor, der von den unnötigen und übertriebenen Gewaltdarstellungen zu schnell wieder erstickt wird. Von der zweifelhaften Moral einmal abgesehen.
Wer dem Wiedersehen mit den bekannten Actionstars nicht zumindest einen Nostalgiebonus zuordnen kann, sollte von der Wertung noch einen Punkt abziehen.