The Andromeda Strain [2008]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. September 2008
Genre: Science Fiction / Thriller

Originaltitel: The Andromeda Strain
Laufzeit: 169 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Mikael Salomon
Musik: Joel J. Richard
Darsteller: Benjamin Bratt, Eric McCormack, Christa Miller, Daniel Dae Kim, Viola Davis, Justin Louis, Barry Flatman, Ted Whittall, Ted Atherton, Tom McBeath, Rick Schroder, Andre Braugher


Kurzinhalt:
Ahnungslos nehmen zwei Teenager einen abgestürzten Satelliten mit in das verschlafene Städtchen Piedmont, Utah. Wenige Stunden später, als ein Militärfahrzeug den Spuren des Satelliten nachgeht, sind alle Einwohner der Kleinstadt bis auf zwei tot und auch die eintreffenden Soldaten sterben in kürzester Zeit.
So wird das Wildfire-Team um Dr. Jeremy Stone (Benjamin Bratt) aktiviert, dessen Aufgabe es ist, den Erreger, der vermutlich mit dem Satelliten auf die Erde gebracht wurde, zu isolieren und ein Gegenmittel zu finden. Was er, Dr. Angela Noyce (Christa Miller), Dr. Chou (Daniel Dae Kim) und Dr. Barton (Viola Davis) herausfinden, macht ihre Arbeit nicht einfacher. Der "Andromeda" getaufte Erreger ist beinahe zu 100% tödlich, durch die Luft übertragbar und mutiert in rasendem Tempo. General Mancheck (Andre Braugher), der vor dem Präsidenten (Ted Whittall) die Meinung vertritt, man müsse das Gelände um Utah mit einem militärischen Schlag auch für den Erreger unbewohnbar machen, sieht sich aus den eigenen Reihen kompromittiert und der Berater des Präsidenten Charles Beeter (Barry Flatman) scheint seine eigenen Pläne für Andromeda zu haben.
Durch die ungünstigen Wetterbedingungen läuft dem Wildfire-Team außerdem die Zeit davon, von den immer weniger werdenden Optionen ganz zu schweigen …


Kritik:
In den richtigen Händen scheinen die Geschichten aus der Feder von Michael Crichton Erfolgsgaranten zu sein, dies sieht man unter anderem an den Verfilmungen von Jurassic Park [1993] und dessen Fortsetzungen. Selbst die erste Verfilmung des Andromeda-Romans Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All [1971], die unter anderem für zwei Oscars nominiert worden war, ist Filmfans auch mehr als 35 Jahre nach ihrer Entstehung ein Begriff. Die Geschichte selbst ist dabei zeitlich nicht gebunden und hätte ohne weiteres auf die heutige Zeit übertragen werden können.
Selbiges hat Drehbuchautor Robert Schenkkan wohl auch versucht, als ihm das Skript für The Andromeda Strain übertragen wurde. Dass das Projekt, welches seit einigen Jahren immer wieder erwähnt und doch stets verschoben wurde, letztlich nicht zu halten vermag, was es verspricht, liegt dabei weniger daran, als dass die Geschichte sehr stark von Crichtons Romanvorlage abweicht. Vielmehr liegt es daran, dass diese Abweichungen in den meisten Fällen keinen Sinn ergeben, beziehungsweise die Story ihrer Originalität berauben.

So Beginnt The Andromeda Strain quasi wie eine wörtliche Umsetzung der Romanvorlage, wirft den Zuschauer unvermittelt in eine Situation, die unvorhersehbarer kaum sein könnte. Die Geschichte um das Wildfire-Team entspinnt sich insbesondere in der ersten Stunde so schnell und mit so vielen neuen Informationen, dass man dem als Zuschauer stellenweise kaum folgen kann. Das mag daran liegen, dass viele Szenen abgekürzt erscheinen, der Schnitt zur nächsten Einstellung scheinbar zu früh erfolgt, so dass man keine Zeit bekommt, das gerade Gehörte überhaupt zu verarbeiten.
Hinzu kommen familiäre Hintergründe der Figuren, die allesamt nur angerissen werden, aber in keiner Weise so ausgearbeitet werden, dass sie für die Geschichte selbst sinnvoll wären. Und dennoch wird später noch kurz darauf Bezug genommen. Man wird also als Zuseher im ersten Moment mit Informationen überflutet, die jedoch nicht alle sinnvoll oder gar notwendig sind – nur um dann in regelmäßigen Abständen die weit hergeholte Story um den Sensationsjournalisten einzuschieben, bei dessen Beseitigung sich das US-Militär derart dilettantisch anstellt, dass es nicht einmal mehr für ein Schmunzeln reicht. Als ob dieser ungleiche Mix nicht ausreichen würde, wandelt der Autor die Romanvorlage auch in Bezug auf die letztendliche Auflösung ab, mischt das Gesehene mit einer gehörigen Portion Science Fiction und verpasst alledem den üblichen Verschwörungsaufsatz, den man bei so vielen Serien und Filmen zum Thema in den letzten 10 Jahren ebenfalls serviert bekam.
Statt also die Geschichte lediglich zu modernisieren, beispielsweise das Wildfire-Team selbst (wie geschehen) in Bezug auf Herkunft und Geschlecht an die heutige Zeit anzupassen, nimmt Drehbuchautor Schenkkan die Vorlage lediglich als Ausgangsbasis, um eine eigene Aussage zu treffen. Angesichts der eher durchschnittlichen Umsetzung ist ihm dies lediglich in der ersten Filmhälfte gelungen. Der zweite Teil entfernt sich in zunehmendem Maße nicht nur von Crichtons Roman, sondern auch vom gesunden Menschenverstand.

Diesbezüglich helfen auch die namhaften Darsteller nicht viel, die von einem durchweg gelangweilten und unterforderten Benjamin Bratt angeführt werden. Es scheint in der Tat eine Ewigkeit her, dass Bratt so engagiert auftrat wie in Traffic - Die Macht des Kartells [2000] und auch The Andromeda Strain wird seinen Ruf als ernstzunehmenden Charakterdarsteller nicht unterstreichen.
Im Vergleich zu ihm scheint Eric McCormack geradezu euphorisch mit seiner Rolle umzugehen, wobei auch der Will & Grace [1998-2006]-Darsteller seinen Text allenfalls halbherzig vorträgt und ansonsten unter den eher unvorteilhaften Dialogen zu leiden hat. Von Christa Miller und Daniel Dae Kim sieht man ohnehin nur wenigen, wobei Kim zumindest beim Finale kurz aktiv werden darf. Doch auch sein Spiel scheint so elegisch, als wolle er jede Minute Spielzeit auskosten, anstatt durch ein engagiertes Auftreten zu überzeugen.
Auch wenn Viola Davis immerhin ab und an etwas gefordert ist, scheint die Aktrice vom Drehbuch leider auf Sparflamme gehalten zu werden. Bei ihr wird interessant zu sehen sein, wie sie sich im heiß erwarteten Drama Doubt [2008] geben wird.
Die übrigen Beteiligten reichen von einem charismalosen Präsidentendarsteller, Ted Whittall, über einen ebenfalls unfreiwillig komischen Barry Flatman bis hin zu einem Andre Braugher, der von seiner ruhigen und ebenso gelungenen Darbietung in Stadt der Engel [1998] weiter entfernt kaum sein könnte. Vielmehr scheint er wie die Karikatur seiner Filmfigur.
Es ist bedauerlich, wie an sich bekannte Mimen in einer grundsätzlich hochwertigen Produktion mit einem unausgereiften Drehbuch arbeiten müssen und dann nicht in der Lage sind, dessen Mängel zu überspielen. So bunt der Cast zusammen gestellt ist, so durchweg enttäuschend scheint das Niveau, auf dem sich alle Beteiligten einpendeln.

So mag man hoffen, dass immerhin die handwerklich Umsetzung von Regisseur Mikael Salomon zu überzeugen vermag, der abgesehen von zwei Episoden der preisgekrönten Mini-Serie Band of Brothers - Wir waren wie Brüder [2001] für viele andere Projekte verantwortlich zeichnete und als Kameramann beispielsweise für Abyss - Abgrund des Todes [1989] sogar für den Oscar nominiert wurde.
Doch während Kamera und Schnitt sehr darauf bedacht sind, die Brutalität der Auswirkungen des Andromeda-Erregers herauszustellen, weswegen sich die Videoproduktion auch eher an ein erwachsenes Publikum richtet, gibt es in Bezug auf die Perspektiven kaum Einstellungen, die sich vom Durchschnitt abheben und auch die Szenenchoreografie überzeugt allenfalls mit Mittelmaß.
Innovative Einstellungen, spannende Sequenzen oder gar packend inszenierte Action sucht man vergebens, vielmehr scheint die erste Hälfte durch die an sich ganz gut gelungene Atmosphäre noch merklich besser, als die zweite. Auch hier hatte man auf deutlich mehr gehofft, nicht zuletzt, da sich die Produktionsfirma der Gebrüder Scott hinter dem Film verbirgt.

Die Musik von Joel J. Richard scheint diesbezüglich der beständigste Teil der Produktion zu sein, immerhin versucht er durch rhythmische Melodien und eingängige Themen der Geschichte einen Zusammenhalt zu geben, den die Story mitunter selbst nicht zu besitzen scheint.
Zwar ist sein Score nicht an allen Stellen passend und wirkt gerade bei den geschilderten Gewalttaten unnötig reißerisch, doch kann man ihm diesbezüglich den geringsten Vorwurf machen.

Angesichts des Regisseurs und der Beteiligten hinter wie vor der Kamera hatte man als Zuseher eine bestimmte Erwartungshaltung an The Andromeda Strain, die aber nur in den ersten 90 Minuten bedingt erfüllt wird. Je mehr sich die Geschichte in der zweiten Hälfte auf Erklärungen wie Wurmlöcher oder Mutationen eines "kommunikativen Erregers" versteift, umso absurder erscheint die Idee. Und je mehr das Skript auf ein actiongeladenes Finale zusteuert, umso enttäuschter ist man hinterher, wenn sich die Action als harmlos und die Darbietung allenfalls als durchschnittlich erweist.
Offensichtliche Spezialeffekte, ein bewusst in die Höhe getriebener Gore-Faktor, der Splatterfans allerdings nicht ausreichen dürfte, und durchweg gelangweilte Akteure hinterlassen ein sehr zwiespältiges Gefühl. Dass sich Michael Crichtons Roman auch heute für eine erneute Umsetzung eignen würde, sei unbestritten. Aber so sollte sie definitiv nicht aussehen.


Fazit:
Der Anfang von Mikael Salomons Science Fiction Thriller ist durchaus packend, das Tempo, das in den ersten Minuten vorgegeben wird, zusammen mit den unbekannten Vorgängen in der Kleinstadt, zerrt durchaus an den Nerven der Zuschauer. Doch als die fahrig erscheinenden Szenenwechsel, die zwar immer wieder interessante Aussagen zusammen stellen, aber nicht wirklich wichtig erscheinen, nach einiger Zeit nicht verschwinden, sondern sich als Stilmittel etablieren, verschwindet die Anspannung beim Publikum.
Je mehr The Andromeda Strain schließlich um eine Erklärung bemüht ist, umso abstruser scheinen die Umstände. Die Verschwörungstheorie setzt auf der generellen Regierungshysterie auf, die zudem mit allen Klischeewassern gewaschen ist und als wäre das nicht genug, haspeln unmotivierte Darsteller durch minimalistisch gehaltene Kulissen.
All das enttäuschend zu nennen, wäre angesichts der namhaften Beteiligten sicherlich eine Untertreibung. Für sich genommen mag der TV-Film durchaus passabel sein, doch angesichts dessen, was er anstrebt und der Namen, die sich beim Produktionsstab wie bei der Besetzung lesen, ist er ein beinahe schon wieder bemerkenswerter Fehlschlag.