Terminator Genisys [2015]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Lars Adrian  |   Hinzugefügt am 4. August 2015
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Terminator Genisys
Laufzeit: 126 Min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alan Taylor
Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, Lee Byung-hun, J.K. Simmons


Kurzinhalt:
Im Jahr 2029 kämpfen die Menschen nach einer nuklearen Katastrophe gegen die neuen Herrscher der Erde: Intelligente Maschinen kontrolliert von dem Computerprogramm Skynet. Der Anführer des menschlichen Widerstands ist der charismatische John Connor (Jason Clarke).
Als die Widerstandsgruppe kurz vor einem entscheidenden Sieg steht, sendet Skynet einen übermächtigen Terminator (Arnold Schwarzenegger) durch die Zeit zurück ins Jahr 1984 – mit dem Auftrag, Johns Mutter Sarah (Emilia Clarke) zu töten, bevor John geboren wird. Der Résistance gelingt es, ebenfalls einen Kämpfer aus ihren Reihen, Kyle Reese (Jai Courtney), in die Vergangenheit zu schicken, der Sarah beschützen soll.
Nach seiner Ankunft im Los Angeles des Jahres 1984 muss Kyle feststellen, dass sich die Vergangenheit und damit auch die Zukunft bereits geändert haben: 1973 wurden bereits zwei weitere Killermaschinen zur neunjährigen Sarah geschickt, ein Terminator (Lee Byung-hun), der sie töten sollte, und einer (Arnold Schwarzenegger), der dies verhindern soll. Nach dem Tod ihrer leiblichen Eltern hat sich der zweite Terminator um Sarah gekümmert. Zusammen haben sie eine Zeitmaschine gebaut und sich auf Kyles Ankunft vorbereitet.
Aus Gründen, die er noch nicht versteht, ist sich Kyle sicher, dass der Schlüssel zur Vernichtung von Skynet im Jahr 2017 liegt. Er kann Sarah und den Terminator überreden, mit ihm in dieses Jahr zu springen und dort Skynet aufzuhalten. Hier begegnen sie einem Gegner, mit dem keiner wirklich gerechnet hat.


Kritik:
Die Terminator-Saga – einst von dem erfolgsverwöhnten Regiemeister James Cameron im Fieberwahn ersonnen – erweist sich neben Star Wars und Alien als eines der langlebigsten Franchises im Science-Fiction-Genre. Obwohl nur die beiden ersten, von Cameron selbst inszenierten Filme (Terminator [1984] und Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991]) bei Kritikern und Publikum gleichermaßen gut ankamen, brachte es die Reihe von 1984 bis 2009 auf vier Einträge. Da Terminator 3 – Rebellion der Maschinen [2003] und Terminator – Die Erlösung [2009] allerdings jeweils weniger einnahmen als Teil 2 zuvor, bei zugleich gestiegenen Produktionskosten, erstaunt es zunächst, dass sich erneut Investoren fanden, die einen fünften Teil unterstützten, der nun in diesem Jahr weltweit in die Lichtspielhäuser kommt.
Bei genauer Betrachtung gibt es für die Entscheidung mehrere Gründe: Auch außerhalb der Kinosäle lässt sich mit der Marke Terminator viel Geld verdienen, sei es durch Heimvideoveröffentlichungen, Spielzeug, Bücher oder sonstige Lizenzvergaben. Darüber hinaus ist Hauptdarsteller und kalifornischer Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger nach dem Ende seiner politischen Karriere immer noch auf der Suche nach einem Film, der ihm den Weg für ein erfolgreiches Comeback ebnet, und seine Gage dürfte deshalb wesentlich geringer ausgefallen sein als zuvor. Die Rechte am Franchise selbst haben eine sehr komplizierte Geschichte. Im Laufe der letzten dreißig Jahre gab es zahlreiche Inhaber und Rechtsstreitigkeiten, mit dem Ergebnis, dass Terminator-Erfinder Cameron seit Terminator 2 an keinem der weiteren Projekte mehr Tantiemen verdient hat. Aufgrund geänderter Copyright-Gesetze werden die Terminator-Rechte jedoch im Jahr 2019 an Cameron zurück gehen. Die derzeitigen Lizenzinhaber, die mit Teil 5 gerne eine neue Trilogie beginnen würden, sahen sich somit unter Zugzwang, schnellstmöglich ein potentiell gewinnbringendes Werk an den Start zu bringen.

Bei all diesen wirtschaftlichen Erwägungen stellt sich zwangsläufig die Frage, ob es überhaupt eine künstlerische und inhaltliche Notwendigkeit gab, der Saga, die bereits mit Terminator 2 einen gelungenen Abschluss gefunden hat, nach zwei eher durchwachsenen Vorgängern noch eine weitere Fortsetzung zu bescheren.
Nach Terminator Genisys ist es im Besonderen die Handlung des Filmes, die den Kinobesucher zwiespältig zurücklässt. Die beiden Drehbuchautoren Laeta Kalogridis (Shutter Island [2010]) und Patrick Lussier (Drive Angry [2011]) haben sich zweifellos Gedanken gemacht, wie sie die Geschichte so variieren und um neue Elemente bereichern können, dass sich das Geschehen in die bisherige Terminator-Mythologie einfügt, gleichzeitig aber Altbekanntes nicht einmal mehr nur aufgewärmt wird. Interessanterweise schlagen sie einen ähnlichen Weg ein wie der diesjährige Kinohit Jurassic World [2015]. Die Story nimmt lediglich Bezug auf Terminator und Terminator 2 und ignoriert die Ereignisse der Teile 3 und 4 völlig.
Manche Ideen sind dabei durchaus originell – zum Beispiel wenn eine Erklärung für das Altern des von Schwarzenegger verkörperten Terminators geliefert wird, oder die Autoren eine weitere Möglichkeit aufzeigen, das Flüssigmetall-Modell zu zerstören. Einige Szenarien, die die Grundlage für zahlreiche Action-Sequenzen liefern, können ebenfalls überzeugen und insgesamt ist das Tempo hoch genug, um für ausreichend Spannung zu sorgen.
Ein Hinweis am Rande: Jeder, der sich ein wenig Spannung erhalten möchte, sollte einen großen Bogen um die Trailer machen, die im Vorfeld veröffentlicht wurden, denn sie nehmen ausgerechnet die überraschendste Wendung vorweg, die sich die Autoren ausgedacht haben.
Der größte Schwachpunkt von Genisys liegt in der Darstellung des Zeitreise-Konstrukts und wie sich das Verhalten der Figuren auf alternative Zeitlinien auswirkt. Kalogridis und Lussier ließen sich offenkundig von einem Klassiker des Genres, Zurück in die Zukunft II [1989], inspirieren – leider ohne ihre eigene Geschichte konsequent zu Ende zu denken. Lässt sich der erste Zeitsprung ausgehend von 2029 in das (veränderte) Jahr 1984 noch nachvollziehen, fällt das Logikkartenhaus spätestens nach der Reise ins Jahr 2017 in sich zusammen, wenn ein Charakter in diesem Jahr auftaucht, den es gar nicht geben könnte, da ein bestimmtes Ereignis im Jahr 1984 nicht eingetreten ist.
Die Dialoge selbst sind brauchbar, wenngleich Sprüche, die frühere Filme zitieren, damals einfach cooler waren, und hier erzwungen wirken. Der ein oder andere Fan könnte zudem damit Probleme haben, wenn Sarah den Terminator als ihre Vaterfigur mit "Paps" anredet.
Enttäuschend banal fällt das Finale von Genisys aus, das auch nicht durch die unvermeidliche und überflüssige Zusatzszene während des Abspanns aufgewertet wird.

In den vergangenen drei Jahren hat Arnold Schwarzenegger in mehreren Filmen mitgewirkt. Trotz teils wohlwollender Meinungen war ihm kein großer Erfolg beschieden. Was liegt also näher, als wieder die Rolle zu spielen, mit der er seinen Ruf als Erfolgsgarant begründet hat. Schwarzenegger schlüpft in der Tat mühelos in die "Haut" des Terminators und ist sicher das Highlight der Darstellerriege, wobei das Skript ihm allerdings nicht viel Möglichkeiten gibt, aus dem vorgegebenen Korsett auszubrechen. Gerade die humorvollen Momente geraten bedauerlicherweise ziemlich flach.
Emilia Clarke (Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer [seit 2011]) und Jason Clarke (Zero Dark Thirty [2012] und Planet der Affen: Revolution [2014]) – trotz gleichen Nachnamens nicht verwandt – als Sarah Connor beziehungsweise ihr erwachsener Sohn John mühen sich redlich, aber gegen die starke Linda Hamilton verblasst die eher jugendlich auftretende Emilia Clarke zwangsläufig und die Rolle des John Connor wird im Verlauf des Filmes mehr und mehr überzeichnet.
Jai Courtney blieb bereits als John McClanes Sohn Jack in Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben [2013] farblos und kann in Terminator Genisys ebenfalls keinerlei Akzente setzen. Sein Auftritt lässt den Zuschauer Michel Biehn als Kyle Reese noch schmerzlicher vermissen.
Dagegen überzeugt Oscar-Preisträger J.K. Simmons (Whiplash [2014]) in einem Kurzauftritt als Polizist, der 1984 Zeuge der Ereignisse bei der Ankunft von Kyle war und ihm und Sarah 2017 hilft.

Nachdem die Produzenten unter anderem bei Fast & Furious-Regisseur Justin Lin und Ang Lee (Hulk [2003]) angefragt hatten, übernahm schließlich Alan Taylor die Inszenierung von Terminator Genisys.
Taylor hat sich zunächst als Regisseur renommierter TV-Serien (zum Beispiel Die Sopranos [1999-2007] und Game of Thrones) einen Namen gemacht, ehe er mit Thor – The Dark Kingdom [2013] einen kommerziellen Kinoerfolg verbuchen konnte.
Seine Regie geht handwerklich in Ordnung – in den Actionszenen besteht meist die nötige Übersicht. Es fehlt ihr aber das gewisse Etwas und der "Wow"-Effekt, den insbesondere James Cameron bei der Komposition bestimmter Einstellungen hervorgerufen hat. Selbst der hervorragenden Action-Inszenierung von McG bei Terminator – Die Erlösung kann Taylor nicht das Wasser reichen.

Für die musikalische Untermalung wurde der Brite Lorne Balfe (Die Pinguine aus Madagascar [2014]) verpflichtet. Balfe gehört zu den zahlreichen Komponisten, die für Hans Zimmers Firma "Remote Control Productions" (früher "Media Ventures") arbeiten.
Wenig überraschend also, dass die Melodien in Genisys teils frappierend an frühere Zimmer-Scores (zum Beispiel The Da Vinci Code [2006]) erinnern. Nichtsdestotrotz passen die elektronischen Klänge gut zur Science-Fiction-Thematik und binden gekonnt vertraute Terminator-Themen von Brad Fiedel unauffällig mit ein.
Balfes Musik zählt zu den wenigen Elementen im Film, die keinen Anlass zur Kritik bieten.

Zwar ist ein direkter Vergleich kaum möglich, Vieles von dem was Jurassic World richtig gemacht hat, gelingt Terminator Genisys aber leider nicht.
Obgleich es schwerfällt, von einem Flop zu sprechen, wenn ein Film innerhalb des ersten Monats weltweit über 300 Millionen US-Dollar eingespielt hat, dürfte Genisys ohne Frage die Erwartungen der Macher enttäuscht haben. Es ist deshalb eher fraglich, ob die bewusst offen gelassene Geschichte in einem weiteren Teil fortgesetzt wird. Wahrscheinlicher ist, dass aus der geplanten Trilogie – wie schon bei Terminator – Die Erlösung – nichts werden wird.
Inwiefern es nach 2019 mit dem Franchise weitergeht, wenn wieder James Cameron das Sagen hat, steht ohnehin in den Sternen, oder besser: "Die Zukunft ist nicht vorherbestimmt. Wir selbst sind unseres Schicksals Schmied."


Fazit:
Die Drehbuchautoren sind bemüht, scheitern letztendlich jedoch mit einer unausgegorenen Story. Regie, Action und Darsteller sind solide, aber uninspiriert. Trotz guter Musik kann der Film in keiner der genannten Disziplinen an seine Vorgänger anknüpfen.
Alles in allem reicht es bei Terminator Genisys für eine passable Abendunterhaltung, ohne die Intelligenz zu beleidigen. Manchen Zuschauern mag das reichen, viele Terminator-Fans sind von diesem Neustart-Versuch vermutlich eher enttäuscht.