Tango & Cash [1989]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Juli 2010
Genre: Komödie / Action

Originaltitel: Tango & Cash
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1989
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Andrey Konchalovskiy
Musik: Harold Faltermeyer
Darsteller: Sylvester Stallone, Kurt Russell, Teri Hatcher, Jack Palance, Brion James, James Hong, Marc Alaimo, Philip Tan, Michael J. Pollard, Robert Z'Dar, Lewis Arquette, Edward Bunker, Leslie Morris, Roy Brocksmith, Michael Jeter


Kurzinhalt:
Ray Tango (Sylvester Stallone) ist überzeugt, der beste Polizist in Los Angeles zu sein. Ebenso wie Gabriel Cash (Kurt Russell) dasselbe von sich denkt. Beide Einzelgänger kommen aus unterschiedlichen Bezirken und versetzen den Verbrechern immer wieder empfindliche Stiche. Dies geht soweit, bis Gangsterboss Yves Perret (Jack Palance) den Plan ersinnt, beide in eine Falle laufen zu lassen. Sie sollen für ein Verbrechen hinter Gitter, das sie nicht begangen haben. Die Beweise werden frisiert, der Prozess ist eine Farce. Im Gefängnis sehen sich die ungleichen Männer einer Horde Insassen gegenüber, die sie selbst hinter Gitter befördert haben.
Perret hat auch hier seine Finger im Spiel, so dass Tango und Cash nur die gemeinsame Flucht bleibt. Doch was dann? Bei Kiki (Teri Hatcher), Rays Schwester, kommen beide erst einmal unter, doch um ihren Namen reinzuwaschen müssen sie die Hintermänner ausfindig machen. Perrets Handlanger Requin (Brion James) scheint ein erster Ansatzpunkt ...


Kritik:
Es gibt Filme, deren Entstehungsprozess interessanter ist als der letztendliche Film selbst. Tango & Cash ist so ein Film. Aus heutiger Sicht sorgt das bemühte Buddy-Duo Sylvester Stallone und Kurt Russell für kurzweilige Unterhaltung, doch führt man sich einmal vor Augen, was Filmemacher und Produzenten damit beabsichtigt hatten, wird deutlich, weswegen man bisweilen innerhalb der eineinhalb Stunden das Gefühl bekommt, man sehe zwei verschiedene Filme. Nachdem der ursprüngliche Partner für Stallone, Patrick Swayze, nicht mitwirkte, begann der Dreh ohne ein fertiges Drehbuch. Wenig später feuerte Sylvester Stallone den Kameramann Barry Sonnenfeld, während die Stimmung am Set auf Grund von Streitereien zwischen Regisseur Andrey Konchalovskiy und Produzent Jon Peters ins bodenlose gezogen wurde. Dadurch verzögterte sich der Dreh und das Budget des Films lief aus dem Ruder. Regisseur und Produzent wollten letztlich zwei verschiedene Filme drehen, ersterer einen ersten Buddy-Thriller, Peters jedoch eine Parodie auf Stallones Image. Sylvester Stallone selbst schrieb das Skript mehrmals um, fungierte schließlich als Produzent und Regisseur, nachdem Konchalovskiy seiner Pflichten enthoben wurde und bis ein weiterer Regisseur einsprang. Auch sei es Stallone gewesen, der die Produktion soweit zusammenhielt, dass der Film überhaupt fertig gestellt werden konnte. Nachdem das Studio die erste Schnittfassung zu Gesicht bekam, heuerte man Stuart Baird zur Rettung an, der den Film großteils umschnitt und sogar ein weiterer Komponist musste eingestellt werden, da Harold Faltermeyers Musik auf Grund der Änderungen am Film nicht mehr zu den Bildern passte. Es wundert also nicht, dass Tango & Cash einen sehr uneinheitlichen Eindruck hinterlässt. Bisweilen scheint es gar, als würden bestimmte Abschnitte und auch das gesamte Finale aus einer anderen Produktion stammen.

Ray Tango und Gabriel Cash sind die besten Polizisten von Los Angeles, auch wenn Tango in seinen feinen Anzügen auf den Verdienst nicht angewiesen ist und ihn eher das Abenteuer reizt. Cash hingegen ist ein Draufgänger und beide sind überaus erfolgreich mit ihren zweifelhaften Methoden der Verbrechensbekämpfung. So erfolgreich, dass der Gangsterboss Perret den Plan ersinnt, beide in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Statt sie zu Märtyrern zu machen, sollen sie für ein Verbrechen, das sie nicht begangen haben ins Gefängnis wandern. Ihr Ruf ist damit ruiniert, ihre Sympathien ebenso. In einem Gefängnis, dessen Insassen sie selbst dorthin verfrachtet haben, ist auch genügend Raum für Unfälle oder Ähnliches, so dass Tango und Cash das Ende ihrer Strafe nicht erleben sollen. Die Ausgangslage der leichtfüßigen Produktion ist nicht neu, aber dank des sympathisch ungleichen Duos Stallone und Russell, die beide ihr Image als Einzelgänger im Actiongenre auf die Schippe nehmen, recht unterhaltsam. Dass die erst 25jährige Teri Hatcher die Schwester von Ray Tango sein soll glaubt man dabei ebenso wenig wie absehbar ist, wozu ihre Rolle im späteren Verlauf noch hergenommen wird. Im Handlanger Requin findet die Story einen bedeutend stärkeren Bösewicht als in Perret, dessen Rolle genauso blass ausfällt wie diejenigen von Quan und Lopez, seine Lieferanten im organisierten Verbrechen. Wie sehr sich der Ton des Films verändert sieht man zum einen daran, dass der Abschnitt im Gefängnis merklich düsterer gehalten ist als der unbeschwerte Anfang. Aber auch darin, dass erst im letzten Drittel der Bodycount rasant in die Höhe getrieben wird. Handwerklich merkt man Tango & Cash die chaotische Entstehung glücklicherweise nicht an. Als routiniert inszenierter Actionfilm der 1980er Jahre gibt es diesbezüglich kaum etwas auszusetzen. Das damals wie heute größte Problem der Produktion ist, dass zwei Jahre nach Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis [1987], und im selben Jahr wie der zweite Teil jener Reihe, Tango & Cash zu wenig besitzt, um sich von jenen Ikonen abzuheben. Zu naiv und zu oberflächlich haftet ihm zwar auch heute noch den Charme zweitklassiger 80er-Jahre-Actionfilme an, aber so Genre prägend oder zeitlos wie andere Buddy-Filme ist er nicht. Aber vielleicht sollte er das auch nicht sein.


Fazit:
"Rambo ist ein Weichei" – solche Sätze aus dem Mund von Sylvester Stallone zeugen von einer gesunden Portion Selbstironie. Allzu ernst nimmt sich Tango & Cash auch nicht, nur besitzt er genügend ernste Momente. Als Parodie auf das Action-Image seiner Protagonisten scheint der Film ebenso ausgelegt wie als eigenständige Buddy-Komödie. Nichts von alledem macht er richtig. Führt man sich den schwierigen Produktionsprozess vor Augen, erklären sich viele Ungereimtheiten, doch ändert es an dem Ergebnis wenig.
Als routinierter, unterhaltsamer Actionfilm einer unbeschwerten Zeit funktioniert Tango & Cash durchaus. Ernst zu nehmende Konkurrenz für Lethal Weapon oder gar Stirb langsam [1988] ist es jedoch nicht. Dafür bieten Figuren und Story zu wenig Substanz. Nicht zuletzt das nostalgische Flair sorgt aus heutiger Sicht oft für Schmunzeln, auch wenn die Filmemacher so viel mehr erreichen wollten.