Sanctum [2011]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 05. August 2012
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: Sanctum
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: USA / Australien
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Alister Grierson
Musik: David Hirschfelder
Darsteller: Richard Roxburgh, Ioan Gruffudd, Rhys Wakefield, Alice Parkinson, Dan Wyllie, Christopher Baker, Nicole Downs, Allison Cratchley, Cramer Cain, Andrew Hansen, John Garvin, Sean Dennehy, Nea Diap


Kurzinhalt:
Die Esa'ala Unterwasserhöhle in Papua-Neuguinea ist eine der größten der ganzen Welt – und zum Teil noch unerforscht. Der Höhlentaucher Frank McGuire (Richard Roxburgh) ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und Leiter des Teams, das die Höhle weiter erkundet. Einer seiner Geldgeber ist Carl Hurley (Ioan Gruffudd), ein Milliardär und Abenteurer, der zusammen mit seiner Freundin Victoria (Alice Parkinson) Frank und dessen entfremdeten Sohn Josh (Rhys Wakefield) in der Höhle aufsucht. Frank hat bei einem tragischen Tauchgang zusammen mit seiner Kollegin Judes (Allison Cratchley) eine riesige, unentdeckte Kammer ausfindig gemacht, bei der sie sogar eine unterirdische Wasseroberfläche ausmachen konnten.
Doch ein überraschend starker Sturm lässt den Wasserspiegel in der Höhle rasant ansteigen und wenig später ist der Rückweg für Josh, Carl, Victoria, Frank und dessen Kollegen George (Daniel Wyllie) abgeschnitten. Ihre einzige Möglichkeit ist es, tiefer in das Höhlensystem vorzudringen und einen anderen Ausweg zu finden. Dabei sind nicht alle für ein solches Unterfangen ausgerüstet oder trainiert. Und nicht nur die knappe Atemluft und die begrenzte Batterielaufzeit der Lampen sind eine Gefahr, sondern ebenso die zunehmende Panik der ums Überleben kämpfenden Taucher ...


Kritik:
Der Abenteuerfilm Sanctum hatte, als er für seinen Kinostart beworben wurde, zwei Verkaufsargumente. Zum einen die Tatsache, dass er von James Cameron produziert worden war, und zum anderen, dass Cameron seine durch Avatar - Aufbruch nach Pandora [2009] weltberühmt gewordene 3D-Technik beigesteuert hatte. Dass die Geschichte um eine Gruppe Höhlentaucher, die bei einer Expedition eingeschlossen werden und nach einem anderen Ausgang suchen müssen, auf wahren Tatsachen basiert, wurde nur beiläufig erwähnt. Ko-Autor Andrew Wight erlebte eine solche Nahtoderfahrung, als eine Gruppe bestehend aus über einem Dutzend Höhlentaucher jenes Schicksal ereilte, nachdem der Eingang zur Höhle durch einen Sturm verschlossen wurde. Man kann nur hoffen, dass bei ihm nicht so viele erfahrene Taucher unterirdisch den Tod fanden und auch, dass er von sonst jedem Hollywoodklischee verschont blieb, das die Figuren in Sanctum bedauerlicherweise ereilt.

Die Frage, die viele Interessenten bei dem 3D-Abenteuerfilm beantwortet wissen wollen ist, ob das 3D überzeugt und sehenswert ist. Wer darauf aus ist, die beklemmenden, unter Wasser gelegenen Höhlensysteme plastisch greifbar gemacht zu sehen, um so die Klaustrophobie dem Publikum nahezubringen, der wird auf seine Kosten kommen. Insofern ist ein Mehrwert für den Zuschauer durchaus erkennbar, doch steigert dies nicht das Furcht einflößende Schicksal, das den Beteiligten droht, weil sie selbst nicht interessieren. So verbirgt sich hinter den Querelen von Frank und Josh nichts weiter als ein üblicher Vater/Sohn-Konflikt, der (wie sollte es anders sein) innerhalb der weniger als zwei Stunden durch die extremen Umstände gelöst wird. Der reiche Abenteuerjunkie Carl entpuppt sich als unzuverlässiges Großmaul und dass von den nicht notwendigen Nebencharakteren kaum einer das Tageslicht wiedersehen wird, steht außer Frage. Allenfalls gilt zu klären, in welcher Reihenfolge und wie sie verloren gehen. Und auch hier ist der Ausgang einer jeden Szene absehbar. Da man all das schon früh absehen kann, wieso sollte man sich dann für die Charaktere noch interessieren? Von den wenigsten erfährt man überhaupt den Nachnamen, in Hollywoodfilmen meist ein Anzeichen dafür, dass man sie nicht vermissen wird.

Dass die Räumlichkeit vortäuschende Technik trotz der dunklen Umgebung so gut funktioniert, ist erstaunlich, zumal es hierfür auch erschreckende Negativbeispiele gibt (Fright Night [2011]). Es mag allerdings geholfen haben, dass viele Aufnahmen, insbesondere mit großen Hintergründen wie Höhlen über oder unter Wasser, nicht natürlichen Ursprungs sind, sondern offensichtliche Spezialeffekte. Auch macht die Beleuchtung nicht immer wirklich Sinn, wenn Josh am Schluss unter anderem eine kleine Taschenlampe um den Hals hängen hat, er jedoch von hinten angestrahlt wird.
All das wird erschwert durch eine musikalische Untermalung, die selbst einer Videoproduktion unwürdig wäre. Statt Atmosphäre, Dramatik oder Spannung gibt es hier unpassende Melodien ohne Wiedererkennungswert zu hören. Das fällt umso stärker auf, da die deutsche Synchronisation eklatant unterdurchschnittlich ausgefallen ist. Rufen die Expeditionsteilnehmer voller Verzweiflung, weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Die farblosen bis überzogen unpassenden Darbietungen von Hauptdarstellern wie Ioan Gruffudd, Rhys Wakefield oder Alice Parkinson reiben hier noch Salz in die Wunde. Dagegen kommt der einzig charismatische Richard Roxburgh leider nicht an.

Dass ein Film allein durch den Namen des Produzenten und des versprochenen Marketing-Arguments 3D Zuschauer ins Kino locken kann, hat Sanctum dadurch bewiesen, dass er mehr als das Dreifache seiner Kosten an den internationalen Kinokassen wieder eingenommen hat. Aber gleichzeitig bestätigt er damit das Vorurteil gegenüber der Technik, dass die dritte Dimension von den Filmemachern überwiegend eingesetzt wird, um die eindimensionalen Drehbücher zu kaschieren.
Man kann sich gut vorstellen, mit der Kerngeschichte einen packenden und klaustrophobischen Abenteuerfilm erzählt zu bekommen, der durch Figuren überzeugt, die lebensnah sind und deren Überlebenskampf wichtig ist. Und der trotzdem durch das 3D begeistert. Beginnt der Abspann zu rollen, wünscht man sich, man hätte auch einen solchen Film gesehen.


Fazit:
Man mag Produzent James Cameron durchaus zugutehalten, was er in dem Drehbuch sah, als er sich entschloss zu helfen, es auf die Leinwand zu bringen. Nicht zuletzt, da er selbst ein leidenschaftlicher Taucher ist. Doch aus der ebenso bekannten wie einfachen Grundidee einer Gruppe von Höhlenforschern, die verschüttet werden und sich einen neuen Ausgang suchen müssen, hätte ein bedeutend besserer Film werden können, als letztlich daraus geworden ist.
Dazu trägt die klischeebeladene Umsetzung ebenso bei, bei der trotz der Bedrohung durch die Endgültigkeit eines solch abgeschlossenen Tunnel- und Höhlensystems ein menschlicher Bösewicht nicht fehlen darf, wie die Lösung des mit simplen Argumenten gespickten Konflikts zwischen Vater und Sohn, aus welcher der Teenager als Mann initiiert hervorgehen muss. Beginnt eine Szene mit einem Dilemma für eine Nebenfigur, ist sofort ersichtlich, wie sie endet und die überwiegend mangelhaft agierenden Darsteller tun ihr Übriges dazu.
Für Fans ist bei Sanctum allenfalls der 3D-Effekt interessant, durch den man sich durchaus mehr in den engen, unterirdischen Höhlen gefangen fühlt. Aber umso mehr verkommen die Charaktere und die eigentliche Geschichte zur Nebensächlichkeit. Und auch hierfür sollte James Cameron seinen Namen nicht hergeben.