Safe House [2012]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juli 2012
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Safe House
Laufzeit: 115 min.
Produktionsland: USA / ZA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Daniel Espinosa
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Denzel Washington, Ryan Reynolds, Vera Farmiga, Brendan Gleeson, Sam Shepard, Rubén Blades, Nora Arnezeder, Robert Patrick, Liam Cunningham, Joel Kinnaman, Fares Fares, Jenna Dover


Kurzinhalt:
Der junge CIA-Agent Matt Weston (Ryan Reynolds) fristet seinen Dienst als Hüter eines Safe House in Kapstadt, ein geheimes CIA-Gebäude, in welchem für den Geheimdienst wichtige Personen untergebracht sein können. Doch in seinen zwölf Monaten dort hat Weston noch keinen Gast gehabt und seine Versetzungsgesuche prallen bislang an seinem Vorgesetzten David Barlow (Brendan Gleeson) ab. Da wird Weston überraschend angerufen, dass ein Gast zu erwarten sei. Er erkennt ihn als Tobin Frost (Denzel Washington), ein ehemaliger CIA-Agent, der seit Jahren für den Meistbietenden seine Geheimnisse verkauft. Noch bevor die Befragung richtig beginnen kann, wird das Safe House von Vargas (Fares Fares) und seinen bewaffneten Anhängern angegriffen.
Weston kann mit Frost fliehen, doch die Angreifer scheinen ihm nicht nur dicht auf den Fersen, sondern immer einen Schritt voraus zu sein. Die CIA-Abteilungsleiterin Linklater (Vera Farmiga) rät ihm, unterzutauchen, während ihr Vorgesetzter Whitford (Sam Shepard) die Möglichkeiten auslotet, ein diplomatisches Desaster abzuwenden. Doch dann gelingt Frost die Flucht und während Weston versucht, ihn bei dem Dokumentenfälscher Villar (Rubén Blades) wieder in Gefangenschaft zu nehmen, muss er auch befürchten, dass seine Freundin Ana (Nora Arnezeder) ins Visier der Verschwörer gerät. Denn woher sollte Vargas sonst von der Existenz des Safe House erfahren haben ...


Kritik:
Der Agententhriller Safe House erzählt die Geschichte eines Frischlings, der auf eine ehemalige Legende seines Berufes trifft. Es ist eine Story, die wir schon unzählige Male gehört haben und Regisseur Daniel Espinosa versucht uns hauptsächlich durch zwei Elemente aufs Neue dafür zur interessieren. Zum einen durch den aus der Bourne-Trilogie bekannten Realismus was die handwerkliche Umsetzung angeht, aber auch durch den ungewöhnlichen Schauplatz in Südafrika, der merklich zur Atmosphäre des Films beiträgt. Damit lässt sich gut kaschieren, dass der Film nichts zeigt, was man nicht schon irgendwo gesehen hätte, und dass die verwackelte Umsetzung in den Actionmomenten mehr Übersicht kostet, als dass sie das Tempo voranbringt.

Geheimdienstorganisationen wie die CIA scheinen (zumindest in Filmen und Büchern) immer nur ihre besten Leute zu verlieren. Aber ob es ein Kompliment ist, dass der Durchschnitt und die korrupten Agenten ihnen bis ins hohe Alter erhalten bleiben, sei dahingestellt. Tobin Frost (Denzel Washington) war nicht nur ein Naturtalent, sondern hat sogar manche Regelwerke der Agency neu verfasst. Doch vor zehn Jahren stieg er aus und verkauft seither seine Dienste und Geheimnisse an denjenigen, der am meisten dafür bietet. Als er in ein amerikanisches Konsulat in Südafrika spaziert und sich dort gefangennehmen lässt, glauben die Verantwortlichen im CIA-Hauptquartier in Langley, sie hätten einen großen Fang gemacht. Frost wird in ein CIA-Gebäude nach Kapstadt gebracht, ein so genanntes Safe House. Dort treffen wir auf den jungen Agenten Matt Weston (Ryan Reynolds), der trotz seiner ausgezeichneten Qualifikation seit einem Jahr als Rezeptionist in diesem Haus verbringt, ohne dass je etwas Spannendes passiert wäre. Noch bevor Frosts Verhör beginnt, wird das Safe House angegriffen und Weston ist mit Frost auf der Flucht.

Es wäre wohl eher eine Überraschung, wenn hinter alledem keine Verschwörung innerhalb des Geheimdienstes eine Rolle spielt, doch so viel Unerwartetes bietet Safe House leider nicht. Der Blick auf die Township Langa und auch die Verfolgungsjagd über die Dächer der Siedlung, stellen den Höhepunkt des Films dar, der trotz seiner Laufzeit überaus schnell erzählt wird.
Über die Beweggründe der Verschwörer erfahren wir nicht sehr viel, vor allem nicht, was sie verhindern wollen, das durch Frosts Informationsverkauf, ans Licht kommen würde. Weston, so wird erwähnt, hat keine Familie mehr, so dass sich die Filmemacher hier selbst um eine Möglichkeit bringen, den Charakter zu vertiefen. Stellt er sich gegen die Anweisung seiner Vorgesetzten und meldet sich nicht im Konsulat, nachdem ihm Frost entwischt ist, sondern ermittelt auf eigene Faust weiter, wird außerdem angedeutet, wie er als Sündenbock benutzt werden könnte, um die diplomatischen Verwicklungen hinterher aufzuklären. Doch auch aus diesem Handlungsstrang wird nicht mehr gemacht.

Dafür werden die Actionmomente, die anfangs aus Autoverfolgungsjagden bestehen, immer persönlicher und münden im letzten Drittel gleich mehrmals in frenetischen Faustkämpfen. Man ist auch hier nicht zuletzt auf Grund der Arbeit von Cutter Richard Pearson (Die Bourne Verschwörung [2004]) und Kameramann Oliver Wood (die gesamte Bourne-Trilogie) stark an die erfolgreiche Agentenreihe erinnert, die wie kaum eine zuvor den Überlebenskampf in jenen Szenen greifbar gemacht hat.
Dass wir dennoch interessiert bleiben liegt nicht zuletzt an Denzel Washington, der es wie kaum ein Darsteller versteht, auch aus den am wenigsten ausgefeilten Figuren einen interessanten Filmcharakter zu gestalten. Was Tobin Frost letztlich dazu bewogen hat, sich von der CIA abzuwenden, wird sein Geheimnis bleiben, aber man wird das Gefühl nicht los, dass er durchaus seine Gründe gehabt hat. Reynolds empfiehlt sich auch hier erneut als Actionstar, doch gegen das Charisma von Brendan Gleeson, Vera Farmiga oder Sam Shepard wirkt er merklich blass. Wer von den drei genannten Darstellern am Ende Teil der Verschwörung ist, ist aufmerksamen Zuschauern jedoch schon nach den ersten 15 Minuten bekannt.


Fazit:
Andere Thriller haben das Genre definiert, in dem sich Regisseur Daniel Espinosa merklich wohl fühlt, und dessen Dynamik er auch gekonnt umzusetzen vermag, ohne ihm jedoch wirklich neue Impulse verleihen zu können. Das macht Safe House nicht zu einem schlechten Film. Die Agentenhatz ist spannend und aufwändig umgesetzt, bezieht ihre größten Stärken jedoch hauptsächlich aus der Besetzung, die von einem düsteren Denzel Washington souverän angeführt wird, und dem ungewohnten Schauplatz in Südafrika, der insbesondere in den Landschaftsaufnahmen und dem Abschnitt im Township zur Atmosphäre beiträgt.
Die Geschichte selbst bleibt dabei überraschend oberflächlich, der Diebstahl von sensiblen Geheimdienstdaten eine Nebensächlichkeit und die Verschwörung innerhalb der CIA wächst nicht über die Klischees hinaus. All das wiegt Safe House durch sein Tempo wieder auf. Und angesichts der wackeligen, schnellen Kameraeinstellungen würde es einen nicht wundern, wenn irgendwann Jason Bourne um die Ecke kommen würde.