Monk: "Mr. Monk und Natalie fischen im Dunkeln" [2005]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. September 2005
Genre: Krimi

Originaltitel: Monk: "Mr. Monk and the Red Herring"
Laufzeit: 42 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Randall Zisk
Musik: Jeff Beal
Darsteller: Tony Shalhoub, Traylor Howard, Ted Levine, Jason Gray-Stanford, Emmy Clarke, Stanley Kamel, Adam Wylie


Kurzinhalt:
Drei Monate ist es her, dass Sharona Fleming beim ehemaligen Polizisten Adrian Monk (Tony Shalhoub) als Assistentin und Krankenschwester gekündigt hat, um mit ihrem Ex-Mann nach New Jersey zu ziehen. Seither ist Monk ohne Arbeit und ohne Ansprechpartner. Doch auch die Aufrufe seines Psychologen Kroger (Stanley Kamel), dass er sich daran wird gewöhnen müssen, ohne Sharona auszukommen, verhallen ungehört.
Bis Natalie Teeger (Traylor Howard) bei Monk erscheint; in ihr Haus haben in kürzester Zeit zwei Männer eingebrochen, den zweiten hat sie in Notwehr getötet – Captain Stottlemeyer (Ted Levine) war der Ansicht, dass Monk Licht ins Dunkel des Falles bringen könnte. Widerwillig geht Monk darauf ein und sieht sich demselben Rätsel gegenüber, wie Stottlemeyer und Disher (Jason Gray-Stanford): Was könnte ein Einbrecher im Haus der allein erziehenden Mutter gesucht haben?
Unterdessen wird klar, dass Natalie die bislang einzig geeignete Kandidatin für Monks Assistenzposten wäre – dabei ist sie daran gar nicht interessiert.


Kritik:
Es muss wohl den Fernsehsender RTL selbst überrascht haben, als Monk zum ersten Mal im Free-TV lief und dabei sogar wirklich gute Quoten erzielte. Seitdem ist die Serie so etwas wie eine Prestige-Produktion geworden, die eine treue Fangemeinde wöchentlich vor die Fernseher lockt. Zu verdanken ist das sicher sowohl dem ungewöhnlichen Konzept, das einen zwar brillanten, aber in Phobien gefangenen Ex-Polizisten in die skurrilsten Fälle verwickelt, als auch dem grundsympathischen Hauptcharakter, dargestellt von Emmy-Preisträger Tony Shalhoub. Doch hier zu Lande, wie in den USA, haben Fans bei Monk mit einigen "Krankheiten" zu kämpfen. So präsentiert sich die Serie als Mid-Season-Serie mit nur 16 Episoden pro Staffel. Diesen werden bei der amerikanischen Erstausstrahlung jedoch aufgeteilt, so dass zwischen den ersten neun und den letzten sieben der dritten Season ganze vier Monate lagen. Doch in dieser Zeit hat sich noch etwas getan, eine Veränderung, die den wenigsten Fans gefallen hat.
Trotz der stabilen Quoten beim US-Sender ABC und dem Kritikerlob, begann zur Mitte der Staffel wie immer der Gagenpoker der Beteiligten, und da man sich dazu entschloss, die Produktionskosten nicht erneut in die Höhe treiben zu wollen, musste ein Beteiligter gehen. Somit ist von nun an Bitty Schram, die ebenfalls mit einer Golden Globe-Nominierung ausgezeichnet wurde, nicht mehr in der Rolle der etwas schrulligen, aber liebevollen Sharona zu sehen. Stattdessen nutzen die Macher die Episode "Mr. Monk und Natalie fischen im Dunkeln" dazu, eine neue Figur einzuführen, die Sharonas Platz einnehmen soll. Dass ein solch liebloser Abgang – immerhin war die Entscheidung beim Dreh der vorangegangenen Episode noch nicht bekannt, so dass Sharonas Fernbleiben nur in einem Nebensatz erklärt wird – weder die Fans zufrieden stellt, noch von der Darstellerin gut aufgenommen wurde, ist verständlich. Dies umso mehr, da mit Natalie Teeger eine beinahe identische Figur eingeführt wird, die zwar mit Monk in den ersten 40 Minuten gut harmoniert, die aber verständlicherweise das Flair der bekannten Beziehung vermissen lässt.

Darauf sollten sich die Zuschauer auf jeden Fall einstellen, wenn sie die übrigen Episoden der dritten Staffel in Angriff nehmen wollen. Und es verwundert auch etwas, dass seit dem Staffelauftakt keine neue Episode mit der Aufklärung am Mord von Monks Frau Trudy aufgegriffen wurde. Hier hatte man die Zuseher auf eine vermeintliche Storyentwicklung eingestimmt, die aber leider bislang nicht eintrat. Das heißt zwar nicht, dass die dritte Season bis dahin nicht unterhalten hätte, immerhin gab es wirklich ausgezeichnete Szenen in der Episode "Mr. Monk spielt mit", in der die Zuschauer Trudys Eltern kennen lernen durften, und auch in "Mr. Monk wird gefeuert" zeigten die Autoren ein besonderes Geschick für die Umsetzung trauriger Szenen, alles in allem machte die zweite Staffel aber einen durchgängigeren Eindruck.
Man kann nur hoffen, dass die Autoren (immerhin wurde das Skript für "Mr. Monk und Natalie fischen im Dunkeln" von Andy Breckman, dem Serienerfinder geschrieben), diesen Missstand in den kommenden Folgen korrigieren werden. Für die anstehende Episode entschied sich Breckman immerhin einen interessanten, wenn auch nicht sonderlich spannenden Fall; dafür gibt es die ersten guten Momente zwischen Monk und Natalie, von denen eine kurze Szene in der Tierhandlung mit dem depressiven Papagei besonders hervor sticht. Auch die Szene zwischen Dr. Kroger und Adrian Monk lässt keine Wünsche offen, wohingegen Stottlemeyer und Disher ein wenig zu kurz kommen.
Die Dialoge sind gut geraten, aber nicht so spitzfindig wie man bisweilen gewohnt war, das Tempo in den knapp 40 Minuten ist der Serie angemessen und auch wenn sich viele Zuschauer mit der neuen Assistentin des Ex-Polizisten nicht sofort anfreunden können, der Charakter wird überzeugend eingeführt und fügt sich bislang auch gut in die Serie ein.

An den Darstellern gibt es nach wie vor nichts auszusetzen, Tony Shalhoub veredelt seine Rolle in einem Maße, wie man es kaum für möglich halten würde, während Ted Levine und Jason Gray-Stanford als ungleiches Duo für witzige Szenen außerhalb der Macken der Hauptfigur sorgen. Stanley Kamel macht in der Rolle des Psychologen nach wie vor eine gute Figur, wohingegen man an Traylor Howard ansich nur bemängeln kann, dass sie ein wenig unterkühlt wirkt, was aber ihrem Charakter entspricht.
Auch die Nebenrollen sind nach wie vor gut besetzt und mit Emmy Clarke holten sich die Macher eine gute Kinddarstellerin an Bord.
Man darf als Zuschauer darauf hoffen, dass die Akteure in den kommenden sechs Episoden der dritten Season noch mehr gefordert werden, denn trotz der soliden Darbietung sind alle noch steigerungsfähig.

Inszenatorisch gibt sich Regisseur Randall Zisk, der auch als Produzent bei Monk tätig, und seit langer Zeit im Fernsehen vertreten ist, routiniert, verzichtet auf überschwängliche Kamerafahrten oder schnelle Schnitte, aber auch auf innovative Kameraeinstellungen oder ungewöhnliche Sets.
So erinnert das alles zwar an eine 08/15-Episode und kann durchaus überzeugen, wird aber die wenigsten Fans überraschen.

Ebenso wenig die Musik von Jeff Beal, dessen eingängige und wirklich gute Titelmusik nach wie vor nicht im Vorspann zu hören ist, wo seit der zweiten Staffel und Fanaktionen zum Trotz das Lied "It's a Jungle Out There" von Randy Newman eingespielt wird.
Der übrige Score der Episode ist gut gelungen und fügt sich auch nahtlos in die Szenen ein, allerdings bekommt man keine Melodie zu hören, die Beal nicht schon für andere Episoden verwendet hätte.

Ist man Monk in den bisherigen Episoden treu geblieben, so muss man anhand der doch tief greifenden Veränderung im Cast erst einmal schlucken. Einen bitteren Beigeschmack bekommt das Ganze schon dadurch, dass Monks neue Assistentin in groben Zügen wie eine Kopie von Sharona Fleming wirkt, mit einer entscheidenden Ausnahme, die Sharonas Figur so interessant gemacht hat: Sie ist keine Krankenschwester.
Wer zudem der Meinung ist, zum Mid-Season-Auftakt würden sich die Macher eine Story aussuchen, in der die große Storyarc um die Aufklärung am Mord von Monks Ehefrau Trudy weiter geführt wird, der irrt. Dafür ist der Fall zwar unterhaltsam geraten, aber weder so witzig wie man das früher gewohnt war, noch so skurril und einfallsreich.
Trotz allem ist die Episode durchweg unterhaltsam und auch charmant, nur fehlt leider das gewisse Etwas, um sie so gut zu machen, wie Monk in den letzten zwei Jahren bereits gewesen ist.


Fazit:
"Mr. Monk und Natalie fischen im Dunkeln" als zweiten Pilotfilm zu betrachten wäre sicher übertrieben, und doch werden Stammzuschauer mit einigen der Storyänderungen Schwierigkeiten haben. Dabei gibt sich Traylor Howard sichtlich Mühe, ihre Figur zum Leben zu erwecken und ansich gelingt ihr das auch sehr gut.
Ärgerlich bleibt der Wechsel zwar auch storytechnischner Hinsicht, da man als Zuschauer keinen rechten Abschluss und vor allem keinen Abschied von Sharona bekam, sondern sich nun mit einer neuen Figur anfreunden muss. Dass dies gelingt liegt zum Großteil an Tony Shalhoub, der seine Figur nach wie vor eine Tiefe und Sympathie verleiht, wie man es kaum für möglich halten würde. Er mach Monk zusammen mit Ted Levine nach wie vor unbedingt sehenswert und gestaltet den Einstieg seiner neuen Assistentin überaus angenehm.
Dabei bleibt der Fall zwar weit zu einfach gestrickt, und auch hinter seinen Möglichkeiten zurück, als Sprungbrett für das neue Ermittlerduo ist er aber gut gelungen. Schade nur, dass es nichts Neues zur eigentlichen Storyarc der Serie zu vermelden gibt.