Küss den Frosch [2009]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. Januar 2011
Genre: Animation / Liebesfilm / Komödie

Originaltitel: The Princess and the Frog
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Ron Clements, John Musker
Musik: Randy Newman
Stimmen: Anika Noni Rose (Cassandra Steen), Bruno Campos (Roger Cicero), Keith David (Thomas-Nero Wolff, Thomas Amper), Michael-Leon Wooley (Bill Ramsey), Jennifer Cody (Farina Brock), Jim Cummings (Robert Missler), Peter Bartlett (Pierre Peters-Arnolds), Jenifer Lewis (Marianne Rosenberg), Oprah Winfrey (Madeleine Stolze), Terrence Howard (Ole Pfennig), John Goodman (Walter von Hauff), Elizabeth M. Dampier (Valerie Ceraolo), Breanna Brooks (Sophia Kronenwett)


Kurzinhalt:
Von Kindheit an war es Tianas (Anika Noni Rose / Cassandra Steen) größter Traum, ein Restaurant zu eröffnen. Damals noch mit ihrem Vater, der jedoch bereits verstorben ist. Dafür arbeitet sie sehr hart und hat das notwendige Geld für das Gebäude beinahe zusammen. Ihre Freundin seit der Zeit, Charlotte (Jennifer Cody / Farina Brock) kennt keine Geldsorgen, hat sie doch einen reichen Vater (John Goodman / Walter von Hauff). Ihr größter Traum ist es, einen Prinzen zu heiraten und als Prinz Naveen (Bruno Campos / Roger Cicero) nach New Orleans kommt, sieht sie ihre Chance gekommen.
Doch der finstere Voodoo-Magier Dr. Facilier (Keith David / Thomas-Nero Wolff, Thomas Amper) nutzt Naveens Oberflächlichkeit aus und verwandelt ihn in einen Frosch. Naveens gedemütigter Diener Lawrence (Peter Bartlett / Pierre Peters-Arnolds) nimmt dessen Gestalt an und sobald er Charlotte geheiratet hat, soll ihr Vermögen zwischen dem Magier und Lawrence geteilt werden. Als Tianas Traum zu platzen scheint und der verzauberte Naveen vor sie hüpft, nimmt sie ihren Mut zusammen und küsst ihn, auf dass er ihr mit seinem Reichtum helfen wird, wenn er wieder zurück verwandelt ist. Doch stattdessen verwandelt sie sich ebenfalls in einen Frosch.
Gemeinsam fliehen sie in die Sümpfe, auf der Suche nach Mama Odie (Jenifer Lewis / Marianne Rosenberg), welche die Kraft haben könnte, sie zurück zu verwandeln. Doch Dr. Facilier braucht Naveens Blut, um Lawrences Verwandlung aufrecht zu erhalten. So hetzt er die Mächte der Schattenwelt auf Naveens und Tianas Fersen ...


Kritik:
Die Kühe sind los [2004] war der 45. Disney Zeichentrickfilm, der in den Kinos zu sehen war. Es sollte der letzte sein, nachdem die computergenerierten Abenteuer von Pixar & Co. deutlich erfolgreicher waren. Nachdem Disney und Pixar 2006 verschmolzen, kündigte John Lasseter an, den klassischen Zeichentrickanimationsfilm wieder aufleben zu lassen. Das Ergebnis ist Küss den Frosch, der nicht nur eine Geschichte in bewährter Disney-Tradition zeigt, sondern gleichzeitig die federführende Handschrift von Pixar. Er ist sozusagen das Beste aus beiden Welten, zumal die zahlreichen, computergenerierten Hintergründe oder Figuren gar nicht mehr erkennen lassen, wo die Zeichnungen enden und der Pixel beginnt. Dass dies nicht stört liegt an einer Geschichte, die trotz ihrer Absehbarkeit doch spannend bleibt und ein unvergleichliches Flair des New Orleans in den 1920er Jahren aufleben lässt.
Die junge Tiana hat in dieser Zeit den Traum ihres Vaters übernommen und möchte ein Restaurant eröffnen. Doch als Tochter einer armen Arbeiterfamilie muss sie hierfür viel sparen, arbeitet zwei Jobs und hat keine Zeit, den Freuden des Lebens nachzulaufen wie viele gleichaltrige junge Frauen. Dass sie nicht vor Neid oder Hass im Boden versinkt, wenn sie ihre Kindheitsfreundin Charlotte sieht, Tochter eines reichen Mannes, der alles hinterhergeworfen wird, was sie sich wünscht, unterstreicht Tianas Gutherzigkeit. Was viele Zuschauer zurecht überraschen wird, ist die Tatsache, dass in Küss den Frosch eine dunkelhäutige Frau die Hauptrolle übernimmt – zugegebenermaßen später als Frosch, dennoch ist es ein Schritt in die richtige Richtung, weg von den klassischen Animationsgeschichten, in denen meist hellhäutige Figuren zu sehen waren. Auch als junge Frau ist Charlotte ein verwöhntes Gör und ganz aus dem Häuschen, als der angekündigte Prinz Naveen in die Stadt kommt. Seit den Kindergeschichten wünscht sie sich nichts sehnlicher als einen Prinzen zu heiraten. Doch Naveen wurde vom Voodoo-Magier Dr. Facilier bereits ausgetauscht und selbst in einen Frosch verwandelt. Als dieser Tiana bittet, ihn zu küssen, wird der Fluch aber nicht gebrochen, sondern Tiana auch in einen Frosch verwandelt.

Sehen die stark computerunterstützten, sehr weichen Zeichnungen doch anders aus, als man es von den bisherigen Disney-Filmen gewohnt ist, lässt sich spätestens ab dem Moment von Tianas Verwandlung erkennen, wer die Geschichte denn erzählt. Was folgt ist ein Abenteuer in die Sümpfe von Louisiana (die jedoch nicht dicht an New Orleans anschließen, sondern beträchtlich entfernt liegen) mit sprechenden Tieren, einem Jazz spielenden Alligator, dessen Name Louis nicht von ungefähr an Louis Armstrong erinnert, dem Glühwürmchen Ray und Mama Odie, welche die streitenden Tiana und Naveen wieder in Menschen verwandeln soll. Dass Küss den Frosch nicht nur eine Liebesgeschichte beinhaltet, sondern auch davon handelt, dass Naveen seinen oberflächlichen Lebensstil ändern soll, versteht sich von selbst. Aber auch für die hart arbeitende Tiana hält Mama Odie eine Lektion bereit, die sie überrascht. Und den Zuseher ebenso, immerhin sieht man in ihr die Musterpersönlichkeit einer zielstrebigen und fleißig eigenständigen Frau. Schlüsselmomente sind wie in älteren Zeichentrickfilmen ebenso in musicalähnlichen Songeinlagen verpackt, die sich stilistisch an dem Jazz- und Dixiestil jener Zeit orientieren. Komponist Randy Newman, selbst in New Orleans geboren, reißt mit beswingten Liedern mit, die teilweise in einer Reprise wenig später wieder aufgegriffen werden. So kleidet er Figuren wie Tiana, Naveen oder Dr. Facilier in ein musikalisch wiedererkennbares Kleid, das durch die gelungenen, aussagekräftigen Texte unterstrichen wird.

Es überrascht, dass Küss den Frosch nicht mit einem eindeutigen Happy End daher kommt. Für die kleinsten Zuschauer eignet sich das übersinnliche Abenteuer nicht zuletzt wegen der beängstigenden Bilder der Voodoo-Magie nur bedingt. Doch gerade dieser Bruch mit Konventionen ist es, der das modernisierte Märchen vom Froschkönig von den bisherigen Disney-Filmen abhebt und es gleichzeitig in eine Reihe mit ihnen stellt. Mit dem nach fünf Jahren ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm unterstreichen die Trickkünstler, dass sie es immer noch verstehen, eine klassische Geschichte gelungen zu modernisieren.
Die Songs sind dabei mitreißend genug, um auch ohne die Bilder zu funktionieren und wem angesichts der knuffigen Zeichnungen kein Lächeln über das Gesicht huscht, der wird mit Märchen generell seine Schwierigkeiten haben.


Fazit:
Wie das Märchen vom verwunschenen Prinzen und der fleißigen Arbeitertochter enden wird, ist durchaus vorhersehbar. Und doch hält Küss den Frosch einige Lektionen für ältere Zuschauer bereit, die das ganz junge Publikum nicht verstehen werden. Der Humor ist dagegen universell und nicht zuletzt durch den passenden Slang im englischen Original treffender.
Dass die Zeichnungen einen computerisierten Look haben, lässt sich nicht leugnen. Und doch ist der Film mehr Zeichentrick als Computeranimation. Was abgesehen von der treffenden und stets wiedererkennbaren Landschaft und der familiengerechten Aussage am meisten überzeugt ist die durchgehend packende Musik, die rhythmischer und stilsicherer kaum sein könnte. All das ergibt ein Disney-Abenteuer mit einladendem Flair, durchweg gelungen und zielsicher erzählt.