Krampus [2015]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. Juli 2016
Genre: Fantasy / Komödie / Horror

Originaltitel: Krampus
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Michael Dougherty
Musik: Douglas Pipes
Darsteller: Adam Scott, Toni Collette, Emjay Anthony, Stefania LaVie Owen, Krista Stadler, Conchata Ferrell, Allison Tolman, David Koechner, Maverick Flack, Queenie Samuel, Lolo Owen, Sage Hunefeld, Luke Hawker


Kurzinhalt:

Irgendwie ist Max (Emjay Anthony) der einzige, der sich auf Weihnachten freut. Seine Schwester Beth (Stefania LaVie Owen) wäre lieber woanders, sein Vater Tom (Adam Scott) ist gedanklich bei der Arbeit und seine Mutter Sarah (Toni Collette) fürchtet den Besuch ihrer Schwester Linda (Allison Tolman) und deren Familie. Sogar Max' Omi (Krista Stadler) ist an Weihnachten nie fröhlich, sondern immer besorgt. Als Linda mit ihrem Ehemann Howard (David Koechner) und den Kindern eintrifft, beginnt das familienfestliche Spießrutenlaufen, bis ein seltsamer Schneesturm das Haus der Familie isoliert und sie Geräusche und Kreaturen rund um das Haus beobachten. Nur Omi ahnt dabei, dass der Krampus (Luke Hawker) gekommen ist, sie alle zu holen und schon bald kämpft die Familie ums blanke Überleben ...


Kritik:
Dass Filmemacher Michael Dougherty seine düstere Weihnachtsmär um die finstere Figur Krampus, die im Gegensatz zum Weihnachtsmann nicht kommt, um zu schenken, sondern um zu nehmen und zu bestrafen, überhaupt realisieren konnte, ist eine Überraschung. Woher sollte sich ein amerikanisches Publikum mit österreichisch-deutschem Brauchtum identifizieren können. Dabei gelingt es ihm gut, Krampus einen reichen Hintergrund zu bescheren – nur die Geschichte selbst wird dem nicht gerecht.

Das Highlight seines Weihnachtshorrorfilms ist die generelle Stimmung, die vielerorts vor Weihnachten herrscht und hier wie durch eine böse Linse eingefangen wird. Vom eigentlichen Gedanken des Festes ist die Familie Engel hier weit abgekommen und muss sich nach dem vorweihnachtlichen Kaufrauschwahn mit Verwandten abfinden, die man im besten Fall ertragen kann, denen aber auch die ungeschönte Meinung über ihr Verhalten nichts auszumachen scheint. Die Eröffnungscollage, die während dem Vorspann zu sehen ist, bringt die oftmals vorherrschende Heuchelei und den Kommerzirrsinn so bissig und böse auf den Punkt, dass diese Minuten allein schon sehenswert sind.

Der einzige, der sich wirklich auf Weihnachten freut, ist der junge Max, der dem Weihnachtsmann schon einen Wunschzettel geschrieben hat. Seine ältere Schwester Beth wäre lieber bei ihrem Freund, Vater Tom ist in Gedanken immer noch bei der Arbeit und seine schweigsame Großmutter, "Omi", an den Feiertagen immer bedrückt. Max' Mutter Sarah sieht so aus, als wäre es ihr am liebsten, der Besuch wäre bereits wieder abgereist, obwohl es ihre eigene Schwester ist.
Trifft die mit ihrer Familie und der trinkfreudigen Tante Dorothy ein, erweckt Krampus die schlimmsten Momente einer jeden Familienfeier zum Leben. Dank einiger wirklich toller Dialoge und der gut gelaunten Darstellerriege, ist das immens unterhaltsam, selbst wenn wenig wirklich Neues dabei ist.

Diese Stimmung hält auch an, wenn die Familie durch einen Schneesturm isoliert und vom Krampus und seinen Helfern heimgesucht wird. Er wird dabei beschrieben als böser Zwilling vom Weihnachtsmann, der immer dann auftritt, wenn der wahre Geist von Weihnachten verloren gegangen ist. Er spielt mit seinen Opfern, ehe er sie in die Unterwelt zieht. So weit, so gut, vor allem, da das Design der Figur zum großen Teil der etablierten Folklore folgt.
Nur wird Krampus ab dem Beginn der zweiten Hälfte nach dem bekannten Schema erzählt, dass einer nach dem anderen vom Krampus oder seinem Gefolge geschnappt wird. Das einhergehende Problem ist dasselbe wie bei einschlägigen Horrorfilmen: Wenn niemand weiß, wie man den Krampus besiegen kann – auch Omi, die ihrer Familie von ihm berichtet, verrät darüber nichts – und jeder Versuch, sich zu wehren am Ende fehlschlägt, macht es keinen Sinn, mit den Figuren mitzufiebern.

Zwar zwingt die Situation die zerstrittene Verwandtschaft, sich zusammenzuraufen und zusammenzuhalten, doch einen positiven Effekt scheint das nicht zu haben. Auch sind die eigentlich Furcht einflößenden Momente nur mäßig mitreißend. Das einzig wirkliche Highlight sind die bösartigen Lebkuchenmännchen, alle anderen Helfer wirken dagegen beinahe zahm. Über weite Strecken erhält sich Krampus eine ähnliche Stimmung wie Gremlins - Kleine Monster [1984], ohne aber die Boshaftigkeit der kleinen Kreaturen zu kopieren. Die Figuren hier wirken mitunter zwar bedrohlich, aber Angst hat man hier nie.


Fazit:
Lange vor dem absehbaren Schluss-Twist geht dem von Regisseur Michael Dougherty mitgeschriebenen Drehbuch bedauerlicherweise die Puste aus. So treffend und zynisch die Darstellung des Weihnachtstrubels zu Beginn und so zielsicher die bösen Sprüche der zerstrittenen Familienmitglieder im Verlauf, so zahnlos ist der Horroraspekt des Fantasyfilms. Dass es lange dauert, ehe die Titel gebende, böse Weihnachtsfigur auftritt, ist dabei nicht das Problem. Auch die herrlich handgemachten Tricks und Masken tragen zur Atmosphäre ungemein bei.
Nur erzählt Krampus was nach dem Auftauchen desselben folgt, weder mitreißend, noch ist es überaus originell. Statt das Brauchtum Stück für Stück zu entblättern und den Figuren die Hoffnung zu geben, dass sie aus alledem unbeschadet herauskommen können, werden einem alle Informationen in einer Szene auf dem Silbertablett präsentiert. Die ist zwar schön animiert, sticht aber aus dem Erzählfluss auch entsprechend hervor. Als finsteres Weihnachtsmärchen mit einem Hauch Sozialkritik ist das durchaus unterhaltsam, vor allem dank des Auftakts und der passend eingewobenen Musikauswahl, aber leider trotz der guten Besetzung nie packend.