Green Lantern [2011]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 05. Februar 2012
Genre: Action / Science Fiction

Originaltitel: Green Lantern
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Martin Campbell
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Ryan Reynolds, Blake Lively, Peter Sarsgaard, Mark Strong, Tim Robbins, Jay O. Sanders, Taika Waititi, Angela Bassett, Mike Doyle, Nick Jandl, Dylan James, Gattlin Griffith, Jon Tenney, Leanne Cochran, Temuera Morrison


Kurzinhalt:
Hal Jordan (Ryan Reynolds) ist ein draufgängerischer Pilot, dem selbst seine Freundin seit Kindheit, Carol Ferris (Blake Lively), attestiert, dass er ein verantwortungsloses Kind geblieben ist. Ausgerechnet er wird ausgewählt, Abin Sur (Temuera Morrison), einen erfahrenen Wächter der Galaxis, als Green Lantern abzulösen. Abin Sur wurde im Kampf mit dem uralten Wesen Parallax tödlich verwundet, und während Jordan lernt, welche Verpflichtungen auf ihn als Green Lantern zukommen, breitet Parallax seine Schrecken aus.
Auf der Erde infiziert sich Hector Hammond (Peter Sarsgaard) bei Abin Surs Autopsie mit Parallax und wendet sich daraufhin nicht nur gegen seinen Vater (Tim Robbins). Es kommen auf Hal große Prüfungen zu, wobei sich auf dem Planeten der Green Lanterns ihr Anführer Sinestro (Mark Strong) gegen ihn stellt. Er wäre sogar bereit, die Erde zu opfern, um Parallax zur Strecke zu bringen. So liegt es an Hal, sich schließlich zu beweisen ...


Kritik:
Es scheint kaum eine Comicfigur zu geben, der die Wiedergeburt auf der großen Leinwand erspart bleibt. Green Lantern versucht sich an einer Mischung aus Fantasy und Science Fiction, die in Buchform womöglich funktionieren mag, im Film jedoch so uneinheitlich erscheint, dass selbst die absurden Gesetzmäßigkeiten des Fantasy-Universums nicht mehr ins Gewicht fallen. Was dabei jedoch so enttäuscht ist die Tatsache, dass uns trotzdem nichts erwartet, was wir bei anderen Figuren nicht schon gesehen hätten – und dort meist packender. Sei es ein verantwortungsloser Held, dem durch die Macht, die ihm zuteilwird, erst ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, wie er sein Leben bislang vergeudete, oder seine Jugendliebe, die ihn im ersten Moment in der Maske nicht erkennt. Bis hin zum Bösewicht, der von Enttäuschungen seiner Kindheit geprägt das Leid vieler riskiert, um sein eigenes zu schmälern. Das sind einige der Zusätze, die Green Lantern ausmachen, wenn die Geschichte auf der Erde spielt. Sie verbringt allerdings ebenso viel Zeit im Weltraum, beziehungsweise auf fremden Planeten, und so kann man eingangs durchaus das Gefühl bekommen, es handle sich hierbei um einen Animationsfilm. Denn so fremdartig die Figuren auch aussehen, vor ebenso fremdartigen Hintergründen scheinen sie ausschließlich künstlich und nicht wie bei James Camerons Avatar – Aufbruch nach Pandora [2009] als Teil eines lebendigen Ökosystems, zu dem wir durch die dortigen Menschen einen Bezug aufbauen.

Die Geschichte beginnt, wie eine Entität namens Parallax aus einer lange währenden Gefangenschaft ausbrechen kann, um (wie soll es anders sein) letztlich alles Leben auf der Erde zu bedrohen. Ihr eigentlicher Gegner ist das Green Lantern Corps., das seit Ewigkeiten für Gerechtigkeit und Frieden im Universum sorgt. Ihnen werden Ringe zur Verfügung gestellt, die sich aus dem Willen nähren und alles erschaffen können, was sich ihr Träger vorstellt. Auf dem Planeten Oa versammeln sich die Green Lanterns, denn dort sitzen auch die Wächter, Wesen, die schon seit Milliarden von Jahren über das Universum wachen. Sowohl den Willen, als auch die Angst als Quelle für Gutes oder Zerstörung zu sehen mögen philosophische Ansätze sein, die jedoch durch die sehr weltlichen Auswirkungen der Story schnell ad absurdum geführt werden. Wie kann es sonst sein, dass sich ein Wesen, das sich von Angst nährt und einer Truppe Green Lanterns standhält, durch eine gewöhnliche Explosion zum Rückzug bewegt werden kann? Hat Angst an sich überhaupt eine Masse? Zugegeben, Parallax sieht als wolkenartiges Gebilde, als Mischung aus Sandsturm und Rauchwolke mit Anflügen von gequälten Seelen in seinem Innern durchaus beunruhigend aus, doch wenn er letztlich nichts anderes ausrichten kann, als die Angst seiner Opfer – zum Ausdruck gebracht durch leuchtende, opake Skelette, die er aus ihnen heraussaugt – aufzunehmen, hält sich unsere Panik arg in Grenzen. Da hilft es nicht einmal, wenn wir einen besetzten Schulbus sehen, der ihm im Weg steht, da wir genau wissen, was in einer Comicverfilmung geschehen darf, und was nicht.
Der Green Lantern Abin Sur wird von Parallax so schwer verletzt, dass dieser auf die Erde flüchtet und sich sein Ring einen neuen Träger aussucht: Hal Jordan, einen verantwortungslosen Testpiloten, in dem er wohl ein Potential sieht, das dieser selbst nicht in sich erkennt. Green Lantern vermag durch das unbekannte Universum in der ersten Hälfte durchaus noch zu interessieren, verliert sich im Mittelteil jedoch in nicht enden wollenden Szenen, die nur wiederholen, was wir zuvor schon wussten, die uns zeigen, wie Hals Bekannter Hector bei einer Autopsie Abin Surs von Parallax infiziert wird, und sich fortan zur ersten wahren Prüfung des frisch gebackenen Lantern Hal entwickelt. Dass Hal eine mögliche Beziehung zu seiner Jugendliebe Carol beendete, bevor er es ruinieren konnte, wird ebenso oft durchgekaut, und wer auf eine große Schlacht im letzten Drittel hofft, wird enttäuscht. Denn wozu ausgebildete Green Lanterns nicht in der Lage sind, wird ein Mensch allein doch bewältigen können, oder nicht?

Der knapp zehn Minuten längere "Extended Cut", der für den Heimvideomarkt veröffentlicht wurde, erweitert Green Lantern um einen Prolog in Hals Kindheit und ein traumatisches Erlebnis mit seinem Vater, das in Rückblicken jedoch wenig später ohnehin eingebracht ist. Notwendig sind die Szenen somit nicht. Dies trifft insgesamt auf den Film ebenso zu, dem es nicht gelingt, uns für die Figuren zu interessieren. Wenn überhaupt, dann unterstreicht er allenfalls, dass ein Mensch als Bösewicht (in diesem Fall Hector) deutlich beunruhigender ist, als ein Endkampf zweier computergenerierter Gegner.


Fazit:
Bedenkt man, was Regisseur Martin Campbell in seiner langen Karriere vorzuweisen hat (u.a. Die Maske des Zorro [1998], James Bond 007 - Casino Royale [2006]), fällt es einem schwer zu glauben, dass er Green Lantern so umsetzen konnte, wie er wollte. Von der ersten bis zur letzten Einstellung scheint es, als wäre die Produktion eine notwendige Pflichtaufgabe, an der jedoch keine der beteiligten Personen großartiges Interesse hatte. Ansonsten bliebe nur festzuhalten, dass sich das Comic für eine Verfilmung schlicht nicht eignet.
Handwerklich in den besten Momenten routiniert, interessieren die schablonenhaft gezeichneten Figuren nur am Rande. Der Rest bleibt als kruder Genremix in Erinnerung, der nie mitreißt und im Mittelteil sehr in die Länge gezogen ist. Da tröstet auch eine namhafte Besetzung nicht. Und wenn die Action so absehbar wie haarsträubend ist, kann man nicht einmal das lobenswert erwähnen.