Freundschaft Plus [2011]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Januar 2011
Genre: Komödie / Liebesfilm

Originaltitel: No Strings Attached
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Ivan Reitman
Musik: John Debney
Darsteller: Natalie Portman, Ashton Kutcher, Jake M. Johnson, Greta Gerwig, Mindy Kaling, Lake Bell, Kevin Kline, Ophelia Lovibond, Olivia Thirlby, Talia Balsam, Cary Elwes, Chris 'Ludacris' Bridges, Ben Lawson, Adhir Kalyan, Guy Branum


Kurzinhalt:
Vor 15 Jahren trafen sich Emma (Natalie Portman) und Adam (Ashton Kutcher) bei einem Ferienlager zum ersten Mal. Seither laufen sie sich immer wieder über den Weg und obwohl Adam mehr möchte als nur Freundschaft, scheint daraus nicht mehr zu werden. Eines Morgens erwacht er mit einem Kater in Emmas Wohnung. Nachdem sein Vater Alvin (Kevin Kline) ihm mitteilte, dass er mit Adams Ex-Freundin Vanessa (Ophelia Lovibond) zusammen ist, stürzte er sich in den Alkohol auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer.
Das findet er überraschenderweise bei Emma, die ihm jedoch mitteilt, dass sie keine feste Beziehung möchte, sondern ausschließlich Sex. Adam lässt sich darauf ein und anfangs fällt es ihm auch nicht schwer, nicht mehr zu wollen. Doch an sich ist er schon seit Jahren im Emma verliebt und irgendwann muss er sich die Frage stellen, ob ihm "nur" Sex mit Emma auch ausreicht ...


Kritik:
Es gibt Menschen, die versprühen eine beinahe übernatürliche Lebensfreude. Es gibt auch welche, die scheinen jedem Tag skeptisch gegenüber zu stehen. Manche können sich körperliche Liebe nicht vorstellen, ohne dass eine wirklich spirituelle Liebe mit im Spiel ist, für andere ist Sex ein Mittel, um sich zu entspannen und zu erholen. Doch über die Bedeutung von Sex in einer Beziehung erzählt Regisseur Ivan Reitman ebenso wenig wie über eine glückliche Beziehung, die ihre besten Momente nicht im Schlafzimmer erlebt. Auch thematisiert er in Freundschaft Plus nicht die Kommerzialisierung und Trivialisierung von Sex in einer Zeit, in welcher der Aufklärungsunterricht für viele Schüler fünf Jahre zu spät kommt. Er schildert in seiner Komödie vielmehr den Verlauf einer Beziehung, deren Grundlage Sex ist und bei der es einem Partner zunehmend schwerer fällt, nicht emotional an den anderen gebunden zu werden. Dieses Thema ist nicht neu, hier aber von zwei auch bei jungen Zuschauern sehr beliebten Darstellern frisch aufbereitet und trotz zahlreicher, vorgeführter Positionen beim Liebesakt doch jugendkonform dargebracht.
Es heißt, man solle einen Film nicht danach beurteilen, was er sein könnte, sondern danach was er ist. Dies richtet sich zum großen Teil nach den Erwartungen, die eine solche Komödie hegt. So würde man ein Leinwandpaar erwarten, das eine knisternde Chemie aufweist und eine Geschichte, die mit den gewohnten Hoch- und Tiefpunkten aufwartet. Ein ungewöhnlicher Ausgang wäre wünschenswert und ein überraschendes Element, das ein Zusehen überhaupt rechtfertigt. Von für die Figuren peinliche Situationen abgesehen, die für die witzigen Momente sorgen sollten.

Der überraschende Drehbucheinfall ist bei Freundschaft Plus, dass nicht Adam derjenige ist, der die Beziehung rein körperlich halten möchte, sondern Emma. Beide treffen sich im Jugendalter bei einem Feriencamp zum ersten Mal und während der nächsten 15 Jahre immer wieder. Sie ist auf dem Weg, eine erfolgreiche Ärztin zu werden, er arbeitet bei einem Filmstudio und träumt davon, als Drehbuchautor anerkannt zu werden. Dass ihm die Produktionsleiterin Lucy ergeben zu Füßen liegt, übersieht Adam womöglich auch deswegen, weil sein Vater Alvin, ein ehemals erfolgreicher Star, den halluzinogenen Freuden frönt und mit Adams Ex-Freundin Vanessa zusammen ist. Nach einer durchzechten Nacht beginnt er eine rein sexuelle Beziehung mit Emma, die von sich selbst sagt, sie wäre nicht gut in Beziehungssachen und würde dann zu einer "anderen Version" ihrerselbst. Doch statt einen Film über die Toleranz der Unterschiedlichkeiten der Persönlichkeit zu machen, das Zusammenleben von zwei so verschiedenen Charakteren zu porträtieren, wird Emmas Phobie vor einer Partnerschaft und ihre Absicht, die Beziehung strikt körperlich zu halten, schließlich als eine Schwäche ihrerseits ausgelegt, sie würde sich zu sehr vor Verletzungen fürchten. Ihre grundsätzliche Einstellung im Film wird damit als etwas Heilbares entlarvt und sie selbst zum Opfer ihrer Unfähigkeit, ihre Gefühle einzugestehen.
Worin das Enden wird ist von Beginn an klar und spätestens, wenn sich Adams Nebenbuhler herauskristallisiert, oder Adam sich mehr aus Frust auf Lucy einlassen möchte, erkennt man den Ablauf der Story sehr schnell. Es ist bedauerlich, dass Reitman seine Figuren nicht die sein lässt, die sie zu Beginn sind und auf nachdenkliche Weise ihre scheinbare Unvereinbarkeit schildert. Stattdessen verfällt der Regisseur (Ghostbusters - Die Geisterjäger [1984], Sechs Tage sieben Nächte [1998]) einem absehbaren Plot, dessen Humor sich großteils daraus nährt, dass der männliche wie weibliche Genitalbereich mit allen möglichen Begriffen benannt wird und das Wort Sex auch von bekannten Darstellern unzählige Male in den Mund genommen wird. Das mag augenscheinlich skandalös und/oder hip erscheinen, wirkt letztlich aber eher schlicht und unreif. Situationskomik gibt es nur selten zu sehen und auch diese ist wie die lustigsten Kommentare bereits in der Filmvorschau enthalten.

Die Zusammenstellung der Figuren und die Dialogkomik erinnert an die erfolgreiche Fernsehserie Friends [1994-2004], nur dass der eingespielte Schlagabtausch der Darsteller hier nicht so natürlich wirkt. Das heißt nicht, dass die Besetzung nicht gelungen ist, Natalie Portman und Ashton Kutcher besitzen eine gute Chemie und lassen ihre Figuren natürlich erscheinen. Für lustige Momente sorgt Kevin Kline, der Adams Vater als ewigen Hippie darstellt. Auch gibt es durchaus lustige Situationen zu beobachten und die Liebesgeschichte, so absehbar sie ist, scheint nicht aus der Luft gegriffen. Doch wünscht man sich während des Films und auch hinterher, dass Freundschaft Plus ein besserer Film wäre. Und sei es nur wegen den zuvor genannten Punkten.


Fazit:
Es gibt nicht viele Liebeskomödien, denen es gelingt zu überraschen. Ivan Reitmans leider auch nicht. Er vereint zwei sympathische Darsteller vor der Kamera, die auch eine gelungene Chemie miteinander entwickeln. Doch erzählt er eine Geschichte, die davon abgesehen, dass die Frau die Beziehung nicht vertiefen möchte, sehr konventionell gehalten ist und mehr durch die vulgär anmutende Ausdrucksweise witzig erscheinen soll, als durch tatsächlich lustige Momente.
Außer Emma, deren persönliche Einstellung als Maske entlarvt wird, lernt niemand was dazu. Die Nebenhandlungen interessieren beinahe mehr als der Rest und wenn Freundschaft Plus dem Ende zugeht, entfaltet sich ein Charme, den man viel früher erwartet hätte. Das mag für ein junges Publikum auf Grund des offenen Umgangs mit dem Thema Sex von zwei bekannten Darstellern vorgetragen, halb-skandalös sein. Letztlich ist es aber nichts, was man woanders schon tiefgründiger und nachdenklicher gesehen hätte. Und witziger obendrein.