Ein (un)möglicher Härtefall [2003]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 06. Juni 2010
Genre: Komödie

Originaltitel: Intolerable Cruelty
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joel & Ethan Coen
Musik: Carter Burwell
Darsteller: George Clooney, Catherine Zeta-Jones, Geoffrey Rush, Cedric the Entertainer, Edward Herrmann, Paul Adelstein, Richard Jenkins, Billy Bob Thornton, Julia Duffy, Jonathan Hadary, Tom Aldredge, Stacey Travis, Jack Kyle


Kurzinhalt:
Scheidungsanwalt Miles Massey (George Clooney) ist nicht nur erfolgreich, er hat alles, was er sich träumen kann. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist er nicht glücklich und weiß auch nicht, was ihm zu seinem Glück fehlt. Marylin Rexroth (Catherine Zeta-Jones) hingegen weiß genau, was sie will, nämlich das Geld ihres Mannes Rex (Edward Herrmann). In die Ehe hatte sie fünf Jahre investiert, um durch die Scheidung abzukassieren. Doch Massey verdirbt ihr diesen Triumph.
Auch wenn es zwischen beiden knistert und Miles der undurchsichtigen Marylin völlig verfallen ist, ersinnt die berechnende Schönheit einen Plan, es dem Anwalt, der es nicht gewohnt ist zu verlieren, heimzuzahlen. Es beginnt ein trügerischer und trickreicher Kampf der Geschlechter, bei dem für gewöhnlich diejenigen am meisten verlieren, deren Einsätze am höchsten sind ...


Kritik:
Scheidungsanwalt Miles Massey ist in seinem Beruf so erfolgreich, dass er es sich sogar leisten kann, dem Anwalt der Gegenpartei gar nicht mehr zuzuhören. Den erfolgreichen Geschäftsmann Rex Rexroth zu verteidigen, um ihn davor zu bewahren, nach einem auf Kamera festgehaltenen Seitensprung die Hälfte seines Vermögens an seine zukünftige Ex-Frau Marylin abgeben zu müssen – und dies würde ihr gesetzlich zustehen – ist für Miles eine Herausforderung. Der Blick auf ein Rechtsystem, das von Anwälten soweit verbogen wird, bis es den Bedürfnissen des Mandanten angeglichen ist, ist nicht neu. Die Regisseure Joel und Ethan Coen, die meist für kunstvolles Autorenkino (Fargo - Blutiger Schnee [1996], No Country for Old Men [2007]) stehen, werfen in ihrer ungewöhnlichen Komödie Ein (un)möglicher Härtefall einen Blick auf einen Scheidungsanwalt, der beruflich so versiert ist, dass ihn seine Profession schrecklich langweilt. Im mittleren Alter angekommen gibt es wenig, was Miles am Leben überhaupt reizt. Schnelle Autos oder Renovierungen seines Hauses bringen nur für kurze Zeit das Gefühl, als würde sich in seinem Leben etwas verändern. Auch der Fall zwischen Rex und Marylin stellt ihn vor keine große Herausforderung, wohl aber Marylin selbst, die ihn fasziniert. Sie bewohnt eine Welt, in der Frauen die Männer nur heiraten, um durch die Scheidung reich zu werden. Denn Geld bedeutet Unabhängigkeit. Nur wovon die Frauen unabhängig sein wollen, weiß Marylin selbst nicht so ganz. Zumal die finanzielle Unabhängigkeit letztlich auch darin enden kann, dass die Frauen selbst Angst bekommen, sich zu binden, immerhin haben manche Männer das Spiel lange schon durchschaut und gehen mit denselben Hintergedanken die Ehen mit reichen Frauen ein. Es ist eine vertrackte Situation in der High Society, in der jeder so viel Geld hat, dass es für zehn Leben reicht, man aber gleichzeitig so versessen darauf ist, dass man das Leben meist in Einsamkeit verbringt.
Dass Miles Marylin verfallen ist, bemerkt diese ebenso schnell wie der Zuschauer. Dass sie den von Billy Bob Thornton toll gespielten Ölmagnaten hauptsächlich deswegen heiratet, um Miles einen Stich zu versetzen, ist offensichtlich. Nur was sie letztlich im Schilde führt bleibt über weite Strecken im Film unklar. Die Beziehung zwischen Marylin und Miles ist kompliziert, nicht weil sie in einer Gesellschaft leben würden, die schwerer wiegende Problemen hat, als die meisten Menschen. Im Gegenteil, hinter einer fadenscheinigen Mauer aus Raffgier und Exzentrik verbergen sich dieselben Unsicherheiten, die jeder Beziehung zu Grunde liegen. Der Verlust der eigenen Identität und Träume, der Verzicht auf ein unabhängiges Leben oder eine Kompromissbereitschaft, bei der nicht nur das Gegenüber zurückstecken muss.

Wovon Joel und Ethan Coen erzählen ist im Kern der Liebesgeschichte eine Parabel auf jede Liebesgeschichte. Sie verpacken dies jedoch in einem satirischen Seitenhieb auf eine Gesellschaft, in der Liebe zur Ware für jedermann wird. Seien es die Liebesdienste, die manche Menschen anbieten, um anderen ihre Wünsche zu erfüllen, oder die Privatdetektive, die aus dem Verkauf jener Vorlieben Profit gegenüber den gehörnten Eheleuten schlagen. Auch die Anwälte profitieren von der Liebe, zuerst vom Unterzeichnen der Eheverträge und schließlich durch den Scheidungsprozess. Auch die Geschiedenen trachten danach, aus der Liebe Profit zu schlagen, auch wenn sie dadurch nicht glücklicher, sondern schließlich nur gefühlskalt werden. Ein (un)möglicher Härtefall schildert dies in der ersten Hälfte mit einem kritischen und überzeichneten Blick auf die Geldmaschinerie "Ehescheidung", die jährlich Unsummen erwirtschaftet. In der zweiten Hälfte wandert der Blick der Filmemacher auf die Liebe selbst und liefert einen zynischen Kommentar zu diesem Thema in jenen Kreisen in der heutigen Zeit. Dass dies nicht nur mit schwarzem Humor erzählt, sondern auf skurrile Art und Weise mit verschrobenen Figuren dargeboten wird, ist wohl der Herangehensweise der Regisseure zu verdanken. George Clooney und Catherine Zeta-Jones danken es mit einem leichtfüßigen und erfrischend komödiantischen Spiel, das dennoch die notwendige Chemie aufkommen lässt. Auch Geoffrey Rush, Richard Jenkins und Edward Herrmann fügen sich in das verquere Universum sehr gut ein und sogar die überdrehten Momente von Cedric the Entertainer kann man hierbei verschmerzen. Nur hätte man sich die Gesellschaftskritik gerade in der zweiten Hälfte deutlich bissiger gewünscht. Auch der versöhnliche Ausklang, der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der moralischen Werte wecken soll, mag nicht so recht zum Rest passen. Bis dahin sorgen aber pointierte Dialoge und eine bewusst zeitlos gehaltene Optik für durchgängige Unterhaltung beim vielleicht einfachsten zugänglichen Film der Coen-Brüder. Darauf stimmt auch schon der liebevoll fantasievoll gestaltete Vorspann ein, der im Stile von Desperate Housewives [seit 2004] gehalten ist.


Fazit:
Das Aufeinandertreffen von Miles und Marylin ist trotz der interessanten Idee hauptsächlich durch die Darsteller George Clooney und Catherine Zeta-Jones interessant. Beide in so exzentrischen Rollen zu sehen ist nicht nur eine Freude, sondern sorgt bisweilen sogar für ein Knistern, das man bei einem solchen Hollywood-Paar erwarten würde. Die Geschichte selbst nutzen die Filmemacher Ethan und Joel Coen, um die Oberflächlichkeit und Abgeschlagenheit einer ganzen Gesellschaft bloßzustellen. Ihr Blick ist dabei zu Beginn satirisch, in der zweiten Hälfte dann durchaus sehr zynisch. Gerade deshalb hätte man sich Ein (un)möglicher Härtefall bissiger gewünscht und den Ausklang auch weniger versöhnlich. Hier scheinen die Regisseure aber an Genrekonventionen gescheitert zu sein. Nichtsdestoweniger und schon auf Grund mangelnder Alternativen bleibt die skurril schwarze Komödie für Fans des Genres eine klare Empfehlung.