Duplicity - Gemeinsame Geheimsache [2009]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. Dezember 2009
Genre: Komödie / Unterhaltung

Originaltitel: Duplicity
Laufzeit: 125 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Tony Gilroy
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Clive Owen, Julia Roberts, Tom Wilkinson, Paul Giamatti, Dan Daily, Lisa Roberts Gillan, David Shumbris, Rick Worthy, Oleg Shtefanko, Denis O'Hare, Kathleen Chalfant


Kurzinhalt:
Ray Koval (Clive Owen) war Agent beim MI-6 und arbeitet inzwischen für einen führenden Industriekonzern. Er ist Kontaktperson für die ehemalige CIA-Agentin Claire Stenwick (Julia Roberts), die bei einem konkurrierenden Konzern arbeitet und Informationen an die Konkurrenz verkauft. Beide haben eine gemeinsame Vergangenheit – und planen eine gemeinsame Zukunft. Sie warten nur darauf, ein vielversprechendes Geheimnis in ihre Finger zu bekommen, um dieses dann für viel Geld weiterzuverkaufen.
Da macht Claires Firmenboss Howard Tully (Tom Wilkinson) eine ominöse Ankündigung, die den paranoiden Richard Garsik (Paul Giamatti), Leiter des Imperiums, für das Ray arbeitet, ins Schwitzen bringt. So sollen Claire und Ray alles daran setzen, jenes Geheimnis in ihre Finger zu bekommen. Leichter gesagt als getan, immerhin arbeiten beide in erster Linie für sich selbst. Doch auf dem Gebiet der Industriespionage vertraut niemand niemandem. Und jenes Misstrauen macht auch den beiden Ex-Agenten zu schaffen ...


Kritik:
Vor zehn Jahren nach einem Empfang in Dubai wurde Ray Koval von der unscheinbaren Claire Stenwick bewusstlos im Hotel zurückgelassen – die geheimen Dokumente gestohlen, die der Agent verwahrt hatte. So versteht man auch seine Reaktion, wenn er erneut auf Claire trifft, die zuerst behauptet, sie hätte ihn noch nie gesehen. Was man als Zuschauer aber in dem Moment nicht weiß: das ist nicht das erste Mal, dass sich die beiden seit Dubai begegnen. Erst in Rückblenden erfährt, man, dass beide zusammenarbeiten, um ihre Positionen bei zwei großen Konzernen auszunutzen, Industriegeheimnisse zu stehlen und weiterzuverkaufen. Der eigentliche Diebstahl oder gar das Objekt der Begierde, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr erzählt Autor und Regisseur Tony Gilroy von der Beziehung der beiden Partner und ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Das ist zwar durchweg unterhaltsam und dank der sympathischen Mimen interessiert man sich sogar für die grundsätzlich nicht wirklich sympathischen Figuren, aber wirklich packend ist es nicht und überraschend nur insofern, als dass hier jeder jeden betrügt.

Nach seinem erstklassigen Regiedebüt Michael Clayton [2007] durfte man gespannt sein, was sich Gilroy als nächstes aussuchen würde. Herausgekommen ist ein verspielter, verschachtelter Film, der letztlich ein paar Haken zuviel schlägt. Nicht nur, dass die weniger aufmerksamen Zuschauer am Ende nicht mehr begreifen werden, in welcher Reihenfolge nun was passiert ist, es fehlt letztlich auch die Motivation derer, die das Geschehen überhaupt in Gang gebracht haben. Etwas verwunderlich ist daran, dass dem Drehbuch die Story wichtiger erscheint als die Figuren. Zeichnete Michael Clayton eine Reihe schwieriger, kantiger Figuren aus, die sich in jener Welt so verhielten, wie man es erwarten würde, finden sich in Duplicity lediglich Abziehbilder von Charakteren, über deren Hintergrund man ebenso wenig gesagt bekommt wie über ihren Werdegang. Dabei bleiben Ray, überzeugend und leichtfüßig charmant gespielt von Clive Owen, und Claire, die von Julia Roberts routiniert verkörpert wird, aber nicht allein. Auch die Firmenbosse Howard Tully und Richard Garsik bleiben blass, auch wenn es Tom Wilkinson mit Leichtigkeit gelingt, dieses Manko zu überspielen. Wirklich hervor sticht aber nur Paul Giamatti, dessen energiegeladene Darbietung nicht nur auflockert, sondern so überspitzt geraten ist, dass man seine Frustration förmlich zu spüren bekommt. Weswegen aber Nebenfiguren wie Barbara Bofferd – sehr gut gespielt von Carrie Preston – mimisch und emotional stärker gefordert werden wie die Protagonisten, verstehe wer will.
In Bezug auf die Story selbst macht sich das Drehbuch daran, die an sich sehr simple Geschichte dadurch zu verkomplizieren, dass sie nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt wird und Schlüsselmomente erst später als Rückblende eingestreut werden. Das verleiht Duplicity zwar augenscheinlich einen künstlerischen Touch, wirkt aber gerade im zweiten Drittel konstruiert.

Was die schnörkellose Komödie mit Agentenflair auszeichnet ist einerseits die handwerkliche Umsetzung, die sich mit schönen Bildern und interessanten Perspektiven von anderen Produktionen abhebt, und die ebenso verspielte und leichte Musik von James Newton Howard, den man beinahe nicht erkennen würde. Auch die Dialoge unterhalten mit pointierten Wortwechseln, die immer wieder für Schmunzeln sorgen. Tony Gilroy kleidet seine zweite Regiearbeit in ein überaus ansprechendes Gewand und dank der namhaften und charmanten Darsteller übersieht man auch gerne die inhaltlichen Schwächen, doch hätte man sich entweder mehr Dramatik für die zweite Filmhälfte gewünscht, oder aber einen Industriespionagecoup, der einen auf Grund unvorhergesehener Elemente mehr gepackt hätte. In Duplicity - Gemeinsame Geheimsache geht letztlich alles glatt, auch wenn es zuerst nicht den Anschein hat. Nur am Ende beweist das Skript etwas mehr Mut und präsentiert eine Auflösung, die manche Zuschauer nicht zufrieden stellen mag. Aber angesichts der Natur jener Profession, ist auch der Ausgang in gewissem Sinne vorhersehbar.


Fazit:
Eine tadellose Optik verbindet sich mit einem eingängigen und humorvoll angehauchten Score, um die überaus witzige Mär einer Industriespionage hier dem Zuschauer näher zu bringen. Dank der Darsteller, die selbst unsympathische Figuren mit einem Augenzwinkern so lebendig gestalten, dass man ihnen gerne folgt, übersieht man dabei gerne, dass die Geschichte, die Regisseur Tony Gilroy hier selbst umsetzt, den Erwartungen leider nicht gerecht wird. Statt eine komplexe Story mit vielschichtigen Figuren zu erzählen, enttäuscht Duplicity durch eindimensionale Figuren in einer einfachen Geschichte, die nur betont kompliziert erzählt wird.
Das ist schlussendlich auch durch die geschliffenen Dialoge durchweg unterhaltsam und nicht zuletzt dank Paul Giamatti amüsant anzusehen. Nur hätte man sich mit der Ausgangslage und den Beteiligten etwas Packenderes ausdenken können. Das ist dem Filmemacher hier leider nicht gelungen.