Driven [2001]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. Mai 2004
Genre: Action / Drama

Originaltitel: Driven
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: USA / Kanada / Australien
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Renny Harlin
Musik: BT
Darsteller: Sylvester Stallone, Burt Reynolds, Kip Pardue, Stacy Edwards, Til Schweiger, Gina Gershon, Estella Warren, Cristián de la Fuente, Robert Sean Leonard


Kurzinhalt:
Jimmy Bly (Kip Pardue) ist einer der aufstrebenden Stars am CART-Himmel, dem amerikanischen Formel 1 und seinem Widersacher, dem deutschen Rennfahrer Beau Brandenburg (Til Schweiger) auf der Rangliste dicht auf den Fersen. Doch scheint dem Jungen etwas zu fehlen, er macht häufig Fehler und verdirbt sich so selbst die Chancen.
Darum holt sein Rennstallleiter Carl Henry (Burt Reynolds) den inzwischen gealterten Rennhelden Joe Tanto (Sylvester Stallone) an Bord, der dem Jungen helfen soll, den Sieg einzufahren. Doch als sich Jimmy in Beaus Freundin Sophia (Estella Warren) verknallt, wird alles nur noch schlimmer. Und auch auf Joe wartet mit Cathy (Gina Gershon) ein Geist aus der Vergangenheit.


Kritik:
In jenen Jahren, in denen seine Filme wie Kassengift in den Regalen schmorten, sagte Sylvester Stallone, dass er wisse, weswegen seine jüngsten Projekte keinen Erfolg gebracht hätten, und dass er statt nur zu schauspielern sich auch wieder um die Drehbücher kümmern müsse. Bedenkt man, dass er sowohl für seine Darstellung in Rocky [1976], als auch für das Drehbuch mit dem Oscar nominiert wurde, dann möchte man ihm beinahe beipflichten – aber nur beinahe.
Denn bei Driven war er erneut für das Drehbuch verantwortlich, schrieb Szenen während des Drehs sogar um, um sie den Wünschen des Regisseurs anzupassen. Die Vorlage, die er damit liefert, spottet jeder Beschreibung. Weder Formel 1-Fans, noch Stallone-, noch Til Schweiger-, noch Renny Harlin- oder Action-, ja nicht einmal Filmfans können an einem derartigen Machwerk ihre Freude haben. Langatmig, unfreiwillig komisch mit Dialogen, bei denen selbst Conan, der Barbar [1982] wie ein geborener Redner wirkt, gibt sich Driven als der Film, der Stallones Abstieg in die Videothekenregale endgültig besiegelte, und der ihn über Nacht jede Glaubwürdigkeit in Hollywood kostete.

Es beginnt wie so häufig mit einem Drehbuch, das in dem Fall weder Charakterisierungen, noch einen Storyverlauf vorweisen kann. Man wird als Zuschauer mitten in ein Rennszenario hineingeworfen, bei dem man weder weiß, wer für welches Team fährt, noch wie es bei den Rängen der einzelnen Fahrer aussieht. Zwar sollen einen die Kommentatoren aus dem Off wohl auf den aktuellen Stand bringen, so richtig gelingt ihnen das aber nicht.
Als wäre das Geschehen mit einem jungen Rennfahrer, dem es an Selbstvertrauen mangelt und dessen Bruder ihn meistbietend vermarktet nicht schon bekannt genug, kommt auch noch der alte Hase in Form von Sylvester Stallone hinzu, der dem Jungspund Weisheit und Erfahrung vermitteln soll – dabei hangelt sich die Story von einem Rennen zum nächsten, überschwemmt den Zuschauer gelegentlich mit kurzen Rennszenen (wobei ein 100-Runden Rennen ohne nennenswerte Entwicklungen bis zur vorletzten Runde verläuft und genau dann eine Entscheidung zwischen den beiden Rivalen erwartet wird) und versüßt ihm die Zeit zwischendurch mit hochtrabenden Dialogen über Kollegialität, Stolz und (als wäre es nicht anders möglich) Liebe. Dabei bleiben alle Figuren aber so farblos, wie man es kaum beabsichtigt erreichen könnte. Angefangen vom alternden Helden Joe Tanto, der hier auch dann gewinnt, wenn er nicht auf dem ersten Platz landet, dem verbitterten und sturen Rennteamleiter Carl Henry, dem Sternchen ohne Ausstrahlung oder Ahnung und dem beiden Boxen-Ludern Cathy und Sophia. Natürlich darf auch der Bösewicht nicht fehlen, hier in Form des deutschen Rennfahrers Beau Brandenburg, der aber so böse gar nicht ist, sondern mit den Rennen nur sein kleinliches Ego aufpolieren will.
Wem das nicht alles bekannt vorkommt, der hat noch nicht genügend Filme dieser Art gesehen. Jede Underdog-Story im Sport-Bereich, nicht zuletzt auch Rocky, wird eben so aufgebaut und wartet mit allen Klischeesituationen auf, von den ersten Erfolgen über den Absturz aus Liebesnot bis hin zum triumphalen Sieg trotz einer Verletzung. Das Skript ist derart einfallslos geraten, dass es nur durch die völlig unverständlichen und überhasteten Szenenwechsel mitten in einem Gespräch und den quasi nicht vorhandenen Dialogen überraschen kann. Wer jetzt bei Stallone gern an ein "Blaues Licht"-Zitat aus Rambo III [1988] denkt, den wird es sicher freuen zu hören, dass der Darsteller in Driven allen Charakteren Sätze mit demselben Kaliber in den Mund legt. Dass dabei hin und wieder recht witzige Sprüche, bevorzugt bei Til Schweiger herausgekommen sind, ist geradezu ein Wunder.

Angesichts von 20 Millionen Dollar für Autor/Hauptdarsteller erklärt sich auch das astronomische Budget von 90 Millionen Dollar, das der Film verschlungen hat und das man ihm kaum ansieht
Wer dachte, Burt Reynolds würde es nie gelingen, seine Schauspielleistung von Striptease [1996] zu unterbieten, der wird hier eines Besseren belehrt. Als verbitterter ehemaliger Mentor spielt er derart hölzern, dass man beinahe darüber lachen könnte. Dagegen ist Stallones lustloses Spiel fast noch erträglich. Dass er kein schlechter Darsteller ist, hat er mit seiner melancholischen Rolle in Assassins – Die Killer [1995] eindrucksvoll gezeigt, für sein Portrait in Cop Land [1997] hätte er zweifelsohne eine Oscarnominierung verdient. Und doch wirkt er hier nicht nur merklich älter, sondern gelangweilt. Man hat das Gefühl, als habe ihm der Dreh selbst keinen Spaß gemacht.
Daneben erweckt Kip Pardue mit seiner ausdruckslosen Darbietung immerhin den Eindruck, er wärer beim Dreh gar nicht wirklich anwesend, sondern lediglich "zufällig" über das Set gelaufen. Er überzeugt hier weder als Rennfahrer, noch als Opfer – wie man ihn für diese Rolle casten konnte, ist ein Geheimnis der Produzenten. Ebenso wie die Wahl von Estella Warren, die ihre glorreiche Siegesserie, die mit Planet der Affen [2001] begann und wenig später mit Kangaroo Jack [2003] fortgesetzt wurde, konsequent weiterverfolgt. Für ihre Darstellung als Affensklavin wider Willen und Boxenluder erhielt sie sogar die Goldene Himbeere – und das nicht zu früh.
Viel besser sieht es bei Gina Gershon leider auch nicht aus, auch wenn sie im Gegensatz zu Warren zumindest eine Ausstrahlung besitzt. Doch man wird bei ihr das Gefühl nicht los, dass sie die Qualität des Drehbuchs erkannt hat und ihre Nebenrolle so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Verglichen mit vielen anderen Rollen, die sie bislang gespielt hat, ist diese hier zweifelsohne eine der enttäuschendsten.
Man mag es kaum glauben wollen, doch der einzige Lichtblick in der gesamten Besetzung ist Til Schweiger, der sich des Drehbuchs wohl bewusst war und deshalb mit einem Augenzwinkern seine Szenen abspult. Er sorgt für einige gute Sprüche und hat auch inhaltlich die besten Szenen. Schade nur, dass er sich wie auch in Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens [2003] in einer viel schlechteren Rolle vergeuden muss, als er sie eigentlich spielen könnte.
Nominiert für die Goldene Himbeere waren hier übrigens (und das zurecht) auch Stallone und Reynolds, ersterer dabei sowohl für sein Schauspiel, als auch für sein Drehbuch – und auch Regisseur Harlin kam zu dieser "Ehre".

Wer nun der Meinung ist, dass Darsteller Stallone und Regisseur Renny Harlin bereits mit Cliffhanger – Nur die Starken überleben [1993] erfolgreich zusammen gearbeitet haben, der irrt nicht, und doch haben sie es hier geschafft, sich in einem regelrechten Wettbewerb gegenseitig zu unterbieten.
Während Sylvester Stallone für die inhaltliche Supernova sorgt, tut Harlin bei der Umsetzung sein Übriges dazu. Dies beginnt schon von Anfang an mit völlig unerträglich geschnittenen Dialogszenen, die grundsätzlich den Zuhörenden Charakter in Großaufnahme zeigen und dann den Schnitt ansetzen, wenn dieser antworten will. Mitten im Wort wird wild hin und her geschnitten, die Kamera mal scharf gestellt und dann rausgezoomt – und diese "Abart" macht auch vor den Rennszenen nicht halt, in denen man weder ein Gefühl für die Kurse vermittelt bekommt, noch wirklich die Geschwindigkeit auskosten kann. Länger als zwei Sekunden bleibt die Kamera bei keinem Kontrahenten, dafür wird in rasender Geschwindigkeit die Kamera hin- und hergerissen, herausgezoomt und die Wagen in Großaufnahme gezeigt. Keine einzige Runde fährt man an Bord eines Fahrers mit, Überholmanöver werden immer mit denselben Kameraeinstellungen präsentiert und wäre das nicht schlimm genug, gafft mittendrin Burt Reynolds in die Kamera, der unmotiviert pseudokluge Sprüche ins Mikro prustet.
Die Rennen besitzen weder einen Aufbau, noch eine Steigerung, dafür sind sie zu schnell vorbei und am Ende bleibt nicht viel übrig; wer hier jetzt auf die Crashs als positives Argument hofft, der muss seine Erwartungen leider weiter herunterschrauben. Nicht nur, dass es nur drei, vier Crashs im ganzen Film zu sehen gibt, diese sind auch jedes Mal mit Computereffekten künstlich verunstaltet, dass man die Szenen gar nicht "genießen" kann. Sieht man nämlich zuerst computergenerierten Regen aus der Sicht der Fahrer, anschließend einen computergenerierten Reifen durch die Luft fliegen und letztendlich auch einen computergenerierten Wagen, der sich in Zeitlupe überschlägt, während in Matrix [1999]-Manier die Autos unter ihm in der normalen Geschwindigkeit vorbeirauschen, dann verliert man als Zuschauer schlicht den Spaß daran. Mehr als das, wird auch der Crash immer wieder durch Schnitte unterbrochen, so dass man keinen Unfall aus einer Vogelperspektive einmal in seiner ganzen Länge zu sehen bekäme.
Mit seiner Handkamera und seinem unbeherrschten Schnitt zerstört Harlin alles, was auch nur im entferntesten an eine unterhaltsame Inszenierung erinnert. Kamera und Schnitt erinnern vielmehr an Michael Bay-Attacken, anstatt dass sie die Szenen unterstützen würden, die schlechten Computereffekte geben den Szenen den Rest.
Wie es ein solch renommierter Regisseur, der bereits Stirb langsam 2 – Die Harder [1990] mit einer exzellenten Optik versehen hat, sich zu einer fast schon unnatürlichen und mutwilligen Schnippelorgie hat hinreissen lassen können, ist ein Rätsel. Handwerklich fehlt Driven jede Basis und jedwede Qualität.

Man könnte meinen, dass die beinahe schon tiefergelegte Musik von BT ihren Teil dazu beiträgt, doch davon ist ohnehin nichts zu hören. Stattdessen preschen bei den Rennszenen Heavy Metal-Songs aus den Lautsprechern, die zwar weder ein richtiges Tempo, noch einen Rhythmus vermitteln, dafür das Zielpublikum wohl ansprechen.

Bedenkt man, dass das Drehbuch von Stallone 220 Seiten lang war, dann verwundert es auch nicht, dass auf der DVD ganze 50 Minuten zusätzliches Material schlummern, inklusive einem alternativen Ende. Denn gerade der Charakter von Beau Brandenburg war in der ursprünglichen Fassung gar kein netter Kerl gewesen.
Man kann nur dankbar sein, dass der Film auf gerade noch erträgliche 110 Minuten heruntergekürzt wurde, denn auch wenn der Griff zur Fernbedienung mitunter verführerisch scheint, es gibt deutlich schlechtere Filme als Driven, wenn auch nicht mit diesem Budget und diesen Darstellern.
Was am Schluss bleibt ist die Erkenntnis, dass das Amerikanische CART der Formel 1 schlicht nicht das Wasser reichen kann, wenn es um Unterhaltung geht, und dass auch namhafte Regisseure unterdurchschnittliche Filme machen können. Ob man sich als Zuschauer diese Bestätigung aber unbedingt holen muss, sollte jeder für sich entscheiden. Man kann jetzt zumindest nicht sagen, man sei nicht vorgewarnt gewesen.


Fazit:
Sylvester Stallone hat oftmals zu Unrecht schlechte Kritiken für seine Filme erhalten – und doch waren sie selten zutreffender als hier. Driven gehört zweifelsohne zu den schlechtesten, gezwungensten und längsten Filmen, die in den letzten Jahren mit einem Budget von fast 100 Millionen Dollar realisiert wurden. Unerträglich sind dabei nicht nur die Dialoge, auch die Inszenierung von Renny Harlin spottet jeder Beschreibung und erreicht im 10-Minuten Takt neue Tiefpunkte.
Am ehesten lässt sich der Film als Showgirls [1995] auf Rädern bezeichnen – nur ohne deren "Anschauungswert". Wem zwei Stunden seines Lebens es allerdings wert sind zu erfahren, weshalb auf Rennstrecken keine Kanaldeckel eingelassen sind, der darf zwar beruhigt einschalten, sollte sich anschließend aber über das Gefühl, sinnvolle Zeit vergeudet zu haben, nicht beklagen.