Die Mumie kehrt zurück [2001]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. November 2002
Genre: Action / Unterhaltung / Fantasy

Originaltitel: The Mummy Returns
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Stephen Sommers
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah, Freddie Boath, Arnold Vosloo, Patricia Velazquez, Oded Fehr, Dwayne Johnson


Kurzinhalt:
1933: Einige Jahre ist es schon her, dass Rick O'Connell (Brendan Fraser) und Evelyn Carnahan (Rachel Weisz) die Mumie Imhotep (Arnold Vosloo) ins Reich der Unterwelt zurückgeschickt haben. Inzwischen haben sie geheiratet und einen naseweisen Sohn Alex (Freddie Boath). Doch als das Trio in Ägypten das Armband des Anubis entdeckt, droht neues Unheil für die Welt: Die geheimnisvolle Meela (Patricia Velazquez) hat das Grab der Mumie Imhotep (Arnold Vosloo) entdeckt und ihn erneut zum Leben erweckt.
Gemeinsam wollen sie gegen den Scorpion King (Dwayne "The Rock" Johnson) antreten – wer ihn besiegt, bekommt die Macht über Anubis' Armee, mit deren Hilfe man die gesamte Welt beherrschen kann. Nun liegt es an den O'Connells, Evelyns Bruder Jonathan (John Hannah) und ihrem alten Mitstreiter Ardeth Bay (Oded Fehr), dass das Ende der Welt nicht schon in sieben Tagen eintritt.


Kritik:
Sieben Film-Jahre sind seit den Abenteuern von Die Mumie [1999] vergangen, die beiden Helden Rick und Evy haben geheiratet und einen Sohn bekommen und auch Ricks Schwager Jonathan verplempert sein Leben weiterhin mit schönen Frauen – schon nach kürzester Zeit fühlt man sich als Zuschauer und Kenner des ersten Teils wie zuhause bei den O'Connells; die zeitgemäße Ausstattung und die sympathischen Darsteller machen es dem Zuschauer dabei erfreulich leicht.
Alle Schauspieler sind in den Rollen des ersten Teils wieder zu sehen, eine Seltenheit heutzutage.

Vielleicht reizte sie alle die wirklich interessante und vielschichtige Story, die dem ansich gut durchdachten Drehbuch zu Grunde liegt. Auch wenn der Film offensichtlich von einer Actionszene zur nächsten springt, ist es mehr als nur überraschend, dass eine recht komplexe und gut erzählte Geschichte den Weg hinein fand. Da wird auf einmal die Bestimmung von Rick O'Connell deutlich, auch die Vergangenheit und die Visionen von Evelyn werden erklärt – nicht zuletzt ist es der Erzfeind von Teil 1, Imhotep wieder, der sich dieses Mal mit dem Skorpionkönig anlegen will.
In den 130 Minuten Film bekommt dabei jede Filmperson seine eigene, ganz persönliche Szene, in der sich die Darsteller austoben konnten. Der Fokus liegt offensichtlich auf Rachel Weisz' Charakter.
Hervorragend gelungen sind die vielen Verwebungen mit den Geschehnissen aus dem ersten Teil, womit nicht nur die Anspielungen und Witze gemeint sind, sondern auch die Geschichte erscheint deutlich detailreicher, wenn man den ersten Teil bereits gesehen hat.
Das Lob hierfür gebührt Autor und Regisseur Stephen Sommers, der es versteht, Action mit Inhalt zu kombinieren.

Dass er dabei auf ein ausgeglichenes und harmonisches Ensemble zurückgreifen kann, hat ihm sicherlich geholfen:
Brendan Fraser scheint der Dreh viel Spaß gemacht zu haben, er wirkt natürlich und witzig – im blauen Hemd fast noch cooler, als später in dem bekannten sandfarbenen Outfit. Seine Gelassenheit, in der doch immer ein Funke Widerspenstigkeit steckt (immerhin will er gar nicht erneut gegen die Mumien antreten), zeichnen seinen Charakter aus und machen ihn für die Zuschauer so verständlich.
Obwohl sie mehr als nur überzeugend spielt, scheint der Dreh Rachel Weisz keine große Freude gemacht zu haben. Zwar geht die sympathische Schauspielerin ebenfalls in ihrer Rolle auf, und ihre ruhigere, reifere Art unterscheidet sich deutlich vom ersten Teil, aber durch ihren Ernst erweckt sie den Eindruck, als sei der Film eher eine Auftragsarbeit gewesen.
Wie im Vorgänger ist auch hier John Hannah für die meisten Lacher zuständig, die er sich freundschaftlich mit dem Neuen im Team, Freddie Boath, teilt. Boath hat in Die Mumie kehrt zurück nicht nur sein Leinwanddebüt, sondern auch bisher seinen einzigen Kinoauftritt – unverständlich, zwar sieht man bei ihm keine oscarreife Darstellung, aber in seiner Rolle als Kind kann er überzeugen und gewinnt die Zuschauer durch Einfallsreichtum und freche Sprüche sofort für sich. Hannah und Boath leiden allerdings beide unter der deutschen Synchronfassung, in der ihre Witze wie ein lauwarmer Aufguss altbekannter Sprüche wirken, dargebracht mit einer Unnatürlichkeit, dass das Zusehen wirklich keinen Spaß macht. Im Original lockern sie das Geschen mehr als einmal auf und bereichern den Film deutlich.
Der letzte der Heldentruppe ist Oded Fehr, der ebenfalls seine Rolle aus Teil 1 neu aufleben lässt und sehr gut in den Film hineinpasst.

Auf der Bösewichtsseite gibt es neben der Venezuelanerin Patricia Velazquez, die eine deutlich größere Rolle als im Vorgänger spielen darf, den bekannten Arnold Vosloo zu sehen – in den Augen vieler Fans die Personifizierung einer lebenden Mumie. Beide harmonieren gut und bieten einen angenehmen Gegenpol zu Fraser / Weisz.
Als Gehilfe steht ihnen Adewale Akinnuoye-Agbaje zur Seite, der für ein paar witzige Szenen sorgt und ein sehr charismatisches Auftreten besitzt.
Selbiges kann man vom Skorpionkönig Dwayne "The Rock" Johnson leider nicht behaupten; er hat in etwa so viel Ausstrahlung wie ein Tintenfleck. Durch seine Muskelberge kann er vielleicht imponieren, als Schauspieler taugt er in diesem Film dagegen überhaupt nicht. Glücklicherweise kommt er nicht sonderlich lange vor – bis auf das Finale, bei dem er mit Brendan Fraser zu kämpfen hat.

Doch der hat Johnson während der Dreharbeiten kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Wie das möglich ist? Aus unerfindlichen Gründen wollten die Macher den Skorpionkönig am Ende wirklich als solchen zeigen und ersetzten Johnson durch ein vollständig am Computer animiertes Wesen. Dieses ist jedoch so künstlich, dass einem als Zuseher beinahe der Spaß daran vergeht.

Allgemein lassen sich die Spezialeffekte in zwei Kategorien unterteilen: 'wirklich gut' und 'grauenhaft'. Während Imhotep als Mumie noch überzeugender ist, als im ersten Teil und einige Landschaftsaufnahmen, besonders in London und in der Wüste, grandios aussehen (von den Pygmäen ganz zu schweigen), ist in den meisten Fällen der Computereffekt allzu offensichtlich. Wasserwände, die die Helden verfolgen, altägyptische CGI-Soldaten des Gottes Anubis, computergenerierte Landschaften, die zusammengesogen werden und der angesprochene Skorpionkönig enttäuschen selbst das ungeübteste Auge.
Wenn man demgegenüber die immens hohen Produktionskosten von 100 Millionen Dollar sieht (25 Millionen mehr, als bei Teil 1), dann steht es außer Frage, wohin das Geld geflossen ist – in die Brieftaschen der Darsteller.

Diese hatten das Geld zweifelsohne verdient, immerhin musste sich Arnold Vosloo zweimal täglich den gesamten Körper rasieren, um den Eindruck seiner glatten Haut aufrecht zu erhalten; Brendan Fraser hat sich mehr als nur eine Rippe angeknackst und seine Knie verletzt, und auch "The Rock" blieb nicht verschont und zog sich eine Lebensmittelvergiftung und einen Sonnenstich zu.

Dennoch scheint es bei der Produktion einen Geldengpass gegeben zu haben:

Ursprünglich sollte die Actionszene im Haus der O'Connells in einer Bar stattfinden, die John Hannahs Charakter gehörte, doch diese Idee wurde fallengelassen – dafür wählte man für die Innenaufnahmen des O'Connell-Hauses die Studio-Büros von Ridley und Tony Scott.
Brendan Fraser wollte eigentlich durchsetzen, dass seine Filmfamilie in einem Apartment wohnt, doch das wurde zugunsten der im Film stattfindenden Actionsequenz aufgegeben.

Handwerklich ist Die Mumie kehrt zurück leider nicht immer gut gelungen: Aus Gründen, die wohl nur dem Regisseur vorbehalten sind, haben sich in die Kampfsequenzen völlig unpassende und überflüssige Zeitlupen im Matrix-Stil eingeschlichen, die gänzlich fehlplatziert wirken und nur Dynamik und Tempo aus den Szenen nehmen. Entgegen den Zeitlupen werden einige Bewegungen (vor allem bei den Schwertkämpfen) auch sichtlich schneller laufen gelassen, als sie in Wirklichkeit aufgenommen wurden ... ein altes und nicht sehr rühmliches Mittel. Zumal man es solchen Szenen in anderen Filmen, in denen auch auf die Technik zurückgegriffen wird (beispielsweise Lethal Weapon 4 – Zwei Profis räumen auf [1998]) nicht ansieht.
Sehr gut geworden ist die Musik von Alan Silvestri, der den Platz von Jerry Goldsmith aus Die Mumie übernahm. Er adaptierte das Hauptthema des Vorgängers, fügte allerdings viele seiner neuen Themen hinzu und gab dem Film einen für Silvestri ungewohnten Stil. Sehr instrumental, sehr rhythmisch und unverkennbar altertürmlich – ein echter Hinhörer.

Dass Regisseur Sommers (der übrigens in der Badewanne bei der ersten Szene mit Izzi, Shaun Parkes, zu sehen ist) sehr viel Zeit auf die Dreharbeiten und das Drehbuch verwendete, sieht man an den unzähligen Details und Anlehnungen an andere Filme und den von ihm inszenierten Vorgänger. Wieso er dann solch unnötige Inszenierungspatzer eingebaut hat, zusammen mit den teilweise schlicht schrecklichen Spezialeffekten beim Finale, bleibt wahrscheinlich auf ewig sein Geheimnis.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass es einen dritten Teil geben wird – dabei ist nicht der von Sommers ebenfalls geschriebene und bei vielen Zuschauern nicht sehr beliebte The Scorpion King [2002] gemeint, der den Arbeitstitel The Mummy 3 trug, sondern ein drittes Abenteuer mit Fraser, Weisz und Co.. Die beiden Hauptdarsteller Rachel Weisz und Brendan Fraser seien mit dem zweiten Teil nicht sehr zufrieden gewesen und wären angeblich strikt dagegen, einen weiteren Film zu machen.
Die Zeit und die Höhe der Gagen werden es entscheiden.

Wer sich Die Mumie kehrt zurück ansieht, sollte nebenbei bemerkt darauf achten, um welchen Film es sich tatsächlich handelt: Einen Titel oder Vorspann gibt es nicht; der eigentliche Filmtitel erscheint erst beim Abspann.


Fazit:
Die Story besitzt mehr Tiefgang und mehr Anspielungen, als die des ersten Teils – sie ist komplexer und doch nicht ganz so spaßig anzuschauen. Aber das liegt überwiegend an den Spezialeffekten, die sich in zwei Klassen unterteilen lassen: einige sehen sehr gut aus und übertreffen die des ersten Teils bei weitem; andere hingegen (beispielsweise beim Finale des Films) sind so offensichtlich und schlecht, dass es einem die Tränen in die Augen treibt.
Dennoch ist Die Mumie kehrt zurück nicht nur der bessere Tomb Raider [2001]-Film, sondern witzig, unterhaltsam, actionreich, extrem kurzweilig und deshalb sehenswert.
Leider kommt der Humor "dank" der teils erbärmlichen Synchronisation nur in der Originalfassung zur Geltung.