Bats - Fliegende Teufel [1999]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juni 2003
Genre: Horror / Fantasy

Originaltitel: Bats
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Louis Morneau
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Lou Diamond Phillips, Dina Meyer, Bob Gunton, Leon, Carlos Jacott, David McConnell, Marcia Dangerfield


Kurzinhalt:
In der texanischen Kleinstadt Gallup häufen sich schwer zugerichtete Leichen. Die Fledermauswissenschaftlerin Dr. Sheila Casper (Dina Meyer) wird eingeflogen, sie soll mit ihrem Assistenten Jimmy (Leon) einen Verdacht erhärten, dass es sich bei den Tätern der Mordfälle um blutsaugende Nachtflieger handelt.
In der Tat scheinen Fledermäuse für das Treiben verantwortlich, doch zusammen mit Sheriff Emmett Kimsey (Lou Diamond Phillips) kommen die Wissenschaftler schnell dahinter, dass die Fledermäuse genetisch verändert wurden.
Dr. McCabe (Bob Gunton) züchtete die Tiere mittels eines auf andere Fledermäuse übertragbaren Virus zu gut organisierte Allesfresser, die im Rudel angreifen. Eine wahre Plage steht der Kleinstadt bevor, die vom Militär ausgerottet werden soll. Kimsey, Casper, Jimmy Sands und McCabe erhalten eine letzte Chance, die unzähligen Tiere im Alleingang auszuschalten.


Kritik:
Zugeben, Bats gehört zu den Filmen, die man deutlich besser in Erinnerung hat, als sie tatsächlich sind. Dies liegt zum großen Teil an der Synchronisation, die leider trotz routinierter Sprecher mehr als farblos geraten ist, zu hören ist das vor allem daran, dass die Klangkulisse im Deutschen keinerlei Tiefe besitzt. In den seltensten Fällen hören sich Personen, die weiter hinten im Bild zu sehen sind, leiser oder dumpfer an, als diejenigen, die weiter vorne sind. Auch scheint die räumliche Umgebung, ob bei Nacht oder in einem kleinen Raum keinerlei Einfluss auf die Gespräche zu haben – ein unumstößliches und leider sehr spaßbremsendes Zeichen einer Videosynchronisation. Billig, schnell und obwohl man als Zuschauer meist nicht genau weiß, was einen beim Film stört, so weiß man doch in jeder Szene, dass irgendetwas falsch ist. Bei Bats ist es die deutsche Synchronisation, die technisch gesehen eine Qual für die Ohren ist. Allerdings fällt beim Film etwas anderes auf, wofür das deutsche Tonstudio definitiv nicht verantwortlich ist: die Actionszenen sind derart grottenschlecht inszeniert, dass keinerlei Spannung aufkommt.

Die Ausgangslage des Films ist dabei nicht einmal schlecht, zu verdanken dem Drehbuchautor John Logan, der später für Gladiator [2000] eine Oscarnominierung erhielt, Star Trek: Nemesis [2002] schrieb und bei Bats seine zweite Arbeit ablieferte – sein erstes Kinoskript obendrein.
Glücklicherweise scheint Logan von vornherein bewusst, dass er einen B-Film schreibt. Locations, Dialoge, Storyentwicklung – all das ist typisch für diese Art Film: zweitklassige Horrorfilme mit einem niedrigen Budget, aber hohem Ekelfaktor und einer abwegigen Story.
Leider lässt die Vorlage eines schmerzlich vermissen, was viele Filme dieser Art erst unterhaltsam macht. Bats nimmt sich viel zu ernst, Ironie oder gar Selbstironie sucht man bis auf den Schluss vergebens. Stattdessen tun sich dem Zuschauer Storylöcher so groß wie Scheunentore auf und verpasste Möglichkeiten springen einem aus jeder Ecke geradezu ins Auge. Völlig irrsinnig beispielsweise, dass sich eine Gruppe Menschen in einem Schulgebäude verschanzt und sich gegen die Fledermäuse wehren will, immerhin gibt es dort unzählige Eingänge und Türen, beziehungsweise Fenster zu bewachen. Ein interessanter Ansatz wäre gewesen, die Orientierung der Tiere zu stören, die sich ja immer noch über Echoortung ein "Bild" von der Umgebung machen. Das hätte für Dynamik in der Story gesorgt und nicht strikt von Punkt A nach B nach C geführt, wie es im fertigen Film der Fall ist.
Überraschungen, Wendungen oder gar Improvisation kann man lange suchen. Die Dialoge wirken eher unbeabsichtigt klischeehaft, besonders beim genretypischen Assistenten, der jeden Satz mit einem coolen Spruch versehen muss (selbst wenn sein Leben davon abhängen würde, den Satz schnell zu beenden).
Einige nette Anspielungen und Hommagen sind trotzdem versteckt, so läuft im Kleinstadtkino von Gallup der Film Nosferatu, eine Symphonie des Grauens [1922], der Ur-Vampirfilm schlechthin und auch eine Hommage an Die Vögel [1963] ist herauszulesen, gleichwohl sich die Hauptdarstellerin nicht in einer Telefonzelle versteckt.

Wirkliches Lob kann man den Schauspielern leider nicht aussprechen, denn durch die Bank wirken die Statisten (oder besser: Hauptdarsteller) so lustlos, als wollten sie sich gegenseitig zu Negativ-Rekorden anspornen. Dabei ist keiner der Beteiligten von Natur aus untalentiert.
Zwar gibt sich Lou Diamond Phillips immer wieder große Mühe, die Zuschauer vom Gegenteil zu überzeugen, aber in Renegades - Auf eigene Faust [1989] spielt er wirklich gut. Dina Meyer gehörte bei Starship Troopers [1997] zweifelsohne zu den talentiertesten Jungstars und auch bei Star Trek: Nemesis war sie in ihrer Nebenrolle ordentlich; selbst in Dragonheart [1996] konnte sie überzeugen.
An Leon erinnert man sich am besten in Cool Runnings - Dabei sein ist alles [1993] – hier ist er nicht mehr als der Sprüche klopfende Nebendarsteller, dem man relativ früh eine Attacke der genmutierten Fledermäuse an den Hals wünschen würde. Bob Gunton ist leider dazu verdammt, den überflüssigen, durchgeknallten Wissenschaftler zu spielen, dabei war er als Polizeichef in Demolition Man [1993] wirklich witzig.
Man sieht also, dass die Darsteller prinzipiell nicht schlecht sind, nur sind sie entweder völlig unterfordert, oder aber man sieht ihnen den Unmut über die Dialoge, die sie vortragen müssen deutlich an. Es ist dem Drehbuch hoch anzurechnen, dass nicht versucht wird, eine schnelle und billige Love-Story in den Film einzuweben, doch wie wenig Chemie sich zwischen dem Haupttrio aufbaut ist schon bemerkenswert.
Selbst für einen B-Film zeigen die Akteure schlicht zu wenig Begeisterung.

Würde man Regisseur Louis Morneau schmeicheln wollen, würde man seine Inszenierung als durchwachsen bezeichnen müssen, oder aber nur über die ruhigen Szenen sprechen. Denn da können Kamera und Schnitt beinahe überzeugen. Zwar wirkt das Gezeigte immer noch recht kopflos inszeniert, dafür vermittelt die ständig in Bewegung gehaltene Kamera aber immer Tempo (was in manchen Szenen gar nicht notwendig wäre, sondern eher stört).
Schmeichelnd über die Actionszenen zu sprechen ist hingegen schlicht nicht möglich. Wackelkamera, hektische Schnitte im Millisekundentakt, möchtegern interessante Kameraperspektiven aus der Sicht der Fledermäuse, die durch die Verzerrung eher unfreiwillig komisch aussehen und eine unvorteilhafte Kamera- und Schnittführung zerstören wirklich jede Actionsequenz.
Dadurch sorgt der Regisseur zwar stetig für Unwohlsein auf Grund der Art und Weise wie die Szene gezeigt wird, spannend oder schockierend ist daran allerdings nichts.
Der Stil überrascht nicht wirklich, sieht man sich die restlichen Filme des Regisseurs an, da finden sich "Klassiker" wie Carnosaurus - Attack of the Raptors [1995], die peinliche Roger Corman-Splatterfassung von Jurassic Park [1993], oder auch Soldier Boyz - Das Ereignis [1995] mit Michael Dudikoff in der Hauptrolle.
Überraschenderweise inszenierte Morneau auch den James Belushi-Film Retroactive - Gefangene der Zeit [1997], der zwar hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, aber immer noch recht unterhaltsam und einfallsreich geraten ist.
Beruhigend, dass Morneau inzwischen wieder dorthin zurückgekehrt ist, wo er angefangen hat, auf die Videobank.

Eine richtige Überraschung erwartet den Zuschauer hingegen bei den Spezialeffekten der Fledermausattacken, denn die sind deutlich besser, als man erwarten würde. Die Puppenarbeit ist leider nicht wirklich überzeugend, dafür bewegen sich die fliegenden Vampire zu wenig, doch die computergenerierten Fledermäuse sehen wirklich gut aus und überzeugen schon durch ihre Masse.
Dass der Film nur 6,5 Millionen Dollar gekostet haben soll, kann man schon angesichts der Schlussexplosion nicht glauben, die außergewöhnlich gut geraten ist und vor allem ausgenutzt wurde. Bats sieht dahingehend deutlich teurer aus, als er letztendlich gewesen ist.

Die Musik von Graeme Revell dümpelt meist im Hintergrund vor sich hin und scheitert an dem viel zu klein geratenen Orchester (wenn es überhaupt eines war), wodurch die Musik mehr oder weniger billig wirkt.
Seine ruhigen Themen bleiben nicht haften, sein Action-Motiv hingegen ist sehr gut und rhythmisch geraten – allerdings wird es nur zwei Mal im Film und einmal während des Abspanns eingespielt, sehr kurz ist es obendrein auch noch.
Angesichts seiner musikalischen Untermalung von Verhandlungssache [1998] oder auch Collateral Damage - Zeit der Vergeltung [2002] sieht man, dass der Komponist sein Handwerk beherrscht und wirklich tolle Scores schreiben kann, bei Bats musste er sich wohl dem Budget und Niveau anpassen.

Als kleiner Horrorfilm hat Bats durchaus seine Berechtigung und ist nicht wirklich schlecht geraten; zu einem guten Film fehlt es der Produktion allerdings am Mut zur Selbstironie und einer Mehrzahl witziger, neuer Ideen (beispielsweise merkt man von der Intelligenz der Fledermäuse weit weniger, als von ihrer Masse). Sicherlich sieht der Film teurer aus als er ist, verschenkt ist die Story mit dieser Umsetzung aber dennoch.
Wer auf leichtfüßige, witzige und vor allem um den B-Movie-Charme nicht verlegene Monster-Action hofft, sollte von vornherein lieber zu Arac Attack - Angriff der Achtbeinigen Monster [2002] greifen. Dort finden sich unzählige Gags, Witze und auch ein gewisser Ekelfaktor, den Bats nach einigen Szenen am Anfang zugunsten billiger Inszenierung ohnehin schnell aufgibt.
Schade um die Idee.


Fazit:
Bats ist sicherlich nicht der schlechteste B-Film, der je gedreht wurde, aber auch nicht der beste. Das Drehbuch taugt fast genau so viel wie ein B-Film-Skript taugen muss, die Darsteller agieren mit einer Lustlosigkeit, dass es bisweilen schon unfreiwillig komisch wirkt und die Spezialeffekte sind mehr oder weniger ordentlich geraten.
Was dem Film aber das Genick bricht ist die blutleere, wackelige und handwerklich indiskutable Inszenierung von Regisseur Morneau, die sich gerade in den Actionsequenzen disqualifiziert. Der Rest ist passabel und wäre besser, würde sich der Film nicht allzu ernst nehmen.
Ein netter Schlussgag rettet leider nicht 85 Minuten steigende Lustlosigkeit von Seiten der Filmcrew.