Batman v Superman: Dawn of Justice (Ultimate Edition) [2016]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. August 2016
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Batman v Superman: Dawn of Justice (Ultimate Edition)
Laufzeit: 183 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Zack Snyder
Musik: Junkie XL, Hans Zimmer
Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Gal Gadot, Scoot McNairy


Kurzinhalt:

Eineinhalb Jahre, nachdem Bruce Wayne (Ben Affleck) mit ansehen musste, wie Superman (Henry Cavill) in Metropolis gegen andere Aliens kämpfte und unzählige Opfer forderte, ist er nahe daran, eine Waffe zu erlangen, die Superman besiegen könnte. Seiner Auffassung nach geht von dem gottgleich verehrten Wesen eine unbändige Gefahr aus. Währenddessen findet Reporter Clark Kent bei seinen Recherchen heraus, dass im benachbarten Gotham City der gesetzlose Batman immer stärker um sich greift. Bei einer Veranstaltung von Lex Luthor (Jesse Eisenberg) stehen sich Kent und Wayne schließlich gegenüber und ahnen nicht, dass sie beide manipuliert werden. Denn Luthor hat ganz eigene Pläne und schreckt vor nichts zurück, sie zu erreichen ...


Kritik:
Zack Snyders
Batman v Superman: Dawn of Justice ist das filmische Gegenstück zu einem vor langer Zeit untergegangenen Schiffswrack. Es anzusehen besitzt zu Beginn durchaus eine gewisse Faszination und man mag sich fragen, wie es wohl soweit gekommen sein mag. Doch seinen eigentlichen Sinn und Zweck erfüllt es nicht (mehr). Die 30 Minuten längere Ultimate Edition des Superhelden-Epos mag zwar ein ansehnlicheres Wrack sein, ein Wrack bleibt es aber weiterhin.

Snyder knüpft mit dem Film an seinen Neustart des unbesiegbaren Kryptoniers in Man of Steele [2013] an und will gleichzeitig zu dem Comicheldentreffen im Stile von Marvels "Avengers", bei DC Comics die Justice League [2017] genannt, überleiten, die er ebenfalls selbst inszeniert. Da sein Reboot dieses "cinematic universe", wie es inzwischen überall genannt wird, bislang noch keinen Auftritt von Bruce Wayne als Batman gesehen hat, nimmt er sich die Zeit, die Figur zum gefühlt 50. Mal in den letzten 15 Jahren zu erzählen. Als Waise in Gotham City aufgewachsen, ist der Milliardärs Sohn Wayne als geflügelter Rächer unterwegs – und das hier bereits seit 20 Jahren.

Vielleicht hat er deshalb sein Interesse daran verloren, Menschenleben zu retten und brandmarkt seine Opfer, wohl wissend, dass diese im Gefängnis gelyncht werden. Als desillusionierter Batman könnte Ben Affleck durchaus eine gute Figur machen, wenn man ihn denn je anders kennenlernen würde. Doch die Entwicklung, die der technisierte Rächer zuletzt bei Christopher Nolan in mehreren Filmen durchlaufen hatte, soll ihm innerhalb eines Prologs mitgegeben werden, in dem er mit ansehen muss, wie die Zerstörung, die Superman und General Zod in Man of Steele über Metropolis gebracht haben, unzählige Leben gekostet hat. Darum hat sich Wayne geschworen, Superman aufzuhalten, koste es, was es wolle.

Auf der anderen Seite steht Superman, der sich vermehrt mit Vorwürfen konfrontiert sieht, dass er aussuchen würden, wen er rettet und wen nicht. Er solle sich für die Kollateralschäden verantworten und wird sogar vor den US-Kongress geladen. Im Hintergrund zieht jedoch, das wird für Kenner der Figur keine Überraschung sein, Lex Luthor die Fäden, Supermans Erzfeind. Wie das funktionieren soll und wie Diana Prince alias Wonder Woman in all das hineinpasst, sollten Interessierte am besten selbst herausfinden. Doch eine Warnung sei vorab bereits gegeben: Auch in der längeren Fassung wird Luthors Motivation nicht klar. Es soll wohl dieselbe sein wie die des Jokers im genreprägenden The Dark Knight [2008], nur dass die damalige Geschichte mitgerissen und der Bösewicht den Helden definiert hat.

Filmemacher Snyder überfrachtet seine Story mit minutenlangen Tagträumen, die Actionszenen beinhalten, anstatt einfach kurz zu Waynes Erinnerung an die einstürzenden Gebäude in Metropolis zurückzuschneiden. Er webt Wonder Woman und die übrigen Mitglieder der "Justice League" ein, die hier an sich aber keine wirkliche Rolle spielen und nach der ersten Stunde, die aus nichts anderem als Exposé-Szenen besteht, in denen man Batman, Lois Lane oder Lex Luthor kennenlernt, muss man feststellen, dass die Titel gebenden Figuren in keiner Weise etwas mit denen gemein haben, die man an sich sehen wollte.

Auch wenn man bei einem Filmtitel wie Batman v Superman: Dawn of Justice erwartet, dass sich die beiden in die Haare bekommen, was bleibt übrig, wenn die Figuren so weit weg von ihren Idealen sind, dass man das Gefühl bekommt, zwei Fremde im Bild zu sehen? Batman als Rächer, der anstatt seine Gegner kampfunfähig zu machen, diese ins Jenseits befördert – er ist hier von der ersten Minute an nicht besser als diejenigen, die er zu bekämpfen sucht. Auch ein ständig zweifelnder, wütender Superman ohne einen Funken Humor oder Selbstironie, beraubt die Figur dessen, was sie an sich ausmacht. Hinzu kommt ein wirr daherfaselnder Lex Luthor, der nie überlegen oder bedrohlich erscheint.

Sah sich Zack Snyder nach Man of Steele der Kritik ausgesetzt, dass das ausgedehnte Finale des Films eine immense Zerstörungsorgie darstellte, in der menschliche Verluste keine Rolle zu spielen schienen, antwortet er in Batman v Superman: Dawn of Justice darauf, indem er aus dem ausgedehnten Finale mit der höllischen Comic-Figur Doomsday eine immense Zerstörungsorgie macht, bei der kurz erwähnt wird, dass niemand in den umliegenden Gebäuden sei. Sein inhaltlich aufgeschwemmter Superhelden-Clash lässt neben einer zusammengehörenden Story vor allem eines vermissen: Den Spaß an der Materie. Nur ein Popcorn-Film ohne Spaßfaktor ist ... naja.


Fazit:
Von inhaltlich abstrusen Ideen wie einem klobigen Batman-Kostüm, das der geflügelte Rächer gegen Superman einsetzt, ihm aber nichts nützen würde, hätte er zuvor nicht bereits Kryptonit eingesetzt, ganz abgesehen, lässt Filmemacher Zack Snyder beinahe alles vermissen, was man von gelungener Comic-Superhelden-Unterhaltung erwarten würde. Statt pointierten Dialogen zwischen den beiden Kontrahenten gibt es die wenigen Einzeiler zu hören, die bereits in der Vorschau vertreten waren.
Die Geschichte selbst ist hoffnungslos überfrachtet und mindestens eine Stunde zu lang – die man entfernen könnte, ohne etwas zu verlieren. Doch am schlimmsten wiegt, dass Batman v Superman: Dawn of Justice auch in der Ultimate Edition keinen Spaß an sich selbst findet. Frei von jeder Ironie sind die Perspektiven und Bildkompositionen zwar durchaus ansehnlich und wer sich vom Dauerfeuer der dramaturgisch schwach aufgebauten Actionsequenzen audiovisuell betäuben lässt, mag auf seine Kosten kommen. Nur bieten das Batmans Nolan-Abenteuer auch – und eine packende Story obendrein.