(500) Days of Summer [2009]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. August 2009
Genre: Komödie / Drama / Liebesfilm / Unterhaltung

Originaltitel: (500) Days of Summer
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Marc Webb
Musik: Mychael Danna, Rob Simonsen
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Geoffrey Arend, Chloe Moretz, Matthew Gray Gubler, Clark Gregg, Patricia Belcher, Rachel Boston, Minka Kelly, Richard McGonagle


Kurzinhalt:
Für Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt), der nach seinem Architekturstudium Grußkarten entwirft, ist es Liebe auf den ersten Blick, als er Summer Finn (Zooey Deschanel) begegnet. Sie ist die neue Sekretärin seines Chefs und scheint zunächst gar kein Interesse an Tom zu haben.
Schließlich kommen sich beide jedoch näher, auch wenn Summer nicht an die Liebe glaubt. So steckt Tom viel Herz in seine Beziehung mit Summer, bis diese irgendwann vorbei ist. Dann gilt es für seine Freunde und seine viel jüngere Schwester Rachel (Chloe Moretz), die Scherben aufzusammeln. Und je länger Tom über seine Zeit mit Summer nachdenkt, umso mehr beginnt er zu verstehen. Bis er ihr wieder begegnet und sieht, dass sie die Zeit nicht vergeudet hat, zurückzublicken, sondern nach vorn zu schauen ...


Kritik:
(500) Days of Summer beginnt wie viele andere Liebesgeschichten: Junge (in dem Fall Tom Hansen) verliebt sich in Mädchen (Summer Finn). Nur dann weicht der erste Spielfilm von Musikvideoregisseur Marc Webb bereits vom bekannten Schema ab, denn das Mädchen glaubt nicht an die Liebe und möchte auch nieman(n)des "Freundin" sein. Wieso sollte man einem gemeinsamen Beisammensein auch immer einen bestimmten Namen geben und einen Stempel aufdrücken, der alle Beteiligten nur unter Druck setzt?
Summer, das lernt nicht nur Tom sehr schnell, ist eine besondere junge Frau. Sie hat eigenwillige Ansichten, und wie sie sich erfrischend und unkonform auch in der Öffentlichkeit verhält, zieht die Zuschauer ebenso in den Bann, wie Tom. Dem aufmerksamen Zuseher wird jedoch auffallen, dass Summers Augen nicht mitlachen, wenn sie lacht. So glücklich, wie Tom in der Beziehung ist, und wie er Summer wähnt, ist sie wohl nicht. Insofern überrascht es nicht, wenn die Erzählung nach wenigen Minuten hunderte Tage vorspringt und zeigt, was man ohnehin erahnen konnte: Summer hat die Beziehung ebenso schnell beendet, wie sie begonnen hat und Tom ist am Boden zerstört. Fortan zeigt (500) Days of Summer immer wieder Tage und Ereignisse aus der Beziehung und Toms Versuch, diese fortan zu verarbeiten. Und das nicht in einer chronologisch richtigen Reihenfolge, sondern so, wie wir Menschen Dinge in Erinnerung behalten: gute und schlechte Zeiten wild durcheinander. So lernt man Summer durch Toms Augen kennen und erlebt auch mit, wie sich all die Eigenschaften, die er an ihr so liebte, ins Negative verkehren, als er von ihr verlassen wird.

Es gibt kaum ein schöneres Gefühl auf der Welt, als zu lieben und eben so geliebt zu werden. Die unbändig scheinende Kraft, die einen bei einer neuen Liebe durchströmt, gaukelt einem sogar vor, dieser Zustand würde für immer anhalten. Wie frustrierend die Situation für Tom also nach einer gewissen Zeit sein muss, als Summer ihm die wichtigsten Worte aber vorenthält, weil sie einfach nicht so empfindet, kann man sich vorstellen. Was ihm bleibt ist eine Selbsttäuschung, bei der er sich die Beziehung schöner redet, als sie wirklich ist und erst als er Schlüsselmomente Revue passieren lässt, nachdem Summer ihn hat sitzen lassen, erkennt er die vielen Anzeichen, die er hätte erkennen sollen. Ob es am Ausgang etwas geändert hätte? Vermutlich nicht, immerhin hat Summer ihm von vorne herein gesagt, was ihn erwartet. Doch hätte es ihm die Trennung vermutlich einfacher gemacht.
Auf Grund seiner zurückhaltenden, beinahe schon schüchternen Art, bietet sich Joseph Gordon-Levitt besonders an, um mit ihm mitzufühlen, wenn sich sein Höhen- in einen Sturzflug verwandelt. Er versinkt so anschaulich und nachvollziehbar in einem Loch, das wohl jeder schon einmal besucht hat. Es schmerzt ihn und das Publikum umso mehr zu sehen, wie leicht Summer darüber steht und ihr Leben weiterlebt. Doch auch wenn man die unterkühlte Zooey Deschanel, deren Rolle hier kaum besser zu besetzen gewesen wäre, gerne als die Böse in der Beziehung ansehen möchte, wenn Summer Tom im letzten Drittel verrät, warum sich ihre neue Beziehung nach Tom viel schneller entwickelte, und weswegen dies mit Tom nicht möglich war, dann wird auch Tom Vieles klar. So auch, dass man niemanden zu einem bestimmten Gefühl zwingen kann, und dass jemanden irrsinnig zu lieben nicht bedeuten muss, dass man ebenso sehr von derjenigen Person geliebt wird.
Insofern ist die Aussage von (500) Days of Summer nicht nur eine sehr lehrreiche, sondern eine wichtige, auch wenn sie wohl niemanden davor bewahren wird, die schmerzhafte Lektion selbst zu lernen. Durch die abwechselnd erzählten Episoden, die einerseits nach und andererseits vor der Trennung spielen, wahrt Regisseur Marc Webb eine Balance zwischen lustigen und nachdenklichen Momenten, die von einem sehr gelungenen und empfehlenswerten Album-Soundtrack untermalt werden. Handwerklich tadellos und mit einem Gespür für aussagekräftige Bilder umgesetzt, verstecken sich sogar im Hintergrundbild zu den Ankündigungen des erzählten Tages [beispielsweise Tag (265)] Hinweise, in welchem Stadium seines Liebes- und Leidensweges sich Tom befindet.

Die Figuren werden auf sympathische und verständliche Art und Weise zum Leben erweckt, was es für den Zuschauer leicht macht, trotz der an sich spannungsarmen Geschichte am Werdegang der Charaktere interessiert zu bleiben. (500) Days of Summer ist ein wenig Drama, ein wenig Komödie, hat eine Liebesgeschichte und bietet Romantik, ohne dass diese jedoch Hollywoodvorgaben entspricht. So lässt sich der Film nicht in eine Schublade zwängen und wird gerade dadurch lebendig und glaubhaft.
Denn wer jemals in der Situation von Tom oder Summer war, der weiß, das das Leben von allem ein bisschen zu bieten hat. Ein Happyend muss also nicht immer mit "und sie lebten glücklich ..." aufhören.


Fazit:
An sich wäre es am Ende einer Beziehung doch wünschenswert, beide Partner würden einander für die vielen schönen Erinnerungen danken, sie in Ehren halten, und fortan getrennter Wege gehen. Dass dem meist nicht so ist, liegt an einer Enttäuschung der eigenen Erwartungen, die so schmerzhaft ist, dass man alle guten Erinnerungen im Geist ins Gegenteil verkehrt. So ergeht es auch Tom und mit ihm dem Zuschauer, der sich bei (500) Days of Summer an diejenigen Beziehungen erinnert, die für ihn/sie ebenso geendet haben.
Doch ist die Aussage von Marc Webbs ungewöhnlichem und menschlichem Beziehungsfilm eine andere. Und auch wenn ein jeder diesen Lernprozess einmal durchleben muss, man wird hier auf eine ermutigende Weise daran erinnert, dass die eigenen Hoffnungen und Erwartungen das größte Hindernis am gemeinsamen Zusammenleben sind – und man Manches einfach nicht erzwingen kann. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber so charmant, einfallsreich und von sympathischen Darstellern zum Leben erweckt, dass es sowohl eine Freude ist zuzusehen, als auch mit Tom gemeinsam wieder Mut zu fassen.