Cop Secret [2021]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. Mai 2022
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Cop Secret (auch Leynilögga)
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: Island
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Hannes Þór Halldórsson
Musik: Kristján Sturla Bjarnason
Besetzung: Auðunn Blöndal, Egill Einarsson, Steinunn Ólína Þorsteinsdóttir, Vivian Ólafsdóttir, Sverrir Þór Sverrisson, Björn Hlynur Haraldsson, Júlíana Sara Gunnarsdóttir, Gunnar Hansson, Jón Gnarr, Rúrik Gíslason, Bríet, Jón Jónsson


Kurzinhalt:

Weit über die Grenzen von Reykjavik hinaus ist Polizist Bússi (Auðunn Blöndal) bekannt, sein Name ist bei Verbrechern gefürchtet. Doch der weiß selbst nicht, was derzeit mit ihm los ist, kann er doch ohne Alkohol oder Tabletten im Dienst nicht funktionieren. Er ist rücksichtslos, wendet oft unnötig Gewalt an und mit seiner Partnerin läuft es schon lange nicht mehr gut. Da kommt es Bússi gar nicht recht, dass Polizeichefin Þorgerður (Steinunn Ólína Þorsteinsdóttir) ihm einen neuen Partner zuteilt: Den in einem anderen Bezirk nicht weniger erfolgreichen Hörður (Egill Einarsson). Gemeinsam sollen sie eine Reihe von Banküberfällen aufklären, bei denen offenbar nichts gestohlen wurde. Dabei führt sie Stefanía (Vivian Ólafsdóttir) zum Kopf der Verbrecherbande, Rikki (Björn Hlynur Haraldsson), früher wie Hörður ein Model, doch seit einem Unfall größenwahnsinnig. Was immer er plant, soll mit einem Nationalereignis zusammenfallen, dem Fußballspiel der isländischen Frauennationalmannschaft gegen die Mannschaft aus England. Doch das ist schon in wenigen Tagen und zudem konfrontiert sein neuer Partner Bússi mit etwas, wovor er sich seit Jahrzehnten verschließt …


Kritik:
Auch wenn das Regiedebüt von Hannes Þór Halldórsson, der nicht nur Filmemacher, sondern auch der isländische Fußballnationaltorhüter ist, Cop Secret, bereits mit Actionkomödien im Stile von Die nackte Kanone [1988] verglichen wurde, ihre Inspiration zieht die überzogene Buddy-Comedy merklich von Michael Bay-Filmen wie Bad Boys – Harte Jungs [1995], dem nicht nur die Musik nacheifert, sondern aus dem sogar einzelne Einstellungen entnommen scheinen. Zwar gäbe es an jener Art Film viel zu parodieren, doch am Ende leidet die Drehbuchvorlage hier unter denselben Mängeln.

Im Zentrum der Geschichte steht Polizist Bússi, der bekannteste und erfolgreichste in ganz Reykjavik. Doch seinem Ruf wird der stets betrunkene Ermittler, der Tabletten nimmt, willentlich Geiseln verletzt und Verdächtige verprügelt, kaum mehr gerecht. Auch im Privaten liegt mit seiner Lebensgefährtin Einiges im Argen. Umso schlimmer, dass er es mit einer Reihe von Banküberfällen zu tun bekommt, bei denen offenbar nichts gestohlen wurde und ihm von der Polizeichefin höchstpersönlich als neuer Partner Hörður zugeteilt wird, ebenfalls ein berühmter Polizist eines benachbarten Bezirks, der auf Grund seiner Vergangenheit als Model jedoch im Luxus lebt.

Die Konstellation des Luxuswagen fahrenden Ermittlers und des aus einfach(er)en Verhältnissen kommenden Underdogs erinnert nicht von ungefähr an Bad Boys, doch könnte man dies zusammen mit der Anwendung exzessiver Gewalt bei Verhören, der kompromisslosen Zerstörung von Eigentum bei Verfolgungsjagden oder der auffallend „amüsanten“ Inszenierung von tödlicher Brutalität gegenüber Schurken als Offenlegung gängiger Hollywoodklischees sehen, die hier durch ein unerwartetes Element abgewandelt werden. Denn Bússi hat, ohne dass er es sich eingestehen will, mit einer besonderen Identitätskrise zu kämpfen, durch die die engen, freundschaftlichen Beziehungen von Buddy-Comedys tatsächlich einen überraschenden Spin bekommen. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass Cop Secret diese Klischees entblättert, um der Traumfabrik anschließend zu zeigen, wie man es besser machen könnte. Solch offensichtliche Parodien, die überspitzt dargestellt werden, finden sich zuhauf, auch bei Bösewicht Rikki, der aus unerfindlichen Gründen englisch statt isländisch spricht – außer, sein Gegenüber kann oder will ihn nicht verstehen. Seine unnötigen, selbstgefälligen Monologe und absurden Vergleiche fallen ebenfalls darunter. Auch ist er überbordend böse und am liebsten darauf aus, seine Crew nach jedem Raub in den ewigen Ruhestand zu schicken.

Doch sieht man sich die Persiflage näher an, fallen die einzelnen Elemente entweder auseinander, oder in sich zusammen. Sich über aufgesetzte Actionszenen lustig zu machen, ist eines, doch wenn der Schusswechsel bei einem Banküberfall zu Beginn hier darin mündet, dass die beiden Helden mühelos jeden Schurken selbst mit geschlossenen Augen ausschalten, aber ausgerechnet bei den beiden Draht ziehenden nicht treffen wollen, ist das weder mitreißend, noch temporeich. Dass sie alle Verbrecher regelrecht hinrichten, selbst wenn diese unbewaffnet am Boden liegen, sorgt bereits kaum für Sympathiewerte. Doch wenn eine gefasste Bankräuberin tags darauf aus der Haft entlassen (!) wird, oder die Polizisten das Versteck des Schurken bereits nach der Hälfte des Films aufspüren, aber bis zum Finale nie dorthin zurückkehren, um ihn festzunehmen, wirkt das vollkommen erzwungen und unglaubwürdig. Schlimmer noch, wenn die Polizeichefin fragt, wo Bússi sei, nachdem dieser fünf Minuten zuvor gekündigt hat, hat man das Gefühl, die Verantwortlichen wollten die klischeebeladenen Dialoge schlicht aneinanderreihen, selbst wenn diese so keinen Sinn ergeben.

Gleichermaßen verhält es sich mit dem endgültigen Plan des Bösewichts Rikki, der auf den ersten Blick interessant erscheint, aber hinten und vorn keinen Sinn ergibt. Von seinen anschließenden Entscheidungen im letzten Drittel ganz zu schweigen. Das Drehbuch wirft hier viele Schlagwörter in den Raum, gibt den Figuren alle paar Sekunden eine neue Richtung, ohne dass dies irgendeiner Linie folgen würde. Die Örtlichkeiten beim Finale sind interessant ausgewählt, aber die offensichtlichen Trickeffekte, gerade bei den Explosionen trüben den Spaß an der Action ebenso, wie die Zusammenstellung der Aufnahmen, die für sich genommen durchaus gelungen sind, aber auf eine Art aneinandergereiht, dass es nie mitreißt. Cop Secret nimmt viele alltägliche Situationen des Actiongenres aufs Korn, doch anstatt darüber hinauszuwachsen, werden sie nur erneut dargestellt. Würden die Verantwortlichen ihre Geschichte so überzogen präsentieren, dass es kaum ernst zu nehmen wäre, könnte das funktionieren, doch so versandet die an sich beste Idee des Films einer willkommen inklusiven Geschichte, dass man sich wünschen würde, sie wäre als ernsthafter Action-Thriller erzählt.


Fazit:
Humor ist äußerst subjektiv und Manches, wenn nicht gar Vieles, mag bei der deutschen Synchronfassung auf der Strecke bleiben. Insgesamt scheint die Geschichte zu ernst erzählt, um als vollkommen überspitzte Satire überzeugen zu können, während Einfälle wie bewaffnete Helden, die ohne Schutzwesten in die Höhle des Löwen spazieren, geradezu absurd anmuten. Filme wie Die nackte Kanone zogen bekannte Momente aus erfolgreichen Filmen nur durch den Kakao, während Cop Secret die vielen Klischees der US-amerikanischen Actionfilme zwar vorführt, sich aber im ersten Moment so gibt, als wollte man es wenigstens so gut, oder besser machen. In der Umsetzung erweist sich das dann jedoch als ebenso oberflächlich. Die Idee eines Buddy-Duos, bei dem ein Teil mit einer besonderen Identitätskrise zu kämpfen hat, ist an sich gelungen. Nur der Rahmen erscheint in viel zu vielen Belangen zusammengeschustert, unfertig und hohl. So ist Hannes Þór Halldórssons unzweifelhaft temporeiches Regiedebüt nicht nur kein bißchen besser als die Filme, denen er in sichtbaren Belangen nacheifert, sondern trotz eines guten Gedankens letztlich sogar einfalls-, wenn nicht liebloser. Auch hierfür gibt es sicher ein Publikum, nicht nur in Island. Doch es wird vermutlich kein großes sein. Schade.