Sechs Tage, sieben Nächte [1998]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. August 2021
Genre: Komödie

Originaltitel: Six Days Seven Nights
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Ivan Reitman
Musik: Randy Edelman
Besetzung: Harrison Ford, Anne Heche, David Schwimmer, Jacqueline Obradors, Temuera Morrison, Allison Janney, Douglas Weston, Cliff Curtis, Danny Trejo, Ben Bode, Derek Basco


Kurzinhalt:

Es ist ein Kurzurlaub ins Paradies, mit dem Frank (David Schwimmer) seine Freundin Robin (Anne Heche) überrascht. Sechs Tage und sieben Nächte will er mit der Redakteurin auf einer idyllischen Pazifikinsel verbringen. Dorthin bringt sie der erfahrene Pilot Quinn (Harrison Ford) in einer klapprigen, einmotorigen Maschine. Ebenfalls mit an Bord ist Quinns zeitweise Lebensgefährtin Angelica (Jacqueline Obradors), die auf der Insel arbeitet. Doch bereits am ersten Tag erhält Robin einen Anruf aus der Redaktion. Sie soll auf der nahegelegenen Insel Tahiti ein Fotoshooting überwachen. Der einzig verfügbare Pilot ist erneut Quinn, der auch einwilligt, sie dorthin zu bringen. Doch in einem Gewittersturm wird ihr Flugzeug von einem Blitz getroffen wird. Sie können zwar auf einer abgeschiedenen, verlassenen Insel notlanden, doch das Fahrgestell ist beschädigt und auch das Funkgerät ist ausgefallen. Als die Rettungsmannschaften keine Spur der beiden abgestürzten finden, kommen sich Frank und Angelica in ihrem Gefühlschaos näher. Aber auch auf sich gestellt, erkennen Quinn und Robin, dass ihr erster Eindruck von einander wohl getäuscht hat …


Kritik:
Ivan Reitmans Sechs Tage, sieben Nächte ist ein Film, der nicht einmal ansatzweise das Potential seiner Idee zu nutzen weiß, bei dem aber alle Beteiligten so viel Spaß zu haben scheinen, dass man sich dennoch gut unterhalten lassen kann. Vor allem dank eines gut gelaunten Harrison Ford und Anne Heche, die beide mehr komödiantisches Talent vor der Kamera zeigen, als man ihnen zutrauen würde. Würde sich die Geschichte dieser Figuren wirklich annehmen und ihnen ein greifbareres Abenteuer zu bestreiten geben, hätte dies ein Klassiker sein können.

Die Geschichte beginnt in New York, wo Robin Monroe, Redakteurin eines Modemagazins, von ihrem Freund Frank eingeladen wird, einen romantischen Kurztrip für sechs Tage und sieben Nächte auf die Pazifikinsel Makatea in Französisch-Polynesien zu unternehmen. Es soll ihr erster richtiger Urlaub sein. Den letzten Stück des Wegs bringt sie der abgeklärte Pilot Quinn in seiner Propellermaschine. Doch schon am nächsten Tag bittet Robins Chefin sie, auf Tahiti ein Fotoshooting zu beaufsichtigen. Wieder ist Quinn der einzig verfügbare Pilot, doch als ihr Flugzeug in einen Gewittersturm gerät, müssen sie auf einer abgeschiedenen Insel notlanden und stecken dort mit einem kaputten Fahrgestell und ohne Funkgerät fest.
Von hier aus könnte sich die Geschichte in verschiedene Richtungen entwickeln und beispielsweise Einblick in die verschiedenen Persönlichkeiten von Quinn und Robin geben. Denn während sie sich als junge, erfolgreiche Frau, der gerade ein Heiratsantrag gemacht wurde, um ihre Karriere sorgt, ist Quinn längst über den Punkt hinaus, an dem die Arbeit für ihn das Wichtigste im Leben ist. Reitman könnte sich auch darauf konzentrieren, wie diese beiden auf der Insel ohne ausreichend Nahrung und Wasser überleben, doch all dies wird lediglich kurz angerissen.

Stattdessen beschränkt sich Sechs Tage, sieben Nächte bei den Geschehnissen auf der kleinen Insel auf ein wenig körperlichen Slapstick und viele amüsante Dialoge zwischen den beiden unterschiedlichen Figuren, während zurück auf Makatea Frank und Quinns Freundin, die attraktive Angelica, einander Trost spenden in Anbetracht des offenbaren Unglücks ihrer Liebsten – auf sehr körperliche Art und Weise. Obwohl es sich anbieten würde, trotz der Leichtigkeit der Geschichte vor allem Robin und Quinn mit ernsteren Momenten zu bedenken, gibt das Drehbuch den Figuren diesbezüglich kaum Raum. Dafür ist in einer Situation Harrison Ford in Palmenblätter gehüllt zu sehen, auf der Jagd nach einem Pfau, in einer anderen muss Quinn Robin eine Schlage aus ihren Shorts ziehen. Sieht man dabei die Antipathie der beiden Figuren zunehmend schwinden, bleibt das Drehbuch jedoch eine Antwort auf die Frage schuldig, weshalb sie sich zueinander hingezogen fühlen sollten, was genretypisch passiert. Denn gerade dann, wenn sich der Film wirklich mit den Figuren beschäftigten und sie entwickeln müsste, treten urplötzlich Piraten auf den Plan, die die Story vorantreiben und das Publikum von den eigentlichen Fragen ablenken.

Dass man dem dennoch gern zusieht, liegt an der Chemie, die Harrison Ford und Anne Heche entwickeln, wobei beide sowohl was den körperlichen Humor anbelangt als auch hinsichtlich der Wortgefechte gleichauf liegen. Sei es die Verzweiflung, als Quinn erkennt, wo er abgestürzt ist, oder zuvor, wenn Quinn betrunken in der Bar auf Makatea Robin anbaggert, Fords Natürlichkeit ist so einnehmend, dass man beinahe übersehen kann, wie nachdenklich er beinahe im Vorbeigehen währenddessen argumentiert. Die Beziehung, die die beiden Hauptfiguren zueinander aufbauen wird in gewisser Weise von Frank und Angelica ebenfalls durchlebt, wenn auch vor allem dank David Schwimmers komödiantischem Talent spürbar körperbetonter und mit ausladender Mimik. Insofern funktioniert Sechs Tage, sieben Nächte besser als Komödie, denn als Liebeskomödie vor dem Hintergrund, dass die beiden Hauptcharaktere einen Weg herunter von dieser Insel finden müssen.

Bedenkt man, dass Filmemacher Ivan Reitman unter anderem für Ghostbusters - Die Geisterjäger [1984] oder Kindergarten Cop [1990] verantwortlich zeichnet, ist was Sechs Tage, sieben Nächte am Ende sowohl aus der Idee wie auch aus der Besetzung zu machen weiß, im Grunde zu wenig. Der an den Haaren herbeigezogene Storykniff mit den Piraten ist wohl die einzige Idee der Verantwortlichen, wie sie mit einem betont actionreichen Finale davon ablenken können, dass die eigentliche Geschichte um die Figuren lange Zeit bereits auf der Stelle tritt. Wie schnell all das am Ende gehen soll, sollte man sich ohnehin lieber nicht fragen. Sieht man die tadellos gefilmte Komödie jedoch nicht unter dem Gesichtspunkt, was sie hätte sein können, sondern was sie ist, kann man zumindest festhalten, dass sie bedeutend charmanter und unterhaltsamer ist, als viele andere.


Fazit:
Nimmt man es genau, sind weder Robin, noch Frank als Figuren wirklich sympathisch. Bei beiden reichen wenige Stunden aus, damit sie der bzw. dem anderen untreu werden, auf die ein oder andere Weise. Ein wirkliches Verständnis dafür weckt Filmemacher Ivan Reitman nicht. Im Gegenteil, es scheint, als wäre Franks Verhalten nur deshalb im Film, damit Robin letztlich nicht als diejenige in Erinnerung bleibt, durch die die gerade eben erst geschlossene Verlobung gefährdet wird. Überhaupt erfährt man zu wenig über die Charaktere, als dass sie spürbar interessieren würden. Vielmehr sorgt ihr Zusammenspiel, vor allem das zwischen Harrison Ford und Anne Heche, dafür, dass sich die amüsante Atmosphäre auf das Publikum überträgt. In urlaubsähnliche Bilder getaucht, setzt Sechs Tage, sieben Nächte den Humor gekonnt in Szene und bietet den Beteiligten zahlreiche Möglichkeiten, sich in dem Genre auszutoben. Viele Wortgefechte sind dabei überaus gelungen und die Besetzung entwickelt so viel Charme, dass man sich gern mit ihnen auf dieses Abenteuer einlässt. Mitreißend ist das aber nur selten und letztlich weniger einprägsam, als es man bei den Beteiligten erwartet hätte.