The 6th Day [2000]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Mai 2021
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: The 6th Day
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Roger Spottiswoode
Musik: Trevor Rabin
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, Michael Rooker, Tony Goldwyn, Michael Rapaport, Wendy Crewson, Robert Duvall, Wanda Cannon, Taylor Anne Reid, Sarah Wynter, Rodney Rowland, Terry Crews, Ken Pogue, Colin Cunningham, Jennifer Gareis


Kurzinhalt:

In naher Zukunft. Es ist der Geburtstag von Charterpilot Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger), an dem er einen wichtigen Kunden zu einem Ski-Trip fliegen soll: Michael Drucker (Tony Goldwyn). Er ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Menschen des Landes und ein Pionier der Klontechnologie. Das Klonen von Menschen ist zwar strengstens verboten, wie auch Wissenschaftler Dr. Weir (Wendy Crewson) immer wieder betont, aber unter anderem geklonte Haustiere erfreuen sich großer Beliebtheit. Adams Kollege Hank (Michael Rapaport) bietet an, ihm den Termin abzunehmen, so dass Adam die von seiner Frau Natalie (Wendy Crewson) organisierte Überraschungsparty besuchen kann. Doch als Adam nach Hause kommt, sieht er dort sich selbst. Offenbar wurde er geklont und dieser Klon hat seinen Platz eingenommen. Noch bevor er einschreiten kann, wird er von Robert Marshalls (Michael Rooker) Sicherheitsleuten angegriffen. Adams einzige Möglichkeit ist, dahinter zu kommen, weswegen ihn jemand klonen sollte – und wie dies überhaupt möglich ist …


Kritik:
In seinem düsteren Zukunftsthriller The 6th Day beschäftigt sich Filmemacher Roger Spottiswoode mit einem Thema, das damals aktueller schien, als es heute ist, wobei das Fehlen einer aktuellen Diskussion vermutlich für am meisten Beunruhigung sorgen sollte. Darin trifft der erfolgreiche Geschäftsmann und Familienvater, gespielt von Arnold Schwarzenegger, auf einen Klon von sich selbst. Eingebettet in viele Actionmomente, verstecken sich hier einige interessante Ideen in einer oftmals dürftigen Umsetzung.

Wann genau The 6th Day spielt, verrät der Film zwar nicht, Produzent und Hauptdarsteller Schwarzenegger verriet in einer Featurette jedoch, dass es das Jahr 2015 sein soll. Manche der vorgestellten, technologischen Fortschritte sind so oder zumindest ähnlich sogar eingetroffen, um das zentrale Thema das Films, das Klonen, ist es jedoch still geworden. Zu Beginn stellen die Macher in einem kurzen Abriss vor, was bislang geschehen ist und beziehen sich auch auf das tatsächlich geklonte Schaf „Dolly“. Nachdem im Film der Versuch eines geklonten Menschen fehlgeschlagen ist, wurden die „Sechste Tag“-Gesetze verabschiedet, die das Klonen von Menschen verbieten, auch wenn einzelne Organe oder auch Tiere geklont werden dürfen. So ließen sich unter anderem die Fischbestände in den Meeren wieder auffüllen. Menschliche Klone jedoch hätten keine Rechte und müssten ‚beseitigt‘ werden.

Damit der von Arnold Schwarzenegger gespielte Adam – nur eine von mehreren biblischen Anspielungen – seinen Geburtstag gebührend feiern kann, übernimmt sein Kollege Hank einen sehr verschlossenen, aber wohlhabenden Kunden für einen Charterflug. Der Kunde ist niemand geringeres als Michael Drucker, Besitzer der Klon-Firma „Replacement Technologies“. Würde Adam seiner Tochter den Wunsch erfüllen und den kürzlich verstorbenen Familienhund klonen lassen, wäre dies Druckers Forschung und Technologie zu verdanken. Doch als Adam nach Hause kommt, sieht er sich selbst bei der bereits in vollem Gang befindlichen Geburtstagsfeier. Noch bevor er sich entscheiden kann, wie er reagiert, wird er von Menschen angegriffen, die ihm offensichtlich nach dem Leben trachten. Auf der Flucht versucht er schließlich, das Puzzle zusammenzusetzen, was ihm widerfahren ist und weshalb.

Diese erste Actionsequenz ist dabei nicht nur ein Vorbote, was noch kommen wird, sondern wo die offensichtlichsten Probleme bei The 6th Day liegen. Auch wenn die Autoverfolgungsjagd grundsätzlich mit aufwändigen und sehenswerten Stunts gespickt ist, sie ist auf eine Art und Weise inszeniert, dass man die wenigsten davon tatsächlich zu sehen bekommt. Nicht nur, dass die Schnittfolgen teilweise keinen Sinn ergeben, es gibt auch keine Kontinuität zwischen den einzelnen Einstellungen. So wechselt der Hintergrund von einer dicht besiedelten Wohnanlage zu einer langgezogenen Landstraße bis hin zu einer Steilklippe in wenigen Sekunden, ohne dass die ein oder andere Szenerie jeweils im Hintergrund noch zu sehen wäre. Stürzt ein Auto schließlich die Klippe hinab, ist der Moment nicht einmal am Stück zu sehen, sondern mehrmals durch andere Einstellungen unterbrochen. Dass Regisseur Roger Spottiswoode außerdem offensichtlich auf häufig genutzte, unmotivierte Zeitlupen setzt, ist in Anbetracht seiner bisherigen handwerklichen Finesse bei James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie [1997] und nicht zuletzt dem unterschätzten Mörderischer Vorsprung [1988] schlicht unverständlich.

So machen gerade die actionreichen Momente merklich keinen Spaß, während die kritischen Töne, die The 6th Day anspricht, was die Verwendungsmöglichkeiten von Klontechnologie anbelangt, ebenso verhallen, wie die Fragen, ob geklonte Wesen über Rechte verfügen, oder nicht. Das heißt nicht, dass sie nicht gestellt würden. Der von Robert Duvall gespielte Wissenschaftler Dr. Weir, dessen Frau unheilbar erkrankt ist, stellt beispielsweise einen solchen Gegenpol dar. Doch eine wirkliche Antwort bleibt der Film gerade in Anbetracht des Endes, das nicht mutig genug ist, einen Schlussstrich zu ziehen, schuldig. Dass zudem das letzte Drittel merklich zu lang geraten ist, mit einem ausgedehnten und wenig inspirierten Finale, schadet der Erzählung zudem. Der letzte Akt erinnert in gewisser Weise an Sylvester Stallones zumindest in Grundzügen ähnlich gestalteten Judge Dredd [1995]. Doch während jener Film durchweg mit überzeichneten Figuren und überzogener Creature-Action das Ende entsprechend vorbereitet hatte, ist genau das hier nicht der Fall. Dafür ist The 6th Day in vielen Belangen inhaltlich zu ernst, in der Umsetzung dann aber nicht ernsthaft genug. In Erinnerung bleibt allenfalls die Alpträume verursachende Horror-Puppe Sim-Pal.


Fazit:
Nach christlich-biblischer Überlieferung soll Gott den Menschen am sechsten Tag der Schöpfungsgeschichte erschaffen haben. Daher rührt nicht nur der Filmtitel, sondern auch der Vorname der Hauptfigur. Dies ist kein Kritikpunkt, vielmehr zählt dies ebenso zu den durch interessanten Einfällen wie die vorgestellte Gruppe von Fundamentalisten, die den Klonprozess ablehnen, oder die auf das Klonen von Haustieren spezialisierte Firma „RePet“. Hieraus könnte man Potential für einen zum Nachdenken anregenden Science Fiction-Thriller ziehen, doch diese Mühe macht sich das Skript bedauerlicherweise nicht. Handwerklich mit offensichtlichen Mängeln, zu denen auch die verkrampft stylisch gehaltenen Übergänge im Stile von CSI: Vegas [2000-2015] gehören, enttäuschen vor allem die Actionmomente, deren Ideen mitreißender klingen, als sie umgesetzt sind. Die teils ordentlichen, teils arg offensichtlichen Trickeffekte tun ihr Übriges, um den Film eher als Video-, denn als Kinoproduktion zu verorten. The 6th Day versucht, eine im Grunde ernste und relevante Story mit dem Charme von Arnold Schwarzeneggers One-Linern aus den 1980er- und 90er-Jahren zu kombinieren. Nicht nur, dass das nicht gelingt, es wird der Thematik auch nicht gerecht.