Fast & Furious 7 [2015]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Juli 2019
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Furious Seven
Laufzeit: 137 min.
Produktionsland: USA / China / Japan / Kanada / Vereinigte Arabische Emirate
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: James Wan
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jason Statham, Michelle Rodriguez, Jordana Brewster, Tyrese Gibson, Ludacris, Dwayne Johnson, Lucas Black, Kurt Russell, Nathalie Emmanuel, Elsa Pataky, John Brotherton, Tony Jaa, Djimon Hounsou


Kurzinhalt:

Indem sie Owen Shaws (Luke Evans) Plan vereitelt hatten, machten sich Dominic Toretto (Vin Diesel) und sein Team dessen Bruder, Spezialagent Deckard Shaw (Jason Statham), zum Feind. Der schwört nicht nur Rache, sondern hinterlässt eine Spur der Verwüstung und ist selbst unauffindbar wie ein Geist. Darum geht Toretto auf das Angebot des Leiters eines verdeckt operierenden Geheimdienstes ein, der sich Mr. Nobody (Kurt Russell) nennt. Seiner Aussage nach gibt es ein Überwachungssystem, mit dessen Hilfe sich Shaw finden lassen müsste. Es wurde von der Hackerin Ramsey (Nathalie Emmanuel) entworfen, die sich in der Gewalt des Terroristen Jakande (Djimon Hounsou) befindet. So starten Dominic, Letty (Michelle Rodriguez), Brian (Paul Walker) und die anderen eine Rettungsmission. Für Brian steht dabei mehr auf dem Spiel, immerhin ist er inzwischen Vater und hat somit gleich zwei Familien zu beschützen …


Kritik:
Paul Walker wurde nur 40 Jahre alt. Der sympathische Schauspieler starb während der Dreharbeiten zu Fast & Furious 7, bei einem privaten Autounfall. Die Tragödie zwang die Filmemacher, die Entwicklung seiner Figur neu zu fassen. Statt ihn schlicht aus der Geschichte herauszuschreiben, komplettierten sie die umgeschrieben Szenen mit seinen Brüdern vor der Kamera und ergänzten sein Gesicht mit tricktechnischen Mitteln. Wenn man sich diese schwierigen Bedingungen vor Augen führt, unter denen James Wans Film entstanden ist, ist das Ergebnis geradezu erstaunlich. In manchen Einstellungen mag man sehen, dass Paul Walker nicht selbst vor der Kamera stand und die Entscheidung, dass er in wichtigen Dialogen nur von hinten zu sehen ist, wirkt auf den ersten Blick seltsam. Sie lenken am Ende jedoch weder von der Geschichte ab, noch vom würdevollen Abschluss der Reise seiner Filmfigur, bei deren Verabschiedung sich durchaus ein Kloß im Hals bildet.

Bis es soweit ist, setzt Fast & Furious 7 den Trend fort, den die Macher bereits mit dem vorigen Teil begonnen haben, und präsentiert Dominic Toretto und seine Crew als Geheimagenten in einem Action-Thriller, bei dem auf Grund des schieren Umfangs der Materialschlacht James Bond neidisch werden dürfte. Mit Jason Statham wird zudem ein Bösewicht vorgestellt, der es hinsichtlich Entschlossenheit, Körperbeherrschung und Kompromisslosigkeit mit den Helden mühelos aufnehmen kann. Es sind die anderen Schurken, die kaum genutzt werden, trotz ihrer Möglichkeiten.

Sei es der charismatische Djimon Hounsou, dessen Motivation hier nie klar wird, oder Tony Jaa, der zumindest in zwei tollen Kampfszenen glänzen darf. Sie sind am Ende jedoch nicht mehr als bloße Staffage, der eigentliche Star ist und bleibt Statham in der Rolle von Deckard Shaw, Bruder des Bösewichts aus dem vorigen Film, Owen Shaw. Deckard hat Rache geschworen und macht fortan Jagd auf Toretto und seine Familie. Shaw war ein Spezialagent, einer der besten seiner Art. Dominics einzige Möglichkeit, ihn zu finden, ist eine verdeckt operierende Geheimorganisation, die von Mr. Nobody geleitet wird. Er erzählt Dominic vom „Auge Gottes“, einem Überwachungsprogramm, das in der Lage ist, alle Kanäle gleichzeitig zu durchsuchen. Doch eine Komponente fehlt im System, die die Hackerin Ramsey versteckt hat. So müssen Toretto, Brian und die Crew Ramsey erst aus den Fängen des Terroristen Jakande (Hounsou) befreien.

Dass dabei viel zu Bruch geht, versteht sich von selbst, sonst wäre Fast & Furious 7 kein Fast and the Furious-Film. So mitreißend dies von Horror-Filmer James Wan inszeniert ist, er schießt hier mitunter übers Ziel hinaus. Sei es die Verfolgungsjagd im Kaukasus, die so viele Höhepunkte bereithält, dass es für zwei Highlights reichen würde, oder der unvorstellbare Ausbruch aus dem Luxushotel in Abu Dhabi – das Publikum gerät irgendwann an den Punkt, dass man das Gezeigte gar nicht mehr aufnehmen kann. Dies steigert sich zum Finale noch, das auf mehreren Ebenen abläuft und bei der Verfolgung durch die Drohne ein wahres Inferno entfesselt.
Die Schwierigkeit dabei ist, dass sich auch die Ideen wiederholen. Wird Shaw in seinem Versteck überrascht und kommt bei der Verhaftung etwas dazwischen, dann scheint das weniger inhaltlich notwendig, als eine weitere Ablenkung, die die Story unternimmt, um noch das ein oder andere zu zeigen.

Wovon auch Fast & Furious 7 merklich profitiert, ist die Besetzung. Von den Stammbeteiligten abgesehen, die sich nach wie vor hervorragend ergänzen und tatsächlich wie eine große Familie wirken, punkten neben Jason Statham auch Kurt Russell und Nathalie Emmanuel. Dass die Macher nach beinahe 10 Jahren die inhaltliche Brücke zu The Fast and the Furious: Tokyo Drift [2006] schlagen, fügt den Teil merklich in die übrigen Filme ein. Doch das tröstet nur bedingt über die Storydefizite hier hinweg. Manche Dinge werden einfach irgendwo platziert, weil sich um sie herum eine gelungene Action-Sequenz inszenieren lässt. Allem Wehmut um den Abschied von Paul Walker zum Trotz, ist das teilweise arg offensichtlich.


Fazit:
Es ist ein seltsames Gefühl, Paul Walkers letzten Film zu sehen, wohl wissend, dass es sein letzter ist. Seine Dialoge, die Entwicklung seiner Figur, gehen darum umso näher. Das Sinnbild zum Abschied des beliebten Darstellers am Ende, begleitet von einer Collage, die ihn über den Verlauf der Filmreihe zeigt, ist der vielleicht bestmögliche Salut, den sich das Publikum wünschen kann. Schwer fällt der Abschied dennoch.
Die zwei Stunden zuvor gibt sich Filmemacher James Wan Mühe, ein kurzweiliges (soweit man das bei zwei Stunden sagen kann) Agentenabenteuer ohne inhaltlichen Tiefgang, jedoch mit einer Vielzahl abstrus-absurder Storyideen zu präsentieren. Die Action ist zum größten Teil mitreißend inszeniert und dabei doch immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Anders kann man es sich nicht erklären, dass während im sechsten Film die menschlichen Superhelden das Fliegen lernten, es hier die Autos selbst sind. Fast & Furious 7 ist durchweg unterhaltsames Popcorn-Kino, das man laut genießen sollte. Ein explosives Fest für die Sinne, das die Geschichte dieser Crew auf passende Weise weitererzählt und Fans alles bietet, was sie sich erhoffen können. Inklusive eines letzten Coups mit einem der beiden Darsteller, die die Reihe zu dem gemacht haben, was sie ist.