Assassins - Die Killer [1995]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. Oktober 2018
Genre: Thriller / Drama / Action

Originaltitel: Assassins
Laufzeit: 132 min.
Produktionsland: Frankreich / USA
Produktionsjahr: 1995
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Richard Donner
Musik: Mark Mancina
Darsteller: Sylvester Stallone, Antonio Banderas, Julianne Moore, Anatoli Davydov, Muse Watson, Steve Kahan, Kelly Rowan, Reed Diamond, Kai Wulff


Kurzinhalt:

In seinem Metier ist Auftragskiller Robert Rath (Sylvester Stallone) eine Legende. Auch, weil er seinen eigenen Prinzipien folgt und nicht jeden Auftrag annimmt. Diese erhält er in elektronischer Form, ohne dass er seine Auftraggeber zu Gesicht bekommen oder gar kennen würde. Nachdem ihm bei einem Auftrag der junge Attentäter Miguel Bain (Antonio Banderas) zuvor kommt, der Ambitionen besitzt, Rath vom Thron zu stoßen, steht für Robert fest, dass er sich nach dem nächsten Auftrag zurückziehen wird. Bei diesem soll er die Hackerin Electra (Julianne Moore) ins Visier nehmen und eine Disc mit hochbrisanten Informationen zurückholen. Aber wie Rath feststellen muss, ist Bain für denselben Auftrag engagiert worden – und Robert steht schon bald selbst auf der Abschussliste …


Kritik:
Richard Donners Assassins - Die Killer ist ein anderer Film, als man erwarten würde. Umso mehr, wenn man sich die Namen der Beteiligten ansieht. Sylvester Stallone steht gemeinhin für markante Actionkracher. Vereint mit einem Regisseur, dessen Lethal Weapon-Filmreihe neue Maßstäbe für Action-Thriller gesetzt hat, würde man ein ähnliches Inferno erwarten. Dabei präsentiert sich die Geschichte um zwei Auftragskiller ruhiger und introvertierter, als man erwarten würde. Obwohl man über die Figuren dabei weniger erfährt, als wünschenswert wäre, ist es öfter das Drama, das hier die Oberhand gewinnt.

Dies wird nach einem kurzen, in schwarz-weiß gehaltenen Rückblick bereits an der Eröffnungssequenz deutlich, die Stallones Figur Robert Rath zeigt, wie er einen anderen Auftragsmörder „in den Ruhestand“ schickt, wie es im englischen Original zynisch heißt. Rath möchte aussteigen, wird jedoch von der Aussicht auf einen weiteren lukrativen Auftrag dazu verleitet, diesen letzten noch anzunehmen. Seinen Auftraggeber kennt er nicht, sondern kommuniziert mit der Person über ein spezielles Computerprogramm. Doch bei diesem Auftrag ist Rath nicht allein; der junge Attentäter Miguel Bain ist auf dieselbe Zielperson angesetzt worden und kommt Rath zuvor.
Mit seinem quirligen, beinahe hysterisch überdrehten Auftreten könnte der Kontrast von dem durch Antonio Banderas gespielten Bain zu dem ermatteten und zurückgezogen gespielten Rath kaum größer sein. Ohne dass dies in Assassins explizit erwähnt würde, scheint Miguel ähnlich ambitioniert und kühn wie Robert es früher gewesen ist.

Ihr erstes Aufeinandertreffen endet in einem Unentschieden, doch bei seinem nächsten Auftrag, bei dem Robert eine Hackerin namens Electra töten soll, trifft er erneut auf seinen jüngeren und agileren Widersacher. Dass Robert seinen eigentlichen Auftrag nicht zu Ende bringt, überrascht nicht, immerhin muss es zwischen ihm und dem skrupellosen Bain eine Unterscheidungsmöglichkeit geben, so dass das Publikum mit ihm mitfiebern kann. Auch ist absehbar, dass Rath selbst auf der Abschussliste steht und sich somit auf der anderen Seite der Pistolenmündung wiederfindet, als bei der ersten Szene, in der ihn Assassins gezeigt hatte.
Regisseur Richard Donner verleiht dem ruhig erzählten Thriller eine melancholische Aura, die vor allem von den beiden isolierten Figuren Rath und Electra ausgeht. Nicht nur, dass sie sich beide in einer Situation wiederfinden, in der sie sich zu Beginn des Films nicht gesehen haben, sie sind auf einander angewiesen, ob sie es wollen oder nicht. Die wenigen Action-Momente sind für den Filmemacher typisch handwerklich tadellos in Szene gesetzt, wobei vor allem die Konfrontation der beiden Killer in Electras Wohnung und das Finale selbst herausstehen.

In der Rolle des in sich gekehrten Auftragsmörders, ist Sylvester Stallone gut besetzt. Dass seine Figur im Film selbst an sich keinen Mord begeht, trägt zu der Aura des gebrochenen Killers bei, der aussteigen und ein neues Leben beginnen will. Es ist zweifellos eine seiner besten Darbietungen. Auf der anderen Seite verkörpert Antonio Banderas das genaue Gegenteil als Killer ohne Skrupel, der Spaß am Töten findet. Nicht zuletzt das Finale, bei dem man beobachten kann, wie Bain zunehmend die Beherrschung verliert, zählt zu seinen besten Abschnitten. Dagegen bleibt Julianne Moores Filmfigur Electra merklich blass, obwohl sie aktiv in die Geschichte eingebunden bleibt. Dass es darüber hinaus keine wiederkehrenden Figuren gibt, macht deutlich, dass Assassins kein komplex erzählter Thriller ist. Stattdessen konzentriert sich das Drehbuch der Matrix-Macher Andy und Larry Wachowski bzw. von Brian Helgeland (Payback - Zahltag [1999]) auf die beiden Hauptfiguren. Sie stehen letztlich für denselben Charakter, einmal auf dem Höhepunkt und am Ende derselben „Karriere“. Das ist atmosphärisch und stellenweise durchaus spannend umgesetzt, aber eben nicht die Art Film, die man bei den beteiligten Akteuren vor und hinter der Kamera erwarten würde.


Fazit:
Obwohl sich die Story so anhören mag, als wäre Assassins – Die Killer ein packender Thriller, erzählt Regisseur Richard Donner die Geschichte um einen Auftragsmörder, der noch diesen einen letzten Auftrag annimmt, und danach ein neues Leben beginnen will, als ruhiges und melancholisches Charakterporträt. Die wenigen Actionsequenzen liegen recht weit auseinander, sind dafür aber alle gut in Szene gesetzt. Viele Überraschungen hält der Film zwar nicht bereit, insbesondere die tatsächliche Auflösung ist durchaus absehbar, doch dafür überzeugt die handwerklich tadellose Umsetzung umso mehr. Die zwei im Grunde gleichen und doch so unterschiedlichen Charaktere im Zentrum, die von Sylvester Stallone und Antonio Banderas gekonnt verkörpert werden, veredeln zusammen mit einer schwülen, dichten Atmosphäre die Killer-Ballade merklich, so dass Assassins am Ende besser in Erinnerung bleibt, als er an sich angesichts der inhaltlichen Ungereimtheiten sollte. Auch deshalb zählt er zu den besseren Vertretern seines Genres.