Rush Hour 3 [2017]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Mai 2018
Genre: Action / Komödie / Krimi

Originaltitel: Rush Hour 3
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Brett Ratner
Musik: Lalo Schifrin
Darsteller: Chris Tucker, Jackie Chan, Max von Sydow, Hiroyuki Sanada, Yvan Attal, Yûki Kudô, Noémie Lenoir, Jingchu Zhang, Tzi Ma, Dana Ivey, Roman Polanski, Philip Baker Hall, Henry O


Kurzinhalt:

Als Botschafter Han (Tzi Ma) vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Los Angeles einen Weg aufzeigen möchte, wie sich den mächtigen chinesischen Triaden das Handwerk legen lässt, wird er Opfer eines Attentats. Chief Inspector Lee (Jackie Chan), der Han begleitet hatte, erkennt in dem Angreifer Kenji (Hiroyuki Sanada), mit dem ihn eine lange Geschichte verbindet. Da Lee und Detective James Carter (Chris Tucker) Grund zur Annahme besitzen, dass auch Hans Tochter Soo Yung (Jingchu Zhang) in Gefahr schwebt, bringen sie sie beim Vorsitzenden des Strafgerichtshofs Reynard (Max von Sydow) unter und folgen selbst einer Spur nach Paris. Dort treffen sie auf die geheimnisvolle Genevieve (Noémie Lenoir), die in die Machenschaften der Triaden verstrickt scheint. Neben der gefährlichen und kampferprobten Dragon Lady (Yûki Kudô) stellt sich Lee auch Kenji in den Weg – und früher oder später muss Lee eine Entscheidung treffen …


Kritik:
Was übrig bleibt, wenn man einen Action-Thriller behäbig inszenieren und seiner Highlights berauben würde, was aus einer Komödie wird, wenn der Humor platt, vorhersehbar und doppelt so oft wiederholt wird als notwendig, kann man bei Brett Ratners Rush Hour 3 auf erschreckende wie enttäuschende Weise beobachten. Die zweite Fortsetzung des Überraschungshits aus dem Jahr 1998 lässt alles vermissen, was jene Buddy-Comedy zum Erfolg geführt hat. Das ist ärgerlich und traurig zugleich.

Dabei hat es anfangs zumindest den Anschein, als wollten die Macher einen der größten Kritikpunkte des zweiten Films der Reihe beseitigen und bringen bekannte Figuren aus Rush Hour selbst zurück. Neben Carters Vorgesetztem, Captain Diel, spielt auch Botschafter Han eine (kleine Rolle). Der ist mit Chief Inspector Lee in Los Angeles eingetroffen, um vor dem Internationalen Strafgerichtshof eine Rede zu halten. Darin will er verkünden, dass er Shy Shen gefunden hat, eine Schlüsselfigur der chinesischen Triaden. Diese größte und einflussreichste Verbrecherorganisation operiert seit jeher im Verborgenen, könnte aber nun endlich enttarnt werden. Doch auf Han wird ein Anschlag verübt und wenig später finden sich Carter und Lee in Paris wieder, auf der Suche nach Shy Shen. Hans Tochter Soo Yung spielt ebenfalls wieder eine Rolle und mit Max von Sydow hat Rush Hour 3 im Grunde zumindest schauspielerische Schwergewichte vorzuweisen.

Doch weiß weder das Drehbuch, noch Regisseur Ratner etwas damit anzufangen. Aus der Story könnte man durchaus einen komplexen oder zumindest geradlinigen Thriller erzählen, aber nicht nur, dass es am Ende keine Auflösung gibt, was mit Shy Shen geschieht, Botschafter Han tritt nach den ersten 10 Minuten gar nicht mehr auf und wie der von von Sydow gespielte Reynard als Vorsitzender des Strafgerichtshofs in all das verstrickt ist, wird nicht erklärt. Wer dabei nicht nach einer Minute durchschaut hat, in welcher Beziehung Lees Widersacher Kenji zu ihm steht, oder wer im Hintergrund die Fäden zieht, hat vermutlich noch zu wenige Hollywood-Thriller gesehen. Die vermeintlichen Wendungen sind so weit absehbar, dass einzig der Sprung aus Los Angeles nach Paris überrascht.

So beeindruckend in den Martial Arts-Kampfszenen die Körperbeherrschung und Akrobatik von Jackie Chan nach wie vor ist, die Abschnitte machen einen behäbigeren und weit weniger aufwändigen Eindruck als bei Rush Hour 2 [2001]. Dass man in vielen Szenen offensichtliche Trickeffekte erkennen kann, schadet dem Flair außerdem. Vollkommen unverständlich ist allerdings, was aus dem einst amüsanten Detective James Carter geworden ist. War er früher ein leicht trotteliger Ermittler mit dem Herz am rechten Fleck, muss man in Rush Hour 3 ständig miterleben, wie er Frauen sexuell nötigt, indem sie sich vornüberbeugen müssen, sodass ihre Intimbereiche beinahe zu sehen sind, sie sich vor ihm ausziehen müssen oder ihm sexuelle Gefälligkeiten erbringen. Er zeigt ein geradezu abstoßendes Verhalten mit diskriminierendem oder beleidigendem Humor gegen Frauen, Übergewichtige oder andere Nationalitäten, dass man sich als Zuseher regelrecht unwohl fühlt und sich beinahe dafür schämen möchte, dass man die Figur überhaupt je gemocht hat. Der Humor ist gestellt, unpassend und gleichzeitig vorhersehbar, so dass nur noch überrascht, wieso Filmemacher Ratner diese Szenen so lange laufen lässt. Jede noch so platte Pointe wird mindestens drei Mal wiederholt. Nicht einmal die verpatzten Szenen beim Abspann sorgen hier für Lacher.

Sieht man sich dazu noch das völlig verkorkste Finale an, bei dem sich die Helden zuerst dem eigentlichen Schurken gegenübersehen, dann der namenlosen Gehilfin, um am Schluss – nachdem der Spannungsbogen bereits vollkommen abgeflacht ist – gegen gänzlich unbekannte Helfershelfer anzutreten, dann kann man nur eine Frage an die Filmemacher stellen: Was um Himmelswillen haben sie sich nur dabei gedacht?
Selten hat eine Fortsetzung so sehr das unbeschwerte Gefühl der Vorgänger mit Füßen getreten. Wer sich den guten Eindruck der ersten beiden Filme behalten möchte, sollte hierum einen großen Bogen machen.


Fazit:
Ungeachtet des Budgets erweckt Brett Ratners Actionkomödie stets den Eindruck, sie wäre direkt für den Heimvideomarkt produziert. Zu simpel ist der Aufbau der vermeintlich packenden Sequenzen, zu flach die Verstrickungen, in denen sich die Figuren wiederfinden. Der Film entwickelt nie ein mitreißendes Tempo oder ist in den Kampfszenen intensiv genug umgesetzt. Die allzu offensichtlichen Trickeffekte stören die Atmosphäre zusätzlich. Dass die Geschichte bei jedem einzelnen Schritt absehbar bleibt, würde man noch verzeihen können, aber der plumpe, oft beleidigende Humor kostet Rush Hour 3 jeglichen Charme. Hinzu kommt, dass das Drehbuch neben riesigen Logiklöchern keinen richtigen Abschluss bietet und Figuren aus heiterem Himmel schlicht auftauchen, ohne dass erklärte würde wie oder wieso. Das ist auf so vielen Ebenen enttäuschend, dass man kaum glauben möchte, dieselben Verantwortlichen haben die Filmreihe einst erfolgreich begonnen. Womöglich ist seit dem zweiten Teil auch zu viel Zeit vergangen. Aber das ändert nichts daran, dass man die Figuren so wie hier lieber nicht in Erinnerung behalten sollte – oder möchte.