Die Mumie [2017]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 4. Februar 2018
Genre: Action / Fantasy / Thriller

Originaltitel: The Mummy
Laufzeit: 110 min.
Produktionsland: China / Japan / USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alex Kurtzman
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Tom Cruise, Annabelle Wallis, Sofia Boutella, Russell Crowe, Jake Johnson, Courtney B. Vance, Marwan Kenzari, Simon Atherton


Kurzinhalt:

Bei Aufklärungsmissionen für die U.S. Army im Irak bessern Nick Morton (Tom Cruise) und Sergeant Chris Vail (Jake Johnson) ihren Sold dadurch auf, dass sie Kunstschätze rauben und weiterverkaufen. Durch die Archäologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) kommt Nick in den Besitz einer Karte, die den Ort eines uralten Grabes beschreibt. Darin finden Nick, Chris und Jenny den Sarkophag von Ahmanet (Sofia Boutella), einer Pharaonentochter, die vor tausenden von Jahren einen finsteren Pakt eingegangen und lebendig mumifiziert worden war. Aus ihrem Gefängnis befreit, erwacht ihr Mumien-Fluch zu neuem Leben, darauf aus, ein Ritual zu beenden, das sie damals begonnen hatte. Auserwählt hat sie dafür niemand geringeren als Nick, der so verflucht ist wie sie – dabei ist Ahmanet nur ein Monster in einer Welt, in der bedeutend mehr düstere Mächte um die Vorherrschaft kämpfen, als Nick ahnt …


Kritik:
Eine der Werbezeilen für Die Mumie besagte, dass eine uralte böse Macht zurückkehren würde. Dass sich diese Aussage auf die Titel gebende Figur beziehen soll, steht zwar außer Frage, man könnte jedoch auch meinen, dass damit der moderne Fluch der verwobenen Filmreihen gemeint ist. Denn statt sich darum zu bemühen, einen unterhaltsamen und in sich stimmigen Fantasy-Film zu erzählen, sind die Macher um Regisseur Alex Kurtzman darauf aus, ein neues Comic-Franchise für das produzierende Studio zu starten. So vielfältig sind die Referenzen auf dieses Dark Universe, dass wohl nicht auffallen soll, wie wenig Spaß diese Neuauflage der bekannten Geschichte macht.

Dabei beginnt Regisseur Kurtzman durchaus vielversprechend, wenn auch mit einer völlig unnötigen Einleitung durch die von Russell Crowe gespielte Figur. Die ist deshalb nicht notwendig, da sich der im Zentrum der Erzählung stehende Nick Morton (Tom Cruise) urplötzlich inmitten einer Mythologie wiederfindet, die er nicht versteht und die ihm von der Archäologin Jenny Halsey erklärt wird. Es wäre eigentlich nur folgerichtig, wenn sie auch das Publikum damit informiert. Weshalb sich die Macher entschieden, die Hintergründe zweigeteilt und wiederholt vorzustellen, verstehe wer will.
Die Mumie beginnt im 12. Jahrhundert mit dem Begräbnis eines Tempelritters, springt dann nach Mesopotamien vor Tausenden Jahren und erzählt von der Pharaonentochter Ahmanet, die angesichts eines möglichen männlichen Thronfolgers einen Pakt mit dem finsteren Gott Set schmiedet, um selbst Ägypten regieren zu können. Doch ihr Plan schlägt fehl – bis sie von dem Grabräuber Nick aus ihrer Gefangenschaft erweckt wird. Als übernatürliches Wesen vermag sie Tote heraufzubeschwören, braucht jedoch den von ihr auserwählten Nick. Wofür genau, wird in der in dieser Hinsicht arg verworrenen Geschichte nicht wirklich deutlich.

Jedenfalls entdeckt Nick, dass er mit Ahmanet verbunden ist – und selbst (zumindest derzeit) unsterblich. Das ist insofern entscheidend, da es allen brenzligen Situationen, in die er sich zusammen mit Jenny begibt, ihre eigentliche Bedrohung nimmt. Ein Held, der nicht sterben kann, dem kann auch nichts geschehen. Während Ahmanet ihre Macht ausbaut und dafür große Teile Londons dem Erdboden gleichmacht, taucht Nick tiefer in diese mystische Welt ein. Darin werden weitere Charaktere des Dark Universe angedeutet wie Dracula, der Kiemenmensch aus Der Schrecken vom Amazonas (auch bekannt als Das Ungeheuer der schwarzen Lagune) und selbst Dr. Jekyll / Mr. Hyde haben einen Auftritt.
Um das Geschehen nicht allzu düster werden zu lassen, darf Nick in den unpassendsten Momenten einen lockeren Spruch zum besten geben und sein von Ahmanet verfluchter Freund Vail kehrt in Visionen immer wieder aus dem Reich der Toten zurück. Das soll von der Dynamik wohl an American Werewolf [1981] erinnern, ist hier aber nie witzig, zumal der verbale Schlagabtausch der beiden in ihren ersten Minuten bereits gestellt und angestaubt klingt.

Überzeugt die erste halbe Stunde durch eine solide handwerkliche Umsetzung und ein durchaus gelungenes Design, baut Die Mumie daraufhin auf beinahe sehenswerte Art Stück für Stück ab. Zuerst mit eben jenen Visionen des nicht witzigen Vail. Anschließend begeben sich die Trickeffekte bei einer Verfolgungsjagd mit einem Krankenwagen durch ein Waldstück, bei der Nick und Jenny von zahlreichen Untoten angegriffen werden, in einen regelrechten Sturzflug, von dem sie sich nicht mehr erholen. Auch das zusammengestückelte Finale im Londoner Untergrund kann nicht überzeugen, ist es doch weder packend, noch überraschend.
Ein wirkliches Highlight ist dagegen die Umsetzung des Flugzeugabsturzes. So erschreckend die Sequenz ist, sie ist tadellos und einfallsreich inszeniert und besitzt einen Rhythmus, den Kurtzman danach in keinem Moment je wieder erreicht.

Auch wenn diese Neuauflage als Beginn des Dark Universe bis auf das Thema (und eine nette Anspielung) nichts mit Die Mumie [1999] gemein hat, was jenen Film auszeichnete und was die Macher bei der Fassung von 2017 schmerzlich vermissen lassen, ist der Spaß-Faktor. Die Geschichte eines uralten, übernatürlichen Wesens, das in der modernen Zeit die Weltherrschaft an sich reißen will, klingt im ersten Moment schlicht absurd und die fantastische Bedrohung ist nicht in dem Maße greifbar. Umso wichtiger, dass dies mit einem Augenzwinkern erzählt würde. Aber Die Mumie nimmt sich durchweg so ernst, dass die vielen, weit hergeholten Zufälle und die (offensichtlich computeranimierten) zombieähnlichen Handlanger, die Ahmanet kommandiert, schlicht lächerlich wirken. So kann man mehr über als mit den Figuren lachen. Dass ihre Geschichte dann nicht interessiert, ist auch kein Wunder.


Fazit:
Sieht der Einstand im Dark Universe zu Beginn noch ganz vielversprechend und trotz manch überflüssiger Kommentare durchaus unterhaltsam aus, werden die Schwächen von Alex Kurzmans zweiter Regiearbeit schnell deutlich. Das beginnt bereits dabei, dass man über die Figuren überhaupt nichts erfährt. Nicht einmal über Nick Morton selbst, dessen Schicksal an sich interessieren sollte. Auch Jenny Halsey ist nicht mehr als der Name, den man zu hören bekommt. Nicht einmal mit anderen Charakteren beschäftigt sich das Skript. Weit vor dem Finale bereits durchweg absehbar, reißt die Action nie mit, auch weil man weiß, dass der Hauptfigur auf Grund des Fluches nichts passieren kann. Handwerklich ist das anfangs solide, bis die Trickeffekte immer offensichtlicher werden. Dass sich Die Mumie vollkommen ernst nimmt, schadet der Umsetzung und dem Spaßfaktor merklich.
Statt ein neues Franchise zu etablieren, hätte man sich besser darum bemühen sollen, eine vernünftige Geschichte zu erzählen. Aber auch die hat in der Film-Fassung von 1999 bedeutend stimmiger geklungen.