Black Butterfly: Der Mörder in mir [2017]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. August 2017
Genre: Thriller

Originaltitel: Black Butterfly
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Brian Goodman
Musik: Federico Jusid
Darsteller: Antonio Banderas, Jonathan Rhys Meyers, Piper Perabo, Vincent Riotta, Abel Ferrara, Nicholas Aaron, Nathalie Rapti Gomez, Alexandra Klim


Kurzinhalt:

Dass er keinen Tag nüchtern verbringt, macht die Schreibblockade für Autor Paul (Antonio Banderas), der um nicht Pleite zu gehen dringend ein Skript verkaufen muss, nicht besser. Als er mit einem Trucker aneinander gerät, kommt ihm der Tramper Jack (Jonathan Rhys Meyers) zu Hilfe. Als Dank bietet Paul Jack an, in seinem abgeschiedenen Haus in den Bergen unterzukommen. Anfangs geht dies noch gut, doch schon nach kurzer Zeit muss Paul feststellen, dass er nicht weiß, wen er sich tatsächlich ins Haus geholt hat. Es könnte sich bei Jack auch um den Frauenmörder handeln, der in der Gegend seit Jahren immer wieder aktiv ist. Als die Immobilienmaklerin Laura (Piper Perabo), die an sich Pauls Haus verkaufen soll, zu Besuch kommt, eskaliert die Situation …


Kritik:
Wie die allermeisten Filme entfaltet auch Brian Goodmans Black Butterfly: Der Mörder in mir eine größere Wirkung, je weniger man im Vorfeld über den Film weiß. Das Remake des französischen Thrillers Schwarzer Schmetterling [2008] beginnt mit einigen zusammenhanglos scheinenden Szenen und scheint erst dann eine wirkliche Geschichte zu erzählen. Deren Verlauf nimmt schließlich einige unerwartete Wendungen, die so weit reichen, dass sie das Geschehen bedauerlicherweise ad absurdum führen.

Der Reihe nach: Rückansicht von einem Mann, der mit Handschellen gefesselt auf einem Stuhl sitzt – ein Autor (Antonio Banderas), der an einer Schreibmaschine sitzt, auf der er immer wieder die Worte "Ich stecke fest" geschrieben hat – ein entspannter Familienausflug, der in dem Schreckensszenario mündet, dass die Mutter urplötzlich spurlos verschwindet. Was Filmemacher Brian Goodman zu Beginn zeigt, besitzt zwar durchaus einen Rhythmus, jedoch keinen Kontext. Selbst, als Black Butterfly danach zu dem Autor zurückkehrt, der abgeschieden in einem Haus in den Bergen wohnt, offensichtlich dem Alkohol zugetan ist und Schwierigkeiten hat, die Immobilie zu verkaufen, um seine Geldprobleme zu lösen, ist noch nicht klar, worauf der Film hinauslaufen soll. Paul, so der Name des Autors, gerät im Diner mit einem Lkw-Fahrer in Streit, wird jedoch von Tramper Jack "gerettet". Auf dem Nachhauseweg sieht Paul Jack am Straßenrand und bietet ihm an, bei ihm unterkommen zu können.

Wie leichtsinnig Pauls Entscheidung, den fremden Mann bei sich aufzunehmen, tatsächlich ist, entpuppt sich wenig später, als er feststellen muss, dass er Jack gar nicht kennt und nicht weiß, wen er sich ins Haus geholt hat. So kommt dem Publikum schnell der Verdacht, dass es sich bei Jack um den mehrfachen Frauenmörder handeln könnte, von dem immer wieder im Hintergrund berichtet wird. Wie Black Butterfly die Ahnungen und Rückschlüsse der Zuseher für sich nutzt, ist dabei durchaus gelungen, was auch an den beiden Hauptdarstellern liegt. In der Rolle des erfolglosen Autoren Paul macht Antonio Banderas eine gute Figur, dessen Entscheidung, Jack nicht nach ihrer ersten Meinungsverschiedenheit vor die Tür zu setzen, zumindest im Nachhinein Sinn ergibt. Als mysteriöser Jack ist Jonathan Rhys Meyers ebenso gut besetzt. Die Szenerie in dem abgeschiedenen Haus entwickelt stellenweise die Dynamik eines Kammerspiels, bei dem man nicht weiß, wieso die Charaktere daraus nicht einfach ausbrechen. Kommt eine weitere Person hinzu, die ebenfalls in dem Haus festgesetzt wird, werden die Verhaltensweisen der Figuren allerdings immer abstruser.

Regisseur Goodman findet passende Perspektiven, um die zunehmend klaustrophobische Stimmung zum Ausdruck zu bringen. Dazu trägt auch die abgeschiedene Landschaft bei, die mit aufkommendem Nebel nach einem Wolkenbruch die Szenerie noch begrenzter erscheinen lässt. Handwerklich gibt es an Black Butterfly nichts zu bemängeln, auch wenn einfallsreiche Kameraperspektiven nicht zu entdecken sind.

Kommt schließlich der große Twist der Story (der zumindest für Genrefans so überraschend gar nicht ist), nimmt dieser das Tempo jedoch beinahe vollständig aus der Erzählung. Umso unverständlicher ist es zuerst, weshalb Black Butterfly dann nicht endet, sondern einen vermeintlichen Epilog erzählt, der sich gefühlt viel zu lange erstreckt. Der Grund dafür ist einfach: Die erste große Wendung war noch nicht die letzte. Unmittelbar vor dem Abspann kommt ein weiterer Twist, der was man gesehen hat, vollkommen auf den Kopf stellen soll. Das würde – so unbefriedigend es in diesem Fall wäre – durchaus gelingen, wenn die Rahmenhandlung zusammenpassen würde. Doch sieht man sich die Reihenfolge der ersten sowie der letzten beiden Szenen an, dann ist ein Paar von beiden falsch herum dargestellt und ergibt auf diese Weise schlicht keinen Sinn. Schade.

Die Heimvideoveröffentlichung aus dem Hause EuroVideo Medien gefällt dank einer guten Bild- und Tonqualität, letztere in deutsch- und englischsprachigem Surround-Sound. Als Extras finden Interessenten einen Trailer zum Film sowie ein kurzes Backstage-Making-of, das man jedoch nicht vor dem Film gesehen haben sollte, da es die Wendung bereits vorweg nimmt. Bedauerlicherweise muss auf einen Audiokommentar des Regisseurs verzichtet werden.


Fazit:
Wer ohne Vorkenntnisse an Black Butterfly: Der Mörder in mir herangeht, wird von der undurchsichtigen Story durchaus überrascht werden. Selbst wenn die Geschichte eingangs zu mäandrieren scheint, sie ist rückblickend stimmig erzählt. Regisseur Brian Goodman weiß aus seinen Darstellern das Beste herauszuholen. Sowohl Antonio Banderas als auch Jonathan Rhys Meyers verleihen ihren Figuren eine Unvorhersehbarkeit, die dem Film sehr zugutekommt. Dass das Drehbuch letztendlich einen Haken zu viel schlagen möchte, ist insofern bedauerlich, da so Anfang und Ende nicht mehr zusammenpassen. Auch lässt es einen die Zeit, die man investiert hat, als unnötig erscheinen. Doch das zu entdecken, sei Interessenten selbst vorbehalten. Mit der ruhig erzählten, in gewisser Hinsicht introvertierten Thrillerunterhaltung machen Genrefans hier nichts falsch.
 

Wertung der Heimvideo-Veröffentlichung:
4 von 6 Punkten