Sneakers - Die Lautlosen [1992]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Januar 2017
Genre: Unterhaltung / Thriller

Originaltitel: Sneakers
Laufzeit: 126 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1992
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Phil Alden Robinson
Musik: James Horner
Darsteller: Robert Redford, Sidney Poitier, Dan Aykroyd, David Strathairn, River Phoenix, Mary McDonnell, Ben Kingsley, George Hearn, Timothy Busfield, Eddie Jones, Stephen Tobolowsky


Kurzinhalt:

Als zwei NSA-Agenten an Marty Bishop (Robert Redford) herantreten, damit seine Firma, die Sicherheitssysteme überprüft, eine schwarze Box an sich bringt, will er ablehnen. Doch damit konfrontiert, dass Martys wahre Identität, der seit zwei Jahrzehnten gesucht wird, dem FBI mitgeteilt wird sagt Bishop zu. Seinem Team um Crease (Sidney Poitier), "Mother" (Dan Aykroyd), "Whistler" (David Strathairn) und Carl (River Phoenix) gelingt der Coup, doch als sie herausfinden, was sie gestohlen haben, rückt es den Auftrag in ein neues Licht. Bei der Übergabe muss Marty feststellen, dass er hereingelegt wurde. Es gibt nur eine Möglichkeit, seinen Namen und die seiner Kollegen reinzuwaschen: Sie müssen die Person austricksen, die Marty aufs Kreuz gelegt hat. Doch das ist einfacher gesagt als getan und gefährlicher, als sie ahnen ...


Kritik:
Als Sneakers - Die Lautlosen vor inzwischen 25 Jahren in die Kinos kam, versprach der überraschend humorvolle Thriller mit seiner schlicht atemberaubenden Besetzung, einer der ersten Tech-Caper-Filme zu sein. Aber auch wenn die Story den Diebstahl von Informationen in einer zunehmend digitalen Welt thematisiert und im Rückblick in vielerlei Hinsicht Weg weisende Ideen besitzt, sie war trotz allem sehr konventionell erzählt. Vielleicht ist der Film gerade deshalb so zeitlos gelungen und heute eine Entdeckung wie damals.

Der Cast allein klingt bereits unvorstellbar vielversprechend: Robert Redford spielt Marty Bishop, Leiter einer Firma, die Sicherheitssysteme anderer Firmen auf Herz und Nieren prüft. Meist, indem sie dort einbrechen. Zu seinem Team gehören der von Sidney Poitier verkörperte, ehemalige CIA-Agent Crease, Verschwörungstheoretiker "Mother", gespielt von Dan Aykroyd, der blinde Technik-Experte "Whistler", toll hier: David Strathairn, und Carl (River Phoenix in einer seiner letzten Rollen). Als die NSA an Bishop herantritt, um eine kleine Box aus dem Besitz des Kryptografieexperten Janek zu stehlen, ahnt Marty noch nicht, dass er hereingelegt und von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Wohin sich die Story entwickelt, sollte man nicht verraten, um die Überraschungen nicht zu verderben.

Denn obwohl es dem Skript hervorragend gelingt, ein Gefühl für die Gefahren dieser Welt, in der immer mehr elektronisch gesteuert wird, zu entwickeln, die dem zugrunde liegende Story ist nicht sonderlich komplex und an vielen Stellen klischeehaft aufgebaut. Dass man sich nicht daran stört, liegt zum einen an den sympathischen Figuren, die von den Darstellern ebenso gelungen verkörpert werden. Dazu zählen auch Mary McDonnell als Bishops Bekannte Liz, auf deren Hilfe er zurückgreifen muss, als er in das Fadenkreuz der Vollzugsbehörden gerät, und Ben Kingsley in einer kleinen, aber nichtsdestoweniger wichtigen Rolle. Zum anderen fällt es leicht über die absehbare Geschichte hinwegzusehen, da Sneakers so leichtfüßig unterhaltsam präsentiert wird. Regisseur Phil Alden Robinson versieht den Film mit allerlei charmantem Wortwitz und einigen beinahe skurril anmutenden Momenten, die sowohl die Figuren definieren, als auch die an sich trockene Materie auflockern.

Hinzu kommt eine Inszenierung, die das Beste aus den jeweiligen Szenen herauszuholen versteht. Sei es eine Scrabble-Partie, deren Offenbarungen immens an Gewicht und Fahrt gewinnen, oder eine Einbruchssequenz als Höhepunkt des Films, aus der wenig später Mission: Impossible [1996] ganz eindeutig viele Elemente übernommen – und zugegebenermaßen perfektioniert – hat. Dass man die Figuren in vielen Momenten beim Denken beobachten kann, man sieht, wie sie sich die Zusammenhänge und Auswirkungen erschließen und sie alle als Team zusammenarbeiten müssen, um der Bedrohung zu begegnen, ist fantastisch gelungen.
Hierzu trägt immens der unterschätzte und fein differenzierte Score von James Horner bei, der sowohl ein leichtes Thema für die "Sneakers" etabliert, aber gleichzeitig in den packenden Momenten mit einem minimalistisch kraftvollen Motiv entgegenhält. Kenner des Komponisten werden in Sneakers viele seiner späteren Themen wiedererkennen. Seine Musik besitzt hier einen Charme, der das Charisma der Darsteller stets bereichert. Für nicht wenige Fans zählt dies zu Recht zu einer seiner besten Arbeiten.

Anstatt auf ein Actionstakkato zu setzen, erzählt Sneakers - Die Lautlosen beinahe ruhig einen Techno-Thriller, dessen Technik auch nach 25 Jahren nicht veraltet erscheint, so dass sie ebenso funktioniert wie damals. Die Story klingt insbesondere in Bezug auf den Informationshunger der NSA sogar prophetisch und lebt vom Zusammenspiel der Figuren wie der Film selbst von seinen Darstellern, die die Geschichte frischer erscheinen lassen, als sie ist. Das ist heute so sehenswert wie damals, wenn man keinen so temporeichen Film wie Mission: Impossible erwartet.


Fazit:
Wenn Robert Redford hier sein Lächeln aufsetzt, dann ist es, als könnte man Marty Bishop keine Bitte abschlagen. Die Figuren scheinen den Darstellern auf den Leib geschrieben, bis hin zu einem unerwarteten Gastauftritt am Schluss, der ebenso unvergessen bleibt. Sneakers - Die Lautlosen ist unaufgeregt erzählt und gleichermaßen toll inszeniert. Die Besetzung entschädigt für die absehbare Geschichte, die trotz der gezeigten Technik erstaunlich zeitlos ist. Der oft unbeschwert eingestreute Humor trägt dazu bei, dass man dem unterhaltsamen und charmanten Thriller seine 25 Jahre nicht anmerkt. Umso bedauerlicher, dass dieses Team keinen weiteren Auftritt bestreiten durfte. Ihr einziger ist nach wie vor sehenswert.