Die Klapperschlange [1981]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Januar 2016
Genre: Science Fiction / Thriller / Action

Originaltitel: Escape from New York
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 1981
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John Carpenter
Musik: John Carpenter, Alan Howarth
Darsteller: Kurt Russell, Lee Van Cleef, Ernest Borgnine, Donald Pleasence, Isaac Hayes, Season Hubley, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Tom Atkins, Charles Cyphers


Kurzinhalt:

Auf dem Weg zum Hartford-Gipfel, auf dem über das Schicksal der Welt debattiert wird, wird die Maschine des amerikanischen Präsidenten (Donald Pleasence) über der gigantischen Gefängnisinsel Manhattan zum Absturz gebracht. Der Präsident überlebt, doch als Polizeicommissioner Hauk (Lee Van Cleef) mit einem Spezialteam dort eintrifft, wurde er bereits gekidnappt. Da der Gipfel nur noch einen Tag lang stattfindet, schleust Hauk den straffällig gewordenen, ehemaligen Elitekämpfer Snake Plissken (Kurt Russell) auf die Insel. Wenn er den Präsidenten findet und befreit, wird ihm Straffreiheit gewährt. Von dem Taxifahrer Cabbie (Ernest Borgnine) erfährt Plissken, dass der Präsident vom Duke (Isaac Hayes) gefangen genommen wurde, der Manhattan unter seiner Kontrolle hat. Um ihn zu befreien, muss Snake Maggie (Adrienne Barbeau) und Brain (Harry Dean Stanton) vertrauen, der ihn vor Jahren bereits einmal im Stich gelassen hat ...


Kritik:
John Carpenters Science Fiction-Thriller Die Klapperschlange wird dieses Jahr 35 Jahre alt. Der Film ist, was man zu Recht einen Kultklassiker nennt. Das liegt gleichermaßen an der düsteren Zukunftsvision, die trotz der gezeigten Technik mit aus heutiger Sicht irrwitzig großen Mobiltelefonen oder GPS-Geräten trotzdem überzeugt, wie an der Genre prägenden Darbietung von Hauptdarsteller Kurt Russell, dem nach Snake Plissken nie wieder eine solche unverwechselbare Figur gelungen ist.

Hört man zu Beginn bereits die einprägsame, rhythmische Musik, wird man im besten Sinn in die frühen 1980er-Jahre zurückversetzt. Wie zuvor und danach gelingt Filmemacher Carpenter ein so unvergleichliches Thema für seine Geschichte, dass Kenner des Films diese sogar Jahre später noch werden zuordnen können. Dennoch verwendet er es im Film nie so sehr, dass es sich abnutzen würde. Umso erstaunlicher ist es, dass sich auch innerhalb der Geschichte die synthesizerlastigen Melodien so gekonnt in die Story einfinden. Die im Jahr 2000 erneut veröffentlichte Soundtrack-CD beinhaltet dabei sogar ein Stück, das den Banküberfall begleitet, der zu Snake Plisskens Gefangennahme führt und nicht im endgültigen Film enthalten ist.

In (damals) naher Zukunft steigt die Verbrechensrate in den USA sprunghaft an. Um der Menge an straffällig gewordenen Tätern Rechenschaft zu tragen, wird Manhattan von einer 20 Meter hohen Mauer umzäunt und zu einem gigantischen Gefängnis umfunktioniert. Bis an die Zähne bewaffnete Polizisten sorgen dafür, dass niemand entkommt – im Innern herrscht das Gesetz, das sich die Gesetzlosen selbst geschaffen haben.
Plissken, ein ehemaliger Elitesoldat, wird vom Leiter des Gefängnisses Manhattan vor die Wahl gestellt: Er kann für lange Zeit dort einsitzen, oder er findet innerhalb von weniger als einem Tag einen Weg hinein, macht den dort abgestürzten US-Präsidenten ausfindig und bringt ihn sicher wieder hinaus.

Angesichts der Tatsache, dass die ganze Insel in der Hand von Kriminellen ist, hört sich der Auftrag wie ein Himmelfahrtskommando an und Kurt Russell als einsilbiger, schlagfertiger Plissken blüht insbesondere in den Wortwechseln mit dem Polizeicommissioner Hauk (gespielt von Lee Van Cleef) auf. Doch statt einen unschlagbaren (und ebenso coolen) Antihelden zu mimen, bewahrt John Carpenter dessen Menschlichkeit. Nicht nur, dass man ihn bluten sieht, sieht er sich in dem vollkommen verwüsteten New York einer übermächtigen Gruppe unter der Leitung des Duke gegenüber, der die Entführung des Präsidenten lange geplant hat, um mit ihm einen Weg in die Freiheit zu erpressen, sieht man man buchstäblich die Furcht in Russells Augen.

Die Klapperschlange ist selbst nach heutigen Maßstäben durchweg beeindruckend gemacht, auch wenn viele der Trickeffekte für geübte Augen erkennbar sind. Die guten allerdings sehen hier besser aus als in aktuellen Produktionen. Auch beim Erzählrhythmus erweist sich Carpenter als einfallsreich und präsentiert seine Geschichte ohne die in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren oft anzutreffenden holprigen Dialoge oder Nebenhandlungen. Kommt Plissken dem Präsidenten auf die Spur, entwickelt sich die Story nicht geradlinig auf ein Finale hin, sondern nimmt einige verständliche Umwege. Auch verrät der Film genug über die Gesellschaften in Manhattan und den Zustand der Welt an sich, ohne diese Informationen dem Zuschauer auf die Nase zu binden. Damit bleibt das Universum offen genug für Fortsetzungen, ohne dass diese notwendig wären.
Gerade dank Russells Snake wäre eine Fortsetzung eine gar nicht mal schlechte Idee.


Fazit:
Der Look des verkommenen New York ist tadellos und überzeugt ebenso wie die fantastischen Trickeffekte bis heute, ebenso die tolle Szenenkomposition, bei der im Hintergrund mitunter die wichtigen Dinge geschehen. Das Zukunftsszenario ist John Carpenter ebenso gut gelungen wie Hauptdarsteller Kurt Russell seine einprägsame Figur zum Leben erweckt. Er wird von einem namhaften Cast unterstützt, der die ernst dargebrachte Story mit trockenen Sprüchen auflockert.
Die Klapperschlange ist kein außergewöhnliches Science Fiction-Meisterwerk, es ist ein eindrucksvoll gemachter Genrefilm, der packend und actionreich umgesetzt ist und einige Ideen präsentiert, die jahrzehntelang andere Filmemacher inspirieren sollten. Auch aus heutiger Sicht fesseln die Geschichte und die Auflösung (von der Musik ganz zu schweigen), sodass beste Erwachsenenunterhaltung garantiert ist.