Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel [1985]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Januar 2016
Genre: Science Fiction / Thriller / Action

Originaltitel: Mad Max Beyond Thunderdome
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: Australien
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: George Miller, George Ogilvie
Musik: Maurice Jarre
Darsteller: Mel Gibson, Tina Turner, Frank Thring, Angelo Rossitto, Paul Larsson, Angry Anderson, Robert Grubb, Bruce Spence, Adam Cockburn


Kurzinhalt:

Auf seiner Reise durch das endlose Ödland kommt "Mad" Max Rockatansky (Mel Gibson) zu der Stadt "Bartertown", die von Aunty Entity (Tina Turner) geführt wird. Sie bietet an, ihn mit Proviant und einem Fahrzeug auszustatten, wenn er etwas für sie erledigt. Da ihre Autorität in der Stadt ständig von dem für die Energieversorgung zuständigen Master (Angelo Rossitto) untergraben wird, soll Max dessen Gefährten Blaster (Paul Larsson) in einem fairen Kampf töten. Doch Max' Weg führt ihn wieder aus Bartertown heraus in die Wüste. Fast verdurstet wird er dort von Kindern gefunden und in ihr Camp gebracht. Seit Jahren sind die Kinder dort sich selbst überlassen und glauben, Max sei Captain Walker, der gekommen sei, sie in eine bessere Welt zu bringen ...


Kritik:
Auch wenn gut zu sehen ist, welche Geschichte die Filmemacher in Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel erzählen wollten, ebenso gut kann man beobachten, wo sie vom Weg abkommen. Keine Überraschung ist es zudem, dass es nicht funktioniert, eine postapokalyptische Welt so darzustellen, dass auch ein jüngeres Publikum Zugang findet. Das Ergebnis ist ein Film, der sich in weiten Teilen an andere Zuseher als die ersten beiden Filme richtet und dessen Hauptfigur ihren Namen kaum verdient hat.

Mad Max II – Der Vollstrecker [1981] setzte an, nachdem die Zivilisation bereits untergegangen war. Gesetze gab es nicht mehr, die rechtschaffenen Menschen fielen den Banden als erstes zum Opfer. Doch was würde nach dem Fall geschehen? In groben Umrissen schildert Jenseits der Donnerkuppel, dass sich neue Gesellschaftsformen finden. So landet der Einzelgänger Max in der Handelsstadt "Bartertown" – ungünstig für ihn ist jedoch, dass ihm zuvor alles gestohlen wurde, womit er hätte handeln können. Überhaupt ähneln sich die die Rahmenhandlungen von diesem und dem Vorgängerfilm beinahe zu sehr: In beiden Fällen wird Max zu Beginn alles genommen, woraufhin er eine Aufgabe erfüllen muss und am Ende von vorn anfängt.

Hier bietet ihm die Anführerin von Bartertown ein Geschäft an: Wenn Max in der Donnerkuppel jemanden besiegt, wird er von ihr mit einem Wagen und Proviant ausgestattet. Denn auch wenn sie Bartertown gegründet hat, inzwischen hat faktisch derjenige die Zügel in der Hand darüber, der die unterirdische Energieversorgung der Stadt kontrolliert. Der kleinwüchsige Mann wird Master genannt und ist immer in Begleitung des starken, aber willensschwachen Blaster. Sie bilden in der Unterwelt von Bartertown eine unangefochtene Einheit.
Trotz des Handels landet Max wenig später mittellos in der Wüste, ehe er von einem Stamm Kinder gerettet wird, die ihn für den verschollenen Captain Walker halten, der sie in eine bessere Welt führen soll.

Wie würden sich Kinder verhalten, die ohne den Einfluss von Erwachsenen in einer Welt aufwachsen, deren Ursprünge sie weder kennen, noch verstehen? Was für Legenden würden sie sich erzählen über eine vergangene Zeit, von der sie nur in Überlieferungen gehört haben? Dass die Filmemacher eine Variante von Herr der Fliegen [1954] mit einweben wollen, ist ganz offensichtlich und Kenner der Reihe wird das umso mehr überraschen, da die Darstellung von Kindern in den vergangenen Filmen eine ganz andere war. Doch was immer Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel hier sein wollte, es funktioniert einfach nicht. Das mag daran liegen, dass der Kinderstamm mit den geräuschvollen Erzählungen frappierend an die Ewoks aus Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter [1983] erinnert. Oder auch daran, dass die Wandlung von Max, der hier seine Menschlichkeit wiederentdeckt und selbst mit Schrecken feststellt, dass er zu der Art brutalem Tier geworden ist, das er als Polizist früher gejagt hatte, nicht herausgearbeitet wird. Hierzu gab es zwar eine aussagekräftige Szene im Film, die jedoch nicht in der endgültigen Fassung enthalten ist.

Vor allem sollen die Kinder wohl ein jüngeres Publikum ansprechen, was gleichzeitig bedeutet, dass die Actionszenen nicht so kompromiss- und schonungslos umgesetzt sind, wie bislang. Das führt auch dazu, dass der längste der ersten drei Filme nur zwei große Actionmomente besitzt. Von denen ist der Kampf in der Donnerkuppel durchaus einfallsreich und sehenswert, doch gerade nach Mad Max II enttäuscht das Finale sichtlich.


Fazit:
Allein die Landschaft ergibt bei Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel schon keinen Sinn: Von einem Moment auf den anderen ist aus einer Sandwüste eine rote Steppe geworden, durch die Schienen verlaufen. Es ist, als hätten die beiden Filmemacher (wobei George Miller, der die ersten beiden Teile inszenierte, angeblich nur die Actionszenen übernahm) wenig Interesse an einem zusammenhängenden Eindruck. So auch die Rahmengeschichte, deren Mittelteil durch die wenig dazu passenden Kinder aufgelockert wird.
Das Design der Figuren und der Kuppel, die an das Kolosseum und römische Legionen erinnern, kann grundsätzlich überzeugen und Tina Turner ist keine schlechte Antagonistin zu Mad Max, der hier von Mel Gibson nicht hoffnungslos genug gespielt wird. Auch die Actionszenen sind ansehnlich, aber nie so mitreißend wie in den letzten Filmen. Doch die lustigen Momente wirken gekünstelt und fügen sich nicht zu der an sich düsteren Endzeitvision. Hinzu kommt eine dudelige Musik, die öfter nicht passt, als dass sie es tut. Mit dem dritten Film wollte Miller die Figur verabschieden. Zum Glück stand ihr noch mindestens ein Leinwandeinstand bevor.