Terminator Genisys [2015]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Juli 2015
Genre: Science Fiction / Action / Thriller

Originaltitel: Terminator Genisys
Laufzeit: 126 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alan Taylor
Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Jason Clarke, Emilia Clarke, Jai Courtney, J.K. Simmons, Dayo Okeniyi, Matt Smith, Courtney B. Vance, Byung-hun Lee, Michael Gladis, Sandrine Holt, Wayne Bastrup


Kurzinhalt:

Im Jahr 1997 beginnt das Computerprogramm Skynet einen verheerenden dritten Weltkrieg. Drei Milliarden Menschen sterben, die Überlebenden beginnen den Kampf gegen die Maschinen. Angeführt von John Connor (Jason Clarke) stehen sie 2029 kurz vor dem Sieg, als Skynet seine letzte Waffe einsetzt: Ein Cyborg, der Terminator (Arnold Schwarzenegger), wird in der Zeit zurückgeschickt, um Sarah Connor (Emilia Clarke), Johns Mutter, im Jahr 1984 zu töten und so zu verhindern, dass der menschliche Widerstand überhaupt einen Anführer bekommt. Johns Vertrauter Kyle Reese (Jai Courtney) meldet sich freiwillig, den Terminator aufzuhalten und Sarah zu beschützen. Doch als Kyle im Jahr 1984 ankommt, ist nichts so, wie John es ihm gesagt hatte ...


Kritik:
Als mit Terminator – Die Erlösung [2009] der vierte Teil der Filmreihe in die Kinos kam, rechneten die Macher fest damit, dass sie weitere Geschichten in der düsteren Zukunft würden erzählen können, in der die Menschen den Kampf gegen die Maschinen aufgenommen hatten, die Milliarden von Leben zerstört hatten. Doch er Erfolg blieb aus und nach einem erneuten Wechsel der Filmrechte, ist nun ein neues Studio darum bemüht, die bekannte Marke finanziell so weit wie möglich auszupressen. Terminator Genisys soll dabei der erste Film einer Trilogie sein und man kann nicht nur als Fan der ursprünglichen Terminator-Idee nur hoffen, dass es den Machern ähnlich ergehen wird wie mit Die Erlösung.

Dabei macht es einem Terminator Genisys leicht, Kritikpunkte am Film zu finden: Nicht nur, dass Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger inzwischen ein Alter erreicht hat, in dem man ihm nur schwerlich die Rolle der unaufhaltsamen Tötungsmaschine abnimmt, statt eine neue Geschichte zu erzählen, versuchen sich die Drehbuchautoren Laeta Kalogridis und Patrick Lussier an einem "Neubeginn" und müssen dafür all das wegwischen, was Filmepionier James Cameron in Terminator [1984] und Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991] aufgebaut hat.
Wie gewohnt beginnt die Geschichte mit einer Montage einer verwüsteten Zukunft, in der nach einem Atomkrieg, den die Maschinen begonnen haben, um sich der Menschen zu entledigen, die Überlebenden gegen die Maschinen kämpfen. Erzählt wird dies von Kyle Reese, dessen Geschichte hier gewissermaßen beschrieben wird. Er trifft in der Zukunft auf den Anführer der Resistance, John Connor, der den finalen Schlag gegen die Maschinen anführt. Doch sie sind zu spät, Skynet, das Computerprogramm, das die Maschinen steuert, hat einen Terminator durch die Zeit zurückgeschickt. Diese wie ein Mensch aussehende Killermaschine soll Johns Mutter im Jahr 1984 töten und so verhindern, dass der Widerstand der Menschen je Erfolg hat. Kyle Reese reist ihm nach, um Sarah Connor zu beschützen.

So weit die Grundidee der ersten 20 Minuten, die auch in Terminator erzählt wird. Doch als Kyle im Jahr 1984 ankommt, ist nichts wie es sein sollte: Nicht ein Terminator wurde zurückgeschickt, sondern mehrere – und nicht nur ins Jahr 1984. Es fällt dabei schwer, mehr über die Geschichte des Films zu erzählen, ohne die "Wendungen" vorweg zu nehmen, auch wenn die Filmvorschau dies ohnehin schon getan hat. Keine einzige wirkliche Überraschung bleibt in Terminator Genisys dank der Trailer erhalten. Selbst der vermeintlich größte Kniff wird hier bereits verraten, ebenso wie damals in den Trailern zu Terminator – Die Erlösung. Wer immer die Vorschau zusammengestellt hat, sollte sich schämen, es ist das Schlimmste, was man einem interessierten Zuschauer antun kann.

Es soll hier genügen zu sagen, dass Terminator Genisys nicht nur im Jahr 1984 spielt, sondern auch im Jahr 2017, in dem das Computerprogramm Genisys veröffentlicht wird – dahinter verbirgt sich jedoch nicht viel mehr als Skynet in einer leichter zugänglichen Verpackung. Das eigentlich tragische daran ist, dass das Skript mit der Kritik an der globalen und lebensdurchdringenden Vernetzung, der Tatsache, dass die Menschen alle persönlichen Daten in der Cloud speichern und alle Geräte auf alle Informationen zugreifen können, durchaus Recht hat. Zu wenig wird darüber nachgedacht, wer diese Daten einsehen, was damit geschehen kann. Doch diese Kritik ist nur der Aufhänger für ein Stakkato an Actioneinlagen, die immer auf dasselbe hinauslaufen: Sarah und Kyle fliehen vor einem Terminator, der sie verfolgt. Der sie übrigens auch überall findet, egal wo sie sich verstecken. Dann sprengen sie viel in die Luft und fliehen weiter, darauf aus zu verhindern, dass Genisys veröffentlicht wird.

Dass Regisseur Alan Taylor ganze Szenen aus Terminator nachstellt, verdeutlicht nur, mit wie wenigen Kameraperspektiven und welch perfektem Timing James Cameron vor 30 Jahren in der Lage war, eine bedrohliche Stimmung zu erzeugen und wie künstlich im Anschluss Taylors Bombastfeuerwerk, das so sichtbar aus dem Computer stammt, tatsächlich ist. Die sich ständig wiederholenden Zweikämpfe der beiden Terminatoren entwickeln nie ein Momentum, da ihnen ohnehin nichts geschehen kann und eine Bedrohung für Kyle oder Sarah kommt nie auf, da sie außer davonlaufen und schießen nichts zu tun haben. Das mag auch daran liegen, dass Emilia Clarke als Sarah Connor weder taff, noch verängstigt wirkt. Sie scheint vollkommen farblos und besitzt nie die emotionale Palette einer Linda Hamilton. Jai Courtney auf der anderen Seite beweist erneut, dass er zwar in der Lage ist, prestigeträchtige Projekte an Land zu ziehen – wie ihm das gelingt, ist jedoch schleierhaft. Seine eindimensionale Mimik und sein völlig uncharismatisches Auftreten sorgen eher ungewollt für Lacher, als dass man mit ihm mitfiebert. Michael Biehn schien in der Rolle angetrieben, sein Kyle Reese von seiner Todesangst und der Angst um Sarah angefeuert, das Unmögliche zu tun, Courtney scheint allzeit gelangweilt.

Inhaltlich hat Terminator Genisys der ursprünglichen Geschichte nichts hinzuzufügen, außer dass mit etwas Geduld jeder seine Zeitmaschine bauen kann. Das Konzept übernehmen die Drehbuchautoren aus Zurück in die Zukunft II [1989], auch wenn es hier beim darüber nachdenken schlicht keinen Sinn mehr ergibt. Wer hofft, dass die absurden Ideen irgendwann ein Ende haben werden, wird eines Besseren belehrt: Nach dem Finale setzt das Drehbuch genügend auf Anfang, um auch bei der geplanten Fortsetzung mit den bekannten Figuren weitermachen zu können und während des Abspanns folgt eine vollkommen absehbare Szene, die den nächsten Film quasi direkt vorbereitet. Aufmerksamen Zuschauern klingen dabei noch Kyle Reese Worte in den Ohren: "Kein Schicksal, außer jenes, das wir selbst gestalten" – auch hier wissen die Autoren nicht, was sie nun eigentlich aussagen wollen. Schließlich belegen sie ständig das Gegenteil.


Fazit:
Der Reboot des Terminator-Franchise ist trotz einiger Verweise und versuchter Erklärungen der ersten Filme inhaltlich absurd, handwerklich einfallslos und kopiert das Original in nachgestellten Szenen (die besser sind, als die neu erdachten eigenen). Die offensichtlichen Tricks sollen Action aus dem Computer rechtfertigen, wobei gerade das echte Inferno, das James Cameron seinerzeit entfachte, die Hitze von der Leinwand überspringen ließ. Von alledem ist hier nichts zu sehen. Stattdessen gibt es zwei junge Hauptdarsteller, die so wenig Ausstrahlung besitzen, dass man vermuten könnte, sie wären die Cyborgs und ein "Happy End", bei dem man wie bei den ewig wiederholten, alten One-Linern nur den Kopf schütteln kann.
Der einzig positive Aspekt an Terminator Genisys ist Arnold Schwarzenegger, dem es aber nur gelingt, an die Figur zu erinnern, die ihn vor 30 Jahren berühmt gemacht hat. Sieht man sein ergrautes Ich danebenstehen, wirkt er wie ein Schatten seiner selbst. Hört man Sarah Connor ihn "Pops" nennen, wähnt man sich als Kenner der ursprünglichen beiden Filme in einem Alptraum und in der Tat, gibt es daraus kein Erwachen. Sollten Zeitreisen je erfunden werde, würde ich sie gerne nutzen, um mich davon abzuhalten, den Film anzuschauen.