3 Days to Kill [2014]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. August 2015
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: 3 Days to Kill
Laufzeit: 117 min.
Produktionsland: USA / Frankreich
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: McG
Musik: Guillaume Roussel
Darsteller: Kevin Costner, Amber Heard, Hailee Steinfeld, Connie Nielsen, Tómas Lemarquis, Richard Sammel, Marc Andréoni, Bruno Ricci, Jonas Bloquet, Eriq Ebouaney


Kurzinhalt:

CIA-Agent Ethan Renner (Kevin Costner) kann bei seinem letzten Auftrag zwar verhindern, dass eine schmutzige Bombe in die falschen Hände gerät, der Verantwortliche, der "Albino" (Tómas Lemarquis) genannt wird, entwischt ihm jedoch. Inzwischen nach Paris zurückgezogen, um Kontakt mit seiner Frau Christine (Connie Nielsen) und seiner Tochter Zooey (Hailee Steinfeld) zu suchen, mit denen er sich auseinandergelebt hat, wird Ethan von der CIA-Agentin Vivi (Amber Heard) aufgesucht. Sie hatte die Mission, den Auftraggeber des Albinos, genannt "Der Wolf" (Richard Sammel) auszuschalten. Da sie vermutet, dass Ethan den Wolf gesehen hat und ihn wiedererkennen wird, erpresst sie Ethan, ihr zu helfen. Dabei geht es für Ethan buchstäblich um Leben oder Tod ...


Kritik:
Trotz der abgegriffenen Idee, die aus Luc Bessons schier unerschöpflicher und ebenso eintöniger Storyschmiede stammt, hätte 3 Days to Kill ein unterhaltsamer, netter Thriller sein können. Umso mehr, da niemand geringeres als Kevin Costner in der Hauptrolle zu sehen ist. Ich würde gern sagen, dass er den Film mit seinem Charisma vor dem Absturz bewahrt. Doch es gelingt ihm leider nicht. Die Gründe dafür liegen gleichermaßen beim Drehbuch, mehr aber noch bei der Umsetzung durch Regisseur McG. Sieht man sich an, wie er die weniger als papierdünne Story einfängt, mag man sich nicht vorstellen, dass er auch für seinen besten Film, Terminator – Die Erlösung [2009], verantwortlichen zeichnen soll.

Die Geschichte klingt, als wäre sie aus mehreren besseren Filmen zusammengeklaut: Ethan Renner ist einer der besten CIA-Agenten (durchschnittliche Agenten eignen sich nicht für solche Filme). Dafür hat er seine Familie immer hintenangestellt. Bei einem Einsatz soll er einen Koffer mit einer schmutzigen Bombe sicherstellen. Ohne dass er es weiß, hat seine Kollegin Vivi Delay den Auftrag, den gesuchten Terroristen "Der Wolf" zu töten, der ebenfalls am Einsatzort vermutet wird. Auch wenn Ethan seinen Auftrag erfüllt, der Einsatz ist ein Desaster. Im Anschluss zieht er sich nach Paris zurück, wo seine Frau Christine und seine Tochter Zooey leben, mit denen er nur selten Kontakt hat.

Was besonders an Ethan ist, sei hier nicht verraten, außer dass er zu halluzinieren beginnt, wenn sein Puls steigt. Das klingt wie eine Abwandlung der Grundidee von Crank [2006], mit der Ausnahme, dass Ethans Puls offensichtlich nur dann weit genug steigt, wenn es der Story gelegen kommt. Weder beim Rennen, bei Schusswechseln oder Verfolgungsjagden ist es der Fall. In Paris angekommen, versucht er, Zeit mit seiner Tochter zu verbringen, die ihn nicht mit "Dad" anspricht, sondern mit seinem Vornamen (ob das bis zum Ende so bleibt?) – den Klischees des Genres sei Dank. Davon nimmt 3 Days to Kill alle mit, die man sich nur vorstellen kann, zumal McG mehr Zeit auf die erzwungene Vater-Tochter-Versöhnung verwendet, als auf die Agenten-Action. Hinzu kommt ein pseudo-emotionaler Storystrang um afrikanische Hausbesetzer, die in Ethans Wohnung untergekommen sind. Was sich das überfrachtete Drehbuch dabei gedacht haben mag, verstehe wer will.

Doch auch der Agenten-Teil ist noch nicht vorbei, denn Vivi wirbt Ethan an, den "Wolf" zur Strecke zu bringen, da sie glaubt, dass Ethan ihn in Budapest gesehen hat. Hierfür liefert Vivi Informationen zu Gehilfen des Wolfs, ohne diese aber selbst zu befragen. Weshalb eine CIA-Agentin ständig in Lack und Leder in Paris herumstolzieren und ihren eigenen Auftrag an einen anderen Agenten (im Ruhestand!) outsourcen sollte, sei dahingestellt.
Das Skript versucht sich außerdem als eine Mischung aus Thriller und Komödie, die ebenso erzwungen wie unpassend ist. Wird eine Agentin von den Schurken zu Beginn beispielsweise bei Bewusstsein mit einem Fahrstuhl enthauptet, soll das Foltern von Schurkengehilfen durch Ethan im späteren Verlauf zum Running Gag werden. Vor allem kommt die Geschichte, die zwischen den Einsätzen und Ethans Privatleben mäandriert, nie in Fahrt.

Am schlimmsten daran ist jedoch, dass McG überhaupt rein gar kein handwerkliches Geschick zeigt. Während die Kameraeinstellungen vollkommen belang- und einfallslos, ohne einen Stil im Aufbau oder einer bestimmten Farbpalette daherkommen, ist 3 Days to Kill schlicht erbärmlich geschnitten. Zwei Beispiele: Bei einem plötzlichen Zweikampf stößt Ethan einen Schurken mit dem Kopf voran durch die Glastür eines Kühlregals im Supermarkt, im nächsten Moment hat sein Gegner Ethan bereits zurückgedrängt und einen abgebrochenen Glasflaschenhals an Ethans Kehle. In einer anderen Szenen wird ein Wagen von einer Brücke gerammt – während das Auto unten aufschlägt, ist für weniger als eine halbe Sekunde eine Einstellung vom Innern des Autos zu sehen, in dem alles durcheinanderfliegt. Wieso? Erfassen kann man das Geschehen in der Kürze der Zeit nicht und die Übersicht ist verpufft.

Selbst Videoproduktionen und Fernsehserien sind hochwertiger und mit mehr Finesse produziert als das, was Produzent Luc Besson und McG ihrem Publikum hier zumuten. Dass sich bekannte Gesichter dafür hergeben, ist das eigentlich ärgerliche.


Fazit:
Gerade als sich Ethan zu einem fürsorglichen Vater wandelt, eröffnet er – ohne Notwendigkeit, sondern weil er es selbst so geplant hat – auf offener Straße ein Feuergefecht mit den Bösewichten. In dem Bus auf der Fahrspur neben seiner, sieht ein kleiner Junge dabei zu und feuert ihn an. An sich sollte man als Zuschauer darüber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, doch fällt so etwas angesichts der unzähligen Klischees in 3 Days to Kill kaum mehr auf.
Regisseur McG zerschneidet die wenigen Actionmomente in einem rasenden Tempo ohne Aufbau oder Übersicht, während die uninspirierte Musik wirkt, als wäre sie aus Samplern zusammengesucht worden, die normalerweise für Filmtrailer verwendet werden. Die Geschichte kommt nie in Gang und die vielen Running Gags sollen für Humor sorgen, wo an sich eine Bedrohung Tempo bringen sollte. Weder Kevin Costner, noch seine ebenfalls bekannten Kolleginnen können hier etwas zum Besseren wenden. Man kann nur hoffen, dass der Gehaltsscheck wenigstens groß genug ausgefallen ist.