Alarmstufe: Rot 2 [1995]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Dezember 2014
Genre: Action / Thriller

Originaltitel: Under Siege 2: Dark Territory
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1995
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren/Keine Jugendfreigabe

Regie: Geoff Murphy
Musik: Basil Poledouris
Darsteller: Steven Seagal, Eric Bogosian, Everett McGill, Katherine Heigl, Morris Chestnut, Peter Greene, Afifi Alaouie, David Gianopoulos, Brenda Bakke, Sandra Taylor, Jonathan Banks, Royce D. Applegate, Nick Mancuso, Andy Romano, Dale Dye, Kurtwood Smith


Kurzinhalt:

Nachdem er vor einigen Monaten seinen Tod vorgetäuscht hat, kidnappt der brillante Travis Dane (Eric Bogosian) zusammen mit dem Söldner Marcus Penn (Everett McGill) und zwei Dutzend von dessen Gefolgsleuten einen Personenzug. Ihr Ziel sind zwei Militärs, welche die Zugangscodes zu dem von Dane entwickelten Satelliten kennen, der vor kurzem in die Umlaufbahn geschossen wurde. Der Satellit ist durch eine spezielle Technologie in der Lage, gezielte Erdbeben auf der Erde auszulösen.
Nachdem er die Kontrolle über diese Waffe an sich gerissen hat, sammelt Dane bei Terroristen auf der ganzen Welt eine Milliarde Dollar – dann wird er das Pentagon zerstören. Da der Zug in Bewegung ist, ist es dem Militär nicht möglich, Dane zu orten und auch die Position des Satelliten ist ihnen nicht bekannt. Die letzte Hoffnung ist der ehemalige Elite-Soldat Casey Ryback (Steven Seagal), der sich mit seiner Nichte Sarah (Katherine Heigl) im Zug befindet und Penns Armee die Stirn bietet ...


Kritik:
Alarmstufe: Rot 2 ist ein Actionthriller aus einer Zeit, in der das Publikum staunende Augen machte, wenn es zusehen konnte, wie der Bösewicht eine CD-ROM in das Computerlaufwerk legte. Eine Zeit, in der es bundesstaatsgroße Flächen gab, in denen keine Telefonverbindung möglich war. Eine Zeit, in der die neueste Technik auf der Leinwand ein PDA mit Stifteingabe und graustufigem Display war. Kurzum, es ist ein Film, dem man sein Alter deutlich anmerkt. Dafür ist er aber besser gealtert als manch andere.

Im Zentrum steht erneut der ehemalige Antiterror-Spezialist Casey Ryback, der als Koch ein ruhiges Leben führt, ehe der Zug, in dem er zusammen mit seiner Nichte Sarah unterwegs ist, von Terroristen gekapert wird. Die nehmen im Handumdrehen mehrere Hundert Passagiere als Geiseln, um die Kontrolle über einen geheimen Satelliten an sich zu reißen, mit dem sich Erdbeben auslösen lassen. Was sich anhört wie die Story zu einem James Bond-Film, bringt Regisseur Geoff Murphy auf sehr pragmatische Weise dar. Schon während des Vorspanns sehen wir einen Satelliten die Erde umkreisen, an dem je nach Einstellung grüne, gelbe oder rote Lichter leuchten, um auch dem letzten Zuseher begreiflich zu machen, wann etwas Böses geschehen wird.

Der Erfinder des hochentwickelten Satelliten, Travis Dane, sammelt bei allerlei Bösewichtern rund um den Planeten eine Milliarde Dollar – wenn das Geld beisammen ist, wird er das Pentagon mit einem Erdbeben zerstören. Dabei nimmt er auch eine Nuklearkatastrophe an der Ostküste der USA in Kauf. Was ihm sein Geld nützen soll, wenn sein Vermögen auf Grund des einhergehenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs über Nacht quasi entwertet wurde, verschweigt Alarmstufe: Rot 2 geflissentlich. Es wäre vermutlich auch unsinnig, bei solch einer Art Film nach Logiklöchern Ausschau zu halten.
Wenigstens verschwendet das Drehbuch kaum Zeit, ehe die ersten Kugeln fliegen und selbst Rybacks Nichte scheint nur deswegen mit von der Partie, dass es irgendjemanden gibt, den er zum Finale hin retten kann.

Bis es soweit ist, entledigt sich der meist schweigsame Ryback, dem hier ein quasselnder Sidekick in Form von Morris Chestnut zur Seite gestellt wird, allerlei Terroristen in für Steven Seagal-Fans bekannter Manier. Das ist entsprechend nur für ein erwachsenes Publikum geeignet und geht durchaus über das hinaus, was in einem auf Unterhaltungswert getrimmten Actionfilm vertretbar ist. Sieht man aber die meditative Ruhe, die Ryback dabei immer noch ausstrahlt und hört sich die plumpen Sprüche der Schurken an, kann man das Gezeigte schlicht nicht ernst nehmen. Brüllt Rybacks Gegner mit blutüberströmtem Gesicht "Jetzt mach' ich Dich alle!", hat wohl jeder verstanden, wie diese Art Film für gewöhnlich endet.

Auch deshalb ist Alarmstufe: Rot 2 nie so spannend, wie er vorgibt zu sein, obwohl mit dem drohenden Countdown bis zur Zerstörung des Pentagon, bzw. dem bevorstehenden Zusammenprall des Zuges mit einem explosiv beladenen Güterzug, genügend Potential vorhanden wäre. Das liegt auch daran, dass die Schurken wie meist nach dem genredefinierenden Stirb langsam [1988] dem Helden nicht das Wasser reichen können. So legt Dane zur Demonstration seiner Satellitenwaffe eine chinesische Düngemittelfabrik in Schutt und Asche – eine Katastrophe, die tausende Menschenleben kostet. Regisseur Murphy verleiht ihr jedoch kein Gesicht und so bleibt der schmierige Dane so kontur- wie skrupellos.

Rollt der Thriller auf sein sich allen Gesetzen der Physik widersetzendes Finale zu, trumpft wie zuvor bereits Basil Poledouris' wirklich mitreißender Score auf, der mehr Energie und Tempo besitzt als Alarmstufe: Rot 2 eigentlich verdient. Er macht zusammen mit den oft gelungenen Actionideen im und um den Zug den Oldschool-Actionreißer für Genrefans unterhaltsam. Das macht ihn noch nicht zu einem guten Film, aber vielleicht erscheint er aus heutiger Sicht auch besser als damals, da ihm noch viel Schlechtere folgten.


Fazit:
Wenn die meisten Figuren in der Besetzungsliste keine Namen haben, sondern nur als "Söldner" mit einer Nummer gelistet werden, verheißt das für ihr filmisches Schicksal meist nichts Gutes. Die Gewalt in Alarmstufe: Rot 2 besitzt teils menschenverachtende Züge und das auch, wenn sie vom Helden ausgeübt wird. Das mag auch daran liegen, dass Casey Ryback nie ins Schwitzen kommt und so immer einen Spruch parat hat, wenn er seine Gegner zur Strecke bringt.
Zwar hat er das mit vielen anderen Actionhelden gemeinsam, doch bei Seagals monotonem Gesichtsausdruck fällt es schwer zu entscheiden, was in ihm vorgeht, oder ob ihn all das nur langweilt. Als stumpfer Actionthriller mit einigen gelungenen und manchen mit offensichtlichen Tricks umgesetzten Actionhighlights findet der Film durchaus sein Publikum und ist, wenn man das Gezeigte als abstrus und unrealistisch erkennt, zumindest kurzweilig unterhaltsam. Trotzdem nur für Erwachsene.