Riddick - Überleben ist seine Rache (The Extended Cut) [2013]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Juli 2014
Genre: Science Fiction / Action / Horror

Originaltitel: Riddick
Laufzeit: 127 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David Twohy
Musik: Graeme Revell
Darsteller: Vin Diesel, Jordi Mollà, Matt Nable, Katee Sackhoff, Dave Bautista, Bokeem Woodbine, Raoul Trujillo, Conrad Pla, Danny Blanco Hall, Noah Danby, Neil Napier, Nolan Gerard Funk, Karl Urban


Kurzinhalt:
Getreu dem Motto der Necromonger, dass man behalten darf, was man tötet, trachten die Anhänger der Sekte Riddick (Vin Diesel) nachdem er ihren Thron bestiegen hat, nach dem Leben. Als er von Vaako (Karl Urban) erfährt, dass dieser als einziger den Weg zu Riddicks verwüstetem Heimatplaneten Furya kennt, hofft er auf einen Ausweg aus seiner Rolle als Lord Marshal. Doch statt auf Furya wird Riddick auf einem anderen, verlassenen Planeten ausgesetzt und muss sich schwer verletzt gegen die einheimische Tierwelt behaupten.
Als er eine von Menschen zurückgelassene Siedlung entdeckt, aktiviert er deren Notsignal. Wenig später trifft ein erster Trupp Kopfgeldjäger unter der Leitung von Santana (Jordi Mollà) ein. Als kurz darauf der von Boss (Matt Nable) angeführte, hochgerüstete Söldnertrupp hinzukommt, sieht sich Riddick elf schwer bewaffneten Gegnern konfrontiert. Die größte Gefahr lauert jedoch im aufziehenden Sturm und so bietet er den Mercs einen Handel an. Nur bis auf Dahl (Katee Sackhoff) scheint ihm niemand zuhören zu wollen ...


Kritik:
Zehn Jahre nach dem stark gehypten, finanziell aber eher überschaubar erfolgreichen Riddick - Chroniken eines Kriegers [2004] kehren Regisseur David Twohy und sein hünenhafter Star Vin Diesel zu ihrem eigenwilligen Universum und dem grobschlächtigen Titelcharakter Riddick zurück. Aus der Not heraus muss Riddick - Überleben ist seine Rache mit einem deutlich kleineren Budget als der vorige auskommen, weshalb die Beteiligten eine Rückkehr zum Konzept des minimalistischen ersten Teils ankündigten. Dass das hätte funktionieren können, beweist der Mittelteil von Riddick. Weshalb es nicht gelingt, sieht man zum einen am Anfang, mehr jedoch am Schluss.

Die Geschichte beginnt mit einem Setup, das Kennern der Reihe vertraut vorkommen dürfte: Auf einem menschenleeren, aber nicht weniger lebensfeindlichen Planeten gestrandet, muss Riddick uns Überleben kämpfen. Dabei beweist er so viel Beharrlichkeit und Machismo, dass selbst Rambo vor Neid erblassen würde. Offene Knochenbrüche hindern ihn dabei auch nicht am Sonntagsspaziergang. Nachdem er sich selbst ein Gegengift gegen eine dominierende Raubtierspezies antrainiert hat, ist es für ihn an der Zeit, ein Taxi zu rufen, wie es eine andere Figur im Film treffend formuliert. Das Notsignal, das er aktiviert, lockt nicht nur einen Trupp Kopfgeldjäger an, sondern eine zweite Gruppe, dessen Anführer ein persönliches Interesse an Riddick hat.

Mit diesen liefert er sich nach seiner anfänglichen Rückbesinnung auf die Bestie in ihm – das sind wohlgemerkt seine eigenen Worte – ein Katz-und-Maus-Spiel, das er dank seiner Fähigkeit, in der Nacht zu sehen, kontrolliert. Bis auf eine überaus perfide Idee ist von den eigentlichen Tötungen überraschend wenig zu sehen. Stattdessen lenkt der Filmemacher seinen Blick darauf, wie Riddick die beiden rivalisierenden Gruppen zermürbt. Steht der Anführer der Kopfgeldjäger Santana vor einem mit einer Sprengladung gesicherten Spind und weiß nicht, ob Riddick sich an der Ladung zu schaffen gemacht hat, ist die steigende Verunsicherung bei ihm und seinen Mitstreitern das Amüsanteste, was Riddick zu bieten hat. Auch einige äußerst zynische Kommentare sind hier gelungen und täuschen beinahe über das eigentliche Problem der Geschichte, beziehungsweise des Hauptcharakters, der in diesem Abschnitt des Films stark in den Hintergrund tritt, hinweg.

Richard B. Riddick ist kein Held. Er war immer einer von den Bösen. Die Tatsache, dass man als Zuschauer trotzdem zu ihm hält liegt schlicht daran, dass er sich stets mit Gegnern konfrontiert sieht, die noch böser sind als er. Und da er bislang für die Unschuldigen Partei ergriffen hat – zu sehen an Jack in Pitch Black - Planet der Finsternis [2000]. In Riddick rächt er sich an einem Söldner, der eine Frau, die er zuvor vermutlich vergewaltigte, hinterrücks erschießt. Doch die Rache ist nicht für das Verbrechen an der Frau, Riddick hat dafür einen anderen Grund. Was die von Vin Diesel gespielte Figur bislang ausgemacht hat, scheint in den dreizehn Jahren seit dem ersten Film verloren gegangen. Hat er früher nur getötet, wenn er angegriffen wurde, tut er dies hier gewissermaßen zum Sport und scheint Gefallen daran zu finden. Auch die sexistischen Sprüche aus seinem Mund sind neu. Das Tragische an Riddick ist die Tatsache, dass David Twohy ein Mittelteil gelingt, der sich überraschenderweise auf das beruft, womit die Reihe begonnen hat. Dass er Pitch Black zum Ende hin nur kopiert, ist ebenso unnötig wie die teils brutalen Spitzen, die auch eine höhere Altersfreigabe verlangen sollten. Dabei hätte es viele Möglichkeiten gegeben, die eigentliche Story mit neuen Impulsen anders und straffer zu erzählen.


Fazit:
Nicht nur, dass Autor und Regisseur David Twohy einen gelungenen Bezug zum ersten Teil der Reihe herstellt, er bleibt seiner visuellen Linie treu und lässt Riddick - Überleben ist seine Rache bedeutend kostspieliger aussehen, als der Film gewesen ist. Selbst mit der Idee eines animalischen Gefährten für die Titelfigur kann man sich arrangieren, auch wenn lange absehbar ist, wie das enden wird. Indiskutabel ist jedoch die unterschwellig angebrachte sexuelle Gewalt, die hier zu Unterhaltungszwecken eingebracht scheint.
Und auch wenn manche Einstellungen überzogen und comicartig brutal sind, es ist eine Gewalt, die vom vermeintlichen Helden der Geschichte ausgeht. Auch das überschreitet eine Linie, welche die vorigen Filme gewahrt hatten. Hinzu kommt der dick aufgetragene, aber unterhaltsame Macho-Anfang und das Déjà-vu-Finale. Von dem Potential dieses Universums nutzt der Film noch weniger als zuvor. Es stimmt für die geplante Fortsetzung nicht hoffnungsvoller.