Thor - The Dark Kingdom [2013]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. Mai 2014
Genre: Fantasy / Science Fiction / Action / Komödie

Originaltitel: Thor: The Dark World
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alan Taylor
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Christopher Eccleston, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Anthony Hopkins, Rene Russo, Idris Elba, Jaimie Alexander, Kat Dennings, Stellan Skarsgård, Zachary Levi, Ray Stevenson, Tadanobu Asano, Alice Krige


Kurzinhalt:
Während Thor (Chris Hemsworth) auf den Neun Welten darum bemüht ist, das Chaos unter Kontrolle zu bekommen, das sein Bruder Loki (Tom Hiddleston) durch seinen Angriff in New York verursacht hat, versucht sich die Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman) mit dem Gedanken abzufinden, dass Thor nicht zurückkommen wird. Bis ihre Assistentin Darcy (Kat Dennings) mit einer beunruhigenden Messung zu ihr kommt. Wie es scheint, breiten sich in London Raumanomalien aus, die den Weg zu fremden Welten ebnen – ein Anzeichen, dass etwas Großes geschehen wird. Als sie selbst durch ein solches Portal gezogen wird, infiziert sie sich mit dem Äther, einer uralten Existenz.
Vor vielen Jahrtausenden hatte Odins (Anthony Hopkins) Vater gegen den Dunklen Elfen Malekith (Christopher Eccleston) und dessen Armee gekämpft, der das Universum mit Hilfe des Äthers wieder in die Dunkelheit stürzen wollte. Nun, da der Äther befreit ist, erwacht Malekith aus seinem Tiefschlaf und bereitet seine Rache an den Bewohnern Asgards vor. Nur während der Konvergenz, einer seltenen Planetenkonstellation, wird es ihm möglich sein, sein Vorhaben durchzusetzen – es liegt an Thor und Jane, das zu verhindern ...


Kritik:
Die Szene, die aus Thor - The Dark Kingdom in Erinnerung bleibt, stand so gar nicht im Skript, sondern wurde von Chris Hemsworth improvisiert. Doch wenn Thor den Hammer buchstäblich an den Nagel hängt, ist das witziger und einfallsreicher als alles, was es sonst in der Fortsetzung des Superheldenfilmes aus dem Jahr 2011 zu sehen gibt. Der größte Unterschied zu den übrigen, aktuellen Marvel-Verfilmungen ist, dass diesmal eine Europäische Stadt dem Erdboden gleich gemacht wird. Doch da unter anderem Filme wie G.I. Joe - Die Abrechnung [2013] dieses Terrain für sich entdeckt haben, ist nicht einmal das besonders originell.

Die Geschichte bietet ein Wiedersehen mit der Wissenschaftlerin Jane Foster, die inzwischen schon zwei Jahre auf die Rückkehr des hammerschwingenden Thor wartet, der nicht einmal bei dem kataklysmischen Ereignis, das in Marvel's The Avengers [2012] erzählt wurde, Zeit für einen Besuch hatte. Ihre Assistentin entdeckt, dass sich das Raum-Kontinuum verändert und insbesondere in London alle möglichen Wurmlöcher in fremde Welten aufgetaucht sind. Als sie durch ein solches an einen fremden Ort gezogen wird, kann sie selbstverständlich nicht anders, als ein unheilvoll rot schimmerndes Etwas genauer anzuschauen und infiziert sich dadurch mit dem Äther. Es ist eine Macht, die so alt ist, wie das Universum selbst. Der Äther wurde vor Urzeiten von Thors Vorfahren vor dem Anführer der Dunklen Elfen, Malekith, entwendet, der daraufhin seinen Plan aufgeben musste, das Universum in die Finsternis zu stürzen.

Wer nach dem Blick auf die fremde Welt Asgard in Thor mehr über dieses Volk erfahren wollte, wird nun auf seine Kosten kommen. Dabei zählen die Szenen in dem stilistisch stark an den Star Wars-Planeten Naboo angelehnten Reich der nordischen Götter zu den besseren des Films. Der Design-Mix aus altnordischer Mythologie und modernen Waffen ist nach wie vor interessant und handwerklich durchaus gut gelungen. Es ist das Drumherum, das stört. Angefangen von der eigentlichen Story, die nur schleppend in Fahrt kommt, bis hin zu den einstudiert lustigen Momenten, deren Pointe – bis auf den hängenden Hammer – schon weit vorab ersichtlich ist.

Als Jane den Äther erweckt, erwacht auch Malekith aus seinem Jahrtausende dauernden Winterschlaf, um seine Rache an Asgard zu Ende zu bringen. Dass die Waffen seines ebenfalls Jahrtausende alten Schiffes denen Asgards um Längen voraus sind, sollte einen ebenso wenig überraschen, wie die Tatsache, dass das Ende der freien Galaxis selbstverständlich in London entschieden werden wird. Es gehört zur Natur von Comicverfilmungen, dass dem so sein muss.

Es ist und bleibt dabei erstaunlich, dass die Bewohner Asgards beinahe unsterblich sind, Schläge und Energiestöße überleben können, aber mit einem einfachen Dolch relativ leicht zu töten sind. Würden mehr Bösewichte diese schlichte Regel befolgen, würden sie auch nicht sämtliche Auseinandersetzungen mit dem Helden verlieren und alles, was sie erobern wollen sinnlos in Schutt und Asche legen. Doch ich schweife ab.

Der Aufwand hinter Thor - The Dark Kingdom ist durchaus sichtbar und wer den ersten Film für den künstlichen Look kritisiert hat, dürfte hier weniger Angriffsfläche finden. Auch werden Fans, die sich mit der Mythologie der Comicfigur auskennen, viele Anspielungen entdecken, die die zwei Stunden für sie womöglich unterhaltsamer werden lassen, als für den normalen Zuschauer. Der wird sich nämlich fragen, was den zweiten Solo-Auftritt des Donnergottes von den übrigen Superhelden-Filmen absetzen soll. Die durchaus gut gelaunte Besetzung ist es nicht, wobei es wie eine unverzeihbare Verschwendung erscheint, einen so talentierten Darsteller wie Christopher Eccleston als Malekith unter einer Maske zu verstecken, die ihn jeglichen schauspielerischen Freiraums beraubt. Anthony Hopkins und Rene Russo tragen ihre Dialoge ohne merklichen Esprit vor, während Stellan Skarsgård auf Grund des verschrobenen Charakters für erheiternde Momente sorgt. Angesichts des nach wie vor unterforderten Tom Hiddleston verblassen allerdings Chris Hemsworth und Natalie Portman, deren Chemie immer noch stimmiger erscheint, wenn sie nicht gemeinsam im Bild zu sehen sind.


Fazit:
Es ist nicht, dass Thor - The Dark Kingdom ein schlechter Comic-Film wäre, es ist nur, dass er so gewöhnlich ist wie das Meiste, das aktuell aus dem Hause Marvel in festgefahrenen Abständen auf die Leinwand losgelassen wird. Das Publikum lässt sich trotzdem von den immer gleich aussehenden Bildern einstürzender Gebäude und den Designs fremdartiger Bösewichte beeindrucken. Doch nimmt man diese Elemente weg, sind die Figuren flacher als das Papier, auf dem sie stehen.
Die Geschichte baut nie ein wirkliches Tempo auf und eine Bedrohung entsteht schon deshalb nicht, da immer klar ist, dass am Ende alle Figuren überleben werden – von den unverwüstlichen Bewohnern Asgards ganz zu schweigen. Es mag nichts weniger als das Schicksal des Universums auf dem Spiel stehen, doch solange Zeit für lockere Sprüche und einen kleine Scherze ist, kann es so hoffnungslos schon nicht sein. Als belangloses, austauschbares Popcornkino ist der Film somit gelungen – für diejenigen, die sich damit schon zufrieden geben.