Taffe Mädels [2013]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Mai 2014
Genre: Komödie / Action / Krimi

Originaltitel: The Heat
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren (Kinofassung ab 12 Jahren)

Regie: Paul Feig
Musik: Michael Andrews
Darsteller: Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Demian Bichir, Marlon Wayans, Michael Rapaport, Jane Curtin, Spoken Reasons, Dan Bakkedahl, Taran Killam, Michael McDonald, Thomas F. Wilson


Kurzinhalt:
Kein FBI-Agent hat in so kurzer Zeit so viele Fälle gelöst wie Special Agent Ashburn (Sandra Bullock) und doch verwehrt ihr Vorgesetzter ihr zunächst eine anstehenden Beförderung. Der Grund ist, dass sie bei ihren Kollegen unbeliebt ist. Um ihre Teamfähigkeit zu testen, soll sie in Boston den Drogenbaron Larkin ausfindig machen – hierfür muss sie auch mit der örtlichen Polizei zusammenarbeiten. Doch als sie auf Detective Mullins (Melissa McCarthy) trifft, prallen Welten aufeinander.
Nachdem sie aus dem kleinen Drogendealer Rojas (Spoken Reasons) herausbekommen haben, dass ein Mittelsmann namens Julian (Michael McDonald) für Larkin arbeiten soll, heften sie sich an die Fersen eines ansässigen Lokalbesitzers. Doch den observiert bereits die Drogenfahndung, so dass Ashburn und Mullins noch mehr Gegenwehr droht. Zu allem Überfluss scheint Mullins' Bruder Jason (Michael Rapaport) für Larkin zu arbeiten und das, obwohl er gerade erst aus dem Gefängnis kam – da hatte ihn seine eigene Schwester hingebracht ...


Kritik:
Mit Taffe Mädels kehrt Sandra Bullock in das Genre zurück, das sie weltbekannt gemacht hat. Dass ihr komödiantisches Talent neben der temperamentvollen Melissa McCarthy nicht untergeht, liegt daran, wie gut sich die beiden unterschiedlichen Frauen im Film ergänzen. Sie machen eine Geschichte wett, die im besten Fall halbherzig erzählt ist, in jedem Fall aber dreißig Minuten zu lang. Daran ändern auch die bewusst politisch unkorrekten, sich auftürmenden Schimpftiraden nichts.

Die Story unterscheidet sich dabei nicht von anderen, die auf die bekannte Buddy-Formel setzen. Die FBI-Agentin Ashburn hofft auf eine Beförderung, die ihr Vorgesetzter aber nur in Aussicht stellt, wenn sie beweist, dass sie teamfähig ist. Aktuell ist sie die unbeliebteste Agentin mit zahllosen Beschwerden in der Akte. Sie wird nach Boston gesandt, um den Drogenbaron Larkin dingfest zu machen. Dort trifft sie auf die Polizistin Mullins, die ihr gleich in den ersten Minuten Prügel androht.

Es fällt selbst nach kurzer Zeit schwer, sich zu erinnern, was die eigentliche Handlung von Taffe Mädels umreißt. Diese "Kleinigkeiten" treten in den Hintergrund, wenn Melissa McCarthy als Mullins sich in Rage redet. Sei es, um ihren eigenen Vorgesetzten kleinzureden, oder um dem FBI die Meinung zu geigen. Das ist so stark übertrieben, dass selbst die gezeigte Gewalt comicartig erscheint.
Es ist absehbar, dass sich die ungleichen Frauen zusammenraufen werden, um Larkin zu schnappen – oder überhaupt erst herauszubekommen, wer sich dahinter verbirgt. Dabei müssen sie beide über ihre Vorurteile dem anderen gegenüber hinwegsehen lernen, wobei bei Mullins wenig Umdenken stattfindet, sondern man stattdessen einen Blick hinter die harte Schale werfen darf.

Wirklich spannend sind die Untersuchungen der beiden nicht und auch aus dem Katz-und-Maus-Spiel mit der Drogenfahndung, die einschreitet, als das Duo einem Mittelsmann Larkins zu dicht kommt, weiß das Drehbuch nichts zu machen. Dafür elektrisieren die gemeinsamen Szenen von Bullock und McCarthy, deren Schlagabtausch mitunter so spontan erscheint, als wäre er improvisiert. Die wenigen tiefergehenden Momente wie die Tatsache, dass Aschburn als einzige Abendgesellschaft die Katze der Nachbarin begrüßen kann, gehen dabei fast unter.
Ebenso verschenkt ist Michael Rapaport in einer Nebenrolle. Als einer von Mullins' Brüder, den sie selbst ins Gefängnis gebracht hat, bietet die Figur ein Potential, an dem das Drehbuch allerdings nicht interessiert ist. Dafür kostet Taffe Mädels bewusst jedes Klischee aus, welches das Genre zu bieten hat. Das mag zwar beabsichtigt sein, macht das Gezeigte aber nicht kurzweiliger.

So ziehen sich die zwei Stunden merklich in die Länge, auch wenn der verbale Schlagabtausch der Protagonistinnen das unterhaltsamer macht, als die eigentliche Geschichte. Dass beide die Zeit am Set genossen haben, ist ihnen durchaus anzusehen und auch wenn man es nicht erwarten würde, funktionieren die unterschiedlichen Frauenfiguren hervorragend gemeinsam.
Die "Extended Version" läuft in etwa drei Minuten länger als die Kinofassung, bietet aber dabei nicht wirklich wichtige Neuerungen. Fans dürfen sich bei der Heimvideofassung außerdem auf eine englische Tonspur freuen, bei der die Reaktionen des Premierenpublikums im Hintergrund zu hören sind. Dass es außerdem einige gelöschte und erweiterte Szenen gibt, verdeutlicht, wie viel von der Komik von Taffe Mädels am Set entstand. Hätte man manche Szenen aus dem Film dorthin verschoben, wäre er vielleicht ein Stückchen unterhaltsamer geworden.


Fazit:
Die Chemie der beiden Hauptdarstellerinnen besitzt etwas Ansteckendes, vielleicht auch, weil sie beide unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie sind es, weswegen man der Geschichte der Komödie folgt, selbst wenn tatsächlich nicht allzu viel passiert. Die Thrillerstory im Hintergrund ist nicht viel mehr als ein Aufhänger für Situationen, in denen Ashburn und Mullins für Furore sorgen. Ähnlich ergeht es den Nebendarstellern, die beiden nur zuspielen, anstatt wirklich gefordert zu sein.
Dass Taffe Mädels mit vielen derben Sprüchen daherkommt und zudem der politischen Korrektheit bewusst zuwider läuft, macht ihn in den USA insbesondere zu einer "Erwachsenenkomödie" und damit für ein Publikum interessant, an das sich nur wenige Unterhaltungsfilme richten. Sieht man sich die Umsetzung mit nicht-amerikanischen Augen an, wirkt das meiste zwar vulgär, aber wirklich provokativ ist es nicht. Trotzdem, wem nach einer respektlos-humorigen Komödie ist, der macht hier nicht viel falsch.