Der Adler der Neunten Legion [2011]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 07. Februar 2014
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: The Eagle
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Ungarn
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Kevin Macdonald
Musik: Atli Örvarsson
Darsteller: Channing Tatum, Jamie Bell, Donald Sutherland, Mark Strong, Tahar Rahim, Denis O'Hare, Dakin Matthews, Douglas Henshall, Paul Ritter, Pip Carter


Kurzinhalt:
Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts nach Christus brach die Neunte römische Legion in den Norden Britanniens auf und kehrte nicht zurück. Der Sohn des Legionärs, der damals die Standarte, den Adler getragen hatte, ist Marcus Flavius Aquila (Channing Tatum), der inzwischen selbst zum Zenturio herangewachsen ist. Als er seinen Einsatzort wählen darf, entscheidet er sich für Britannien. Er möchte dort so viele Siege erringen, dass der Ruf seines Vaters wiederhergestellt ist.
Doch bei einem Angriff wird Marcus verwundet und ehrenhaft entlassen. Zusammen mit seinem Sklaven Esca (Jamie Bell) macht er sich auf in den Norden, um stattdessen den Adler zu finden. In jenem Gebiet ist ein Römer tot mehr wert als lebendig. Aquilas Onkel (Donald Sutherland) warnte ihn vor der Abreise, dass Esca ihn verraten würde, sobald er die Gelegenheit dazu hätte – doch ohne ihn wird er dort oben keinen Tag überleben. Zumal der Seehundclan auf die beiden aufmerksam geworden ist. Dessen Anführer (Ned Dennehy) hütet ein Geheimnis, das bis in Marcus' Vergangenheit reicht ...


Kritik:
Fernab von überdrehten Farbfiltern, heroischen Opfer- und Kampfszenen erzählt Regisseur Kevin Macdonald in Der Adler der Neunten Legion eine Episode des Römischen Reiches nach und findet dabei sogar die Möglichkeit, einen Bezug zu unserer heutigen Zeit herzustellen. Das mag teilweise an die erfolgreiche TV-Serie Rome [2005-2007] erinnern, ist aber weder so schmutzig, noch so brutal oder freizügig. Vor allem fällt das Erzähltempo des Films zu gemächlich aus, um mitzureißen.

Basierend auf dem ersten Roman einer Reihe von Rosemary Sutcliff, etabliert Der Adler der Neunten Legion Marcus Flavius Aquila als Sohn des Mannes, der die Standarte der Neunten hochhalten durfte – doch von ihrem Eroberungsfeldzug kehrte die 5.000 Mann starke Legion nicht zurück. Die Standarte, der Adler, ist ebenso verschollen wie Marcus' Vater. Inzwischen selbst zum Zenturio aufgestiegen, lässt sich Aquila ein Kommando in Britannien übertragen, wo sein Vater verschwand. Schon kurz nach der Ankunft wird die Garnison angegriffen und er selbst schwer verwundet.

Es ist nicht, dass der erste Akt zu lange erzählt wäre, sondern vielmehr, dass man ständig darauf wartet, dass die eigentliche Geschichte beginnen würde. Aquilas Ziel ist es, so viel wird schon kurz nach seiner Ankunft deutlich, die Standarte zu finden und so die Ehre seiner Familie wiederherzustellen. Doch nach seiner Verwundung ist seine Karriere beendet und er selbst auf Krücken angewiesen. Sein Onkel kauft ihm zur Unterstützung den Sklaven Esca, der seinen Hass gegen die römischen Besatzer nicht verbirgt.

In diesen Momenten klingen bei Der Adler der Neunten Legion Parallelen sowohl zu sämtlichen Kolonialmächten, wie auch zu allen Kriegen an. Die Gräueltaten, die sich in beiden Fällen immer wiederholen, ziehen sich wie ein beschämender roter Faden durch die Geschichte der Menschen, die im Grunde genommen nichts hinzugelernt haben.
Beschließt Marcus, mit Esca jenseits des Hadrianswalls in das Gebiet der Pikten zu reisen, um dort nach dem Adler zu suchen, kehrt sich das Kräfteverhältnis um. Denn Esca ist ein Brigant und darum von den meisten dort lebenden Stämmen akzeptiert, die jedoch einen Römer ohne zu zögern töten würden.

Die windgepeitschte Landschaft Schottlands bietet ein atemberaubendes Panorama, in dem man einen römischen Legionär kaum vermuten würde. Diese unerwartete Mischung zeichnet die Atmosphäre von Macdonalds Film aus, der die beiden ungleichen Verbündeten zu Guern, einem Überlebenden der Neunten Legion führt. Was danach geschieht, ist kaum überraschend und vor allem so langsam erzählt, dass man sich immer wieder fragt, wann die Story endlich in Fahrt kommt.
Die düstere Stimmung ist dabei überaus gelungen, selbst wenn das Leben in jener Zeit wohl härter war, als es hier dargestellt wird. Die Kämpfe sind dabei in einer Art und Weise eingefangen, dass die chaotische Situation eher zum Ausdruck kommt, als eine taktische Herangehensweise der römischen Truppen. Und bereiten sich die Seiten auf ein letztes, alles entscheidendes Gefecht vor, ist von vorn herein klar, wie es ausgehen wird.


Fazit:
Der Adler der Neunten Legion versprüht eine Natürlichkeit, die sich zwar durch alle Szenen zieht, aber nie so schonungslos gerät, wie sie sein sollte. Den Schauspielern gelingen ihre nicht wirklich tiefgehenden Rollen gut, veredelt wird die Besetzung auch durch namhafte Nebendarsteller, und die Bilder heben zusammen mit der keltisch-angehauchten Musik das Gezeigte über das Mittelmaß hinaus. Einzig das Erzähltempo wird den eigenen Ansprüchen nie gerecht.
Sammeln sich die Truppen auf beiden Seiten für eine letzte Schlacht, enttäuscht diese nach einer langen Vorbereitung und der Tatsache, dass man Vieles hiervon bereits in anderen Filmen gesehen hat. Das Konzept ist interessant und ebenso kompetent umgesetzt – nur nicht packend.