Die fantastische Welt von Oz [2013]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. November 2013
Genre: Fantasy / Komödie / Action

Originaltitel: Oz the Great and Powerful
Laufzeit: 130 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Sam Raimi
Musik: Danny Elfman
Darsteller: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams, Zach Braff, Bill Cobbs, Joey King, Tony Cox, Stephen R. Hart, Abigail Spencer, Bruce Campbell, Ted Raimi


Kurzinhalt:
Im Jahr 1905 arbeitet Oscar "Oz" Diggs (James Franco) als Magier in einem Wanderzirkus. Er selbst hat zwar große Träume und seiner Meinung nach auch das Talent, aber kein Glück. Auf der Flucht vor einem Artisten des Zirkus, verschlägt es Oz in einen Ballon, der von einem Tornado mitgerissen wird. Doch Oz überlebt und findet sich in einer fremden Welt wieder. Die Wiesen sind grüner als in Kansas, die Blumen ungewöhnlicher und trifft Oz wenig später auf Theodora (Mila Kunis), muss er erkennen, dass es in dem Land auch Hexen gibt. Nachdem er dem fliegenden Affen Finley (Zach Braff) das Leben gerettet hat, ist für Finley und Theodora klar, dass Oz der Zauberer sein muss, von dem die Prophezeiung spricht.
Er soll das Land von der bösen Hexe befreien, die den alten Zauberer getötet hat und seither Angst und Schrecken verbreitet. Im Palast der Smaragdstadt angekommen, sieht Oz die Reichtümer, die auf ihn warten, wenn er – so verlangt es laut Theodoras Schwester Evanora (Rachel Weisz) die Prophezeiung – die böse Hexe getötet hat. So macht sich Oz mit Finley auf in den Finsterwald. Auf dem Weg dorthin trifft er auf das Porzellanmädchen (Joey King) und steht schon bald der Hexe Glinda (Michelle Williams) gegenüber. Doch anders als angekündigt, ist Glinda nicht die böse Hexe, sondern eine gute. Es scheint, als wäre Oz ausgetrickst worden, während die böse Hexe erst jetzt ihr wahres Gesicht zeigt ...


Kritik:
Bei vielen Filmen, die als Ganzes nicht überzeugen, kann man sich durchaus vorstellen, welche Vision die Filmemacher beim Dreh verfolgten, oder was sie damit zumindest aussagen wollten. Bei allem Verständnis kann ich mir nicht im geringsten vorstellen, was aus dem Schlamassel, der Die fantastische Welt von Oz am Ende geworden ist, eigentlich hätte werden sollen. Es ist eines der längsten, unlustigsten und gequältesten Filmerlebnisse der letzten Zeit. Dass mit Wicked – Die Hexen von Oz [1995 / 2003] bereits eine Roman-, bzw. Musicalvorlage zum Ursprung der aus Der Zauberer von Oz [1939] bekannten Geschichte existierte, macht Sam Raimis aufgedunsenes Fantasy-Abenteuer nur noch schwerer erträglich.

Dabei gibt sich der Filmemacher durchaus Mühe, dem ursprünglichen Film Respekt zu zollen, was man bereits an dem in Schwarzweiß gehaltenen Prolog erkennen kann. Vielleicht wirken die Farben, wenn sie im fremden Land Oz zurückkehren, darum umso knalliger. Oscar Zoroaster Phadrig Isaac Norman Henkle Emmanuel Ambroise Diggs ist Zauberkünstler eines Wanderzirkus und ein Hochstapler obendrein. Immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht, fragt man sich schon nach wenigen Minuten, weshalb eine Geschichte mit ihm überhaupt interessieren sollte. Und würde man alle 15 Minuten die Zuschauer befragen, wer der unsympathischste Charakter im Film ist, würde die Antwort bis kurz vor Schluss lauten: Der Zauberer Oz!
Auf der Flucht vor einem gehörnten Artisten flieht Oscar in einen Ballon und wird von einem Tornado mitgerissen. Um sein Leben bangend gelobt er eiligst Besserung und darf dem Tod in der Tat nochmals von der Schippe springen. Danach findet er sich einem fremden Land wieder voller seltsamer Blumen, beißenden Flusselfen und Hexen, die sich in gute, ziemlich böse und sehr, sehr böse unterteilen lassen. Dieser fantastische Ort heißt interessanterweise ebenfalls Oz und nachdem eine böse Hexe die Ländereien in Angst und Schrecken versetzt, hoffen die Bewohner darauf, dass sich die Prophezeiung des ermordeten Königs bewahrheiten wird. Er verkündete vor seinem Tod, dass ein Zauberer, der den Namen des Landes trägt, Oz von der dunklen Herrschaft befreien wird. Und nachdem die Hexe Theodora Oz im Ballon hat abstürzen sehen, ist sie davon überzeugt, dass er der Zauberer sei.
All das klingt interessanter, als es tatsächlich ist, spielt sich diese komplette Hintergrunderklärung doch in einem Dialog zwischen Theodora und Oz ab, die kurz darauf von einem fliegenden Pavian unterbrochen wird – ein Lakai der bösen Hexe. Selbst Oz weiß, dass er nicht der Erlöser ist, den sich das Land herbeisehnt, doch die Aussicht auf große Reichtümer zwingt ihn gewissermaßen dazu, sich als selbiger auszugeben.

Es gibt zwei Momente in Die fantastische Welt von Oz, die zumindest in teilweise gelungen sind. Zum einen, als Oz die Porzellanstadt entdeckt, die von Truppen der bösen Hexe vernichtet wurde. Hier trifft er auf das Porzellanmädchen, dessen Beine zerbrochen sind. Zum anderen, als Theodora, getäuscht und von Liebeskummer zerfressen eine folgenschwere Entscheidung trifft. Doch selbst hier trifft Regisseur Raimi die Balance zwischen schwarzem Humor und fahriger Hysterie nur zu Beginn.
Seien es die Dialoge oder die Situationskomik, alle Momente scheinen ebenso künstlich wie erzwungen und auf ein so junges Publikum zugeschnitten, dass es die Folgen von Liebeskummer und wie verbittert man darüber werden kann, gar nicht kennen dürfte.

Der Look, den die Filmemacher für das wundersame Land Oz entworfen haben, richtet sich zwar in groben Zügen an das beinahe 75 Jahre alte Original, mit der Ausnahme, dass die Welt hier beinahe ausschließlich im Computer entstanden ist. Das geht sogar so weit, dass die menschlichen Darsteller selbst wie Fremdkörper in der Szenerie erscheinen. Die Farbpalette ist hingegen so aggressiv und bunt gehalten, dass die grellen Farben buchstäblich in den Augen schmerzen.
Dank des obligatorischen 3D-Zuschlags gelang der Produktionsfirma Disney mit Die fantastische Welt von Oz zumindest ein finanzieller Erfolg. Wobei der offensichtliche Drang, dem Zuschauer etwas entgegenspringen zu lassen, sogar in der 2D-Version deutlich zu sehen ist. Aber aus künstlerischer Sicht, ist das Endergebnis so verkrampft, so fantasielos und träge, dass man sich am Ende nichts sehnlicher wünscht, als die mehr als zwei Stunden zurückerstattet zu bekommen.


Fazit:
Selbst, wenn er, um das Klischee perfekt zu machen, am Ende zu wahrer Größe auftrumpft, bleibt James Franco als Zauberer Oz durchweg unsympathisch. Weshalb er seinen Plan beim Finale nicht kundtut, ist ohnehin schleierhaft, soll aber wohl für Spannung sorgen. Mila Kunis, Rachel Weisz und Michelle Williams sind allesamt in so farblosen Rollen gefangen, dass ihrer aller Mimik wie eingeschlafen erscheint. Die einzige Sympathiefigur ist das Porzellanmädchen – und sie allein trägt keine zwei Stunden dauernde Geschichte.
Regisseur Sam Raimi kleidet sein Die fantastische Welt von Oz in so überdrehte Farben, dass es wehtut, was aber trotzdem nicht darüber hinwegtäuscht, dass alle Bilder künstlich sind. So sehr, dass die Menschen darin stören. Nicht nur die Dialoge sind jederzeit vorhersehbar, auch der Verlauf der Geschichte ist so spannungsarm, dass einzig das kunterbunte, aber enttäuschende Finale gewissermaßen überrascht. Inhaltlich dürftig, ist der Abstecher in die Welt von Oz dermaßen uninspiriert und die Figuren so flach, dass es sich nicht lohnt, mit ihnen mitzufiebern. Umso länger kommt einem ihr Abenteuer vor. Was immer sich die Macher dabei gedacht haben, beim Ergebnis ärgert einen die Zeit, die man dafür geopfert hat.