Goldfinger [1964]

Wertung: 6 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. April 2013
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Goldfinger
Laufzeit: 110 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 1964
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Guy Hamilton
Musik: John Barry
Darsteller: Sean Connery, Gert Fröbe, Honor Blackman, Harold Sakata, Shirley Eaton, Tania Mallet, Bernard Lee, Martin Benson, Cec Linder, Austin Willis, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn


Kurzinhalt:
Nach einem erfolgreichen Auftrag in Lateinamerika verbringt der britische Spion James Bond (Sean Connery) Zeit in Miami, wo allerdings der CIA-Agent Felix Leiter (Cec Linder) an ihn herantritt und Anweisungen von Bonds Vorgesetztem M (Bernard Lee) überbringt. Demnach soll Bond die Machenschaften des Unternehmers Auric Goldfinger (Gert Fröbe) unter die Lupe nehmen. Es wird vermutet, dass dieser durch den Schmuggel von Gold die Stabilität der internationalen Währungen gefährdet. Die Frage ist nur, wie er das Gold jeweils außer Landes schafft.
In Genf wird Bond durch Goldfingers Helfer Oddjob (Harold Sakata) gestellt und erfährt, dass Goldfinger Pläne geschmiedet hat, die das Goldlager der USA in Fort Knox betreffen. Hierfür benötigt er die Hilfe der Pilotin Pussy Galore (Honor Blackman) mit ihrer Fliegerstaffel. Dass diese gegen Bonds Charme immun zu sein scheint, macht dessen Aufgabe nicht leichter, denn Goldfingers Plan wird schon in Kürze in die Tat umgesetzt. Dabei nimmt dieser auch das Leben von tausenden Menschen in Kauf ...


Kritik:
Mit seiner leichteren Erzählart verabschiedet sich der dritte Film um Geheimagent James Bond von dem vermutlich durchaus realistischen Porträt des Spionage-Milieus der ersten beiden. Und dennoch, oder gerade deshalb ist Goldfinger der Bond-Film, an dem sich alle anderen messen lassen müssen. Woran liegt das? Zum einen daran, dass Hauptdarsteller Sean Connery diese Rolle so sehr prägt, als wäre sie ihm auf den Leib geschrieben und zum anderen, da ihm in Gestalt von Gert Fröbe der geerdetste und darum schon überlegenste Widersacher gegenübersteht, der ihm lange Zeit begegnen wird. Hier bringen Bond seine technischen Spielereien nicht weiter, vielmehr muss er durch seinen Verstand überzeugen. Im Aufeinandertreffen dieser beiden Charaktere liegen auch die besten Momente des Agententhrillers. Wer hätte das angesichts von Actionszenen, die alle bisherigen übertreffen gedacht?

Wie wichtig die Figur von Goldfinger für die Geschichte ist sieht man nicht nur daran, dass sie sogar für den Filmtitel herangezogen wird, sondern auch an der Tatsache, wie früh sie vorgestellt wird. Nach dem kurzen, aber prägnanten Teaser vor dem einprägsamen Vorspann mit dem unvergleichlichen Song von Shirley Bassey im Hintergrund, erhält Agent 007 vom Leiter M des MI6 den Auftrag, den Goldhändler Auric Goldfinger auszukundschaften. Dieser lagert in mehreren Ländern beträchtliche Goldreserven, doch bleibt die Frage, wie er sie dorthin schmuggeln konnte. Über den Weltmarktpreis des Goldes werden nicht nur Währungen gegeneinander abgewogen, der Schmuggel ist vor allem ausgesprochen lukrativ.
Im Lauf seiner Ermittlungen stößt James Bond dabei nicht nur auf Goldfingers rechte Hand Oddjob, sondern auch auf die Pilotin Pussy Galore, die für ihn arbeitet. Allein bei ihrem Namen wird Frauenrechtler/innen die Zornesröte ins Gesicht steigen, dabei ist die von Honor Blackman gespielte Figur ein Ausnahmecharakter der frühen Bond-Filme. Nicht nur, dass sie zum Zeitpunkt des Drehs deutlich älter war als viele andere so genannte Bond-Girls, sie ist auch die erste, die ihm sowohl körperlich wie auch was die Schlagfertigkeit angeht gewachsen ist. Selbstverständlich führt ihr Name bei einer zotigen Auslegung all jenen Fortschritt ad absurdum, doch dass sie sich trotz alledem durch ihre Fähigkeiten und ihr Durchsetzungsvermögen behauptet, sollte das Bild der (unterschätzten) Frauen in den James Bond-Abenteuern revidieren.

Dass die Dialoge zwischen ihr und Bond vor Zweideutigkeit sprühen, unterstreicht die ironische, lockere Atmosphäre, die Goldfinger trotz des eigentlich ernsten Themas aufbaut. Sie gipfelt in den Unterredungen zwischen Bond und Goldfinger selbst, der ebenso von sich selbst überzeugt und unbesiegbar arrogant auftritt, wie der Geheimagent und ihn dadurch mit seinen eigenen Waffen schlägt. So ausgeklügelt ihr verbaler Schlagabtausch auf dem Goldplatz ist, ist Bond später auf einen Tisch gespannt und droht, von einem Laser in zwei Hälften geschnitten zu werden, verbirgt sich hier eine der besten Momente der 50jährigen Reihe – allein schon, weil man sich nicht vorstellen kann, wie sich 007 ohne Hilfsmittel aus dieser Zwickmühle befreien soll.
Während Sean Connery hier als Bond zum ersten Mal tatsächlich in die Defensive gedrängt wird, über weite Strecken nur reagieren kann, da ihm Goldfingers Plan trotz vieler Andeutungen unbekannt ist, blüht Gert Fröbe in seinen Momenten auf. Er bringt Goldfingers beinahe schon diebische Freude so gekonnt zur Geltung angesichts der Anerkennung durch den namhaften Geheimagenten, dass man beinahe die Skrupellosigkeit des Schurken übersehen könnte.

Dass Auric Goldfinger in Oddjob einen ebenso einprägsamen wie charismatischen Helfer besitzt, macht beide nur faszinierender. Dabei ist die Geschichte, welche einen Einbruch im amerikanischen Goldlager Fort Knox beinhaltet, weit weniger komplex oder fantastisch, als in manch anderen Filmen der Reihe. Und eben deshalb auch viel greifbarer. Nach beinahe 50 Jahren hat der Klassiker nichts von seinem Charme oder seinem Esprit verloren. Dies ist zu großen Teilen der Besetzung zu verdanken, aber auch der tadellosen handwerklichen Umsetzung, die besser (damals) nicht zu machen war.
Zwar ist Goldfinger ein weniger harter Agententhriller als seine Vorgänger, dabei aber umso unterhaltsamer und dank der Figuren uneingeschränkt sehenswert.


Fazit:
Bei den geschliffenen Dialogen muss man als Zuschauer immer wieder schmunzeln, beim Namen einer wichtigen Filmfigur umso mehr. Und nicht nur, dass Geheimagent James Bond zahlreiche neue technische Spielereien für seinen Einsatz gestellt bekommt, sein neues Auto hat viel mehr Funktionen, als man irgendwo dazu buchen könnte. Auch wenn die beiden Vorgängerfilme James Bond als harten Geheimagenten etabliert haben, hier wirkt er lockerer, wenn auch nicht weniger zynisch. Dass er im von Gert Fröbe fabelhaft verkörperten Auric Goldfinger einen würdigen Gegner gefunden hat, scheint Sean Connery nur noch mehr anzuspornen.
Dabei ist die Story von Goldfinger so abwegig nicht und der Plan, was der Bösewicht mit Fort Knox vorhat so einfach wie brillant. Neben zwei Hauptdarstellern, die zur Hochform auflaufen, lebt das dritte Bond-Abenteuer von zwei bemerkenswerten Nebenfiguren, die in die Geschichtsbücher der Reihe eingegangen sind. Dank ihnen besitzt der Film auch nach so vielen Jahren einen unvergleichlichen, zeitlosen Charme und bringt somit zwar nicht das Genre des Agentenfilms, wohl aber die Bond-Filme treffend und nach wie vor unerreicht auf den Punkt.