Gremlins - Kleine Monster [1984]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. April 2013
Genre: Fantasy / Horror / Komödie

Originaltitel: Gremlins
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1984
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Joe Dante
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Zach Galligan, Phoebe Cates, Frances Lee McCain, Hoyt Axton, Dick Miller, Jackie Joseph, Judge Reinhold, Corey Feldman, Glynn Turman, Polly Holliday, Keye Luke, John Louie, Scott Brady, Jonathan Banks


Kurzinhalt:
Der wenig erfolgreiche Erfinder Randall Peltzer (Hoyt Axton) bringt seinem Sohn Billy (Zach Galligan) ein neues Haustier zu Weihnachten mit: Gizmo. Der pelzige Gefährte hat einen ganz eigenen, friedvollen Charakter, doch gibt es einige Hinweise, die man nicht missachten darf. So darf Gizmo nicht nass werden und Sonnenlicht ist für ihn tödlich. Auch darf man ihn, egal wie sehr er betteln sollte, nicht nach Mitternacht füttern. Doch durch einen kleinen Unfall kommt Gizmo mit Wasser in Berührung und wenig später hat Billy fünf weitere der behaarten Kreaturen um sich. Im Gegensatz zu Gizmo sind sie nicht ruhig und friedfertig, sondern aggressiv und böse.
So tricksen sie Billy aus, um nach Mitternacht etwas zu fressen zu bekommen und wenig später sieht sich die Kleinstadt einer Plage gegenüber, vor der Billy samt seiner Kollegin Kate (Phoebe Cates) am liebsten fliehen würde – doch wenn sie die Gremlins nicht aufhalten, wer könnte es dann?


Kritik:
Drei goldene Regeln, an die man sich halten muss: Sie mögen keine Helligkeit, Sonnenlicht ist für sie sogar tödlich. Sie dürfen nie mit Wasser in Berührung kommen. Und die vielleicht wichtigste Regel, die man nie missachten darf, sie dürfen nie nach Mitternacht gefüttert werden.
Und doch wäre Gremlins - Kleine Monster nicht erzählenswert, wenn Billy Peltzer eben jenes Regelwerk beherzigen würde. Von seinem Vater bekommt er zu Weihnachten einen Mogwai geschenkt, eine seltsame, pelzige Kreatur, die beherzt summt und singt, wenn sie in der richtigen Stimmung ist. Sie stammt aus einem kleinen Laden in Chinatown, dessen Besitzer den Mogwai, der auf den Namen Gizmo hört, eigentlich nicht hergeben wollte. Was das Drehbuch aus der Feder von Chris Columbus aus der Idee entwickelt, mutet über manche Strecken an wie ein auf den Kopf gestellter Weihnachtsfilm, in dem die Bescherung die Beschenkten buchstäblich aufzufressen versucht.

Dabei zeichnet Regisseur Joe Dante das Bild einer Kleinstadt, die kurz vor Heilig Abend in Schnee gehüllt ist und zusammen mit den bunten Lichtern und der Einstellung der Menschen an ein modernes Spiegelbild von Charles Dickens' Eine Weihnachtsgeschichte [1843] erinnert. Die herzlose, wohlhabende Mrs. Deagle könnte man als Verwandte von Ebenezer Scrooge sehen. Auch bei Billy und seiner Familie ist nicht alles Gold, was glänzt, denn auch wenn sein Vater ein selbsternannter Erfinder ist, für stabile Finanzen im Haushalt sorgt Billy selbst und übersieht dabei beinahe, dass seine Kollegin Kate ihn in ihr Herz geschlossen hat. Die putzige Erscheinung des kleinen Gizmo reiht sich nahtlos in die Stimmung ein, bis gegen eine der Regeln verstoßen wird, denn wird er einmal nass, vermehrt er sich. Seine Nachkömmlinge sehen ihm zum Verwechseln ähnlich und wachsen rasant auf seine Größe heran, doch sind sie alles andere als süß, sondern vielmehr bösartig und hinterlistig.

Das Chaos, das in der zweiten Filmhälfte entsteht, ist somit hausgemacht und anfangs sogar überaus amüsant, wenn die nach einer Verwandlung aus den Mogwais entstandenen Gremlins über die Stadt und ihre Bewohner herfallen. Doch so verschlagen sie aussehen mögen, so gefährlich sind sie auch. Die Altersfreigabe von Gremlins scheint aus heutiger Sicht etwas zu hoch, auch wenn mit den Biestern wahrlich nicht zu spaßen ist. Der Film verbindet dabei Horror und Komödie zu einem ungewohnten und überaus amüsanten Mix, wobei man sich einige Momente vorstellen kann, in denen heutige Filmemacher einen Schritt weiter gehen würden – und damit ihr angestrebtes Publikum verlieren würden. So werden nach wie vor erwachsene Zuschauer am ehesten etwas mit dem Film anzufangen wissen und sei es nur, wenn man sich an die Zeit erinnert, in der Gremlins entstand. Das Flair der 1980er Jahre haftet ihm ebenso an, wie man bekannte Gesichter aus jener Zeit wiederfindet. Dass kaum einer von ihnen über diese Zeit hinaus auf der großen Leinwand erfolgreich war, ist angesichts ihrer sympathischen Ausstrahlung durchaus überraschend.

Angeblich schwebte den Filmemachern ursprünglich eine deutlich düsterere und brutalere Version der Geschichte vor, von denen allerdings die meisten Ideen von Produzent Steven Spielberg blockiert wurden. Glücklicherweise, denn bekäme man einiges von dem bildlich gezeigt, was die Gremlins hier verursachen, bliebe einem das Lachen angesichts ihres rüpelhaften Verhaltens im Pub, in dem sie trinken, rauchen und sich sogar entblößen, vermutlich im Halse stecken.
Man mag ihr Benehmen sogar als Persiflage ansehen, was manche Menschen aus dem Geist der Feiertage machen, wenn sie sich verhalten wie die Gremlins hier. Doch ob oder welche Aussage die Macher tatsächlich treffen wollten, sei dahingestellt. Lässt man sich auf den humorvollen, stets mit einem Augenzwinkern erzählten Fantasyhorror ein, kommt man aus dem Schmunzeln kaum mehr heraus. Einige Ideen mögen in der heutigen Zeit angestaubt erscheinen, aber auch das trägt zum Charme von Gremlins bei.


Fazit:
Der knuffige Gizmo ist bis heute unerreicht, ebenso die bösartig blickenden Gremlins, die einem später im Film begegnen. Auch die Musik hat die Zeit mühelos überdauert und die beiden bekannten Themen sind jedem Film-Fan ein Begriff. Umso erstaunlicher ist es, dass die Darsteller hier mitunter so unbedeutend scheinen. Zwar überzeugen Zach Galligan und Phoebe Cates durch eine stimmige Chemie und Dick Miller als grummeliger Nachbar bleibt in Erinnerung, aber letztendlich sind sie alle austauschbar.
Gremlins lebt von seinen Fantasiefiguren, die einen Charme versprühen, der die beinahe 30 Jahre mühelos überdauert, auch wenn die Mischung zwischen Horror und Komödie heute wie damals nicht immer ganz ausgewogen scheint. Dank der besonnenen Regie von Joe Dante geraten die Gremlins zwar boshaft, der Film aber nie geschmacklos oder bösartig. Dass ältere Zuseher damit mehr anzufangen wissen, liegt am ehesten darin begründet, dass sie sich auch mit der Zeit identifizieren können, in der er entstand. Denn die fängt er gekonnt ein.